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Nokia & Airtel: Größtes cloud-basiertes VoLTE-Netz

Aus Indien kann der Netz­werk­aus­rüster Nokia einen Groß­auf­trag vermelden. Als Teil seiner "Clou­di­fi­zie­rungs­stra­tegie" wird dort Airtel die CloudBand-Infra­struk­tur­soft­ware von Nokia einsetzen.
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Nokia liefert Cloud-Infrastruktur nach ETSI-Standard an Airtel Indien Nokia liefert Cloud-Infrastruktur nach ETSI-Standard an Airtel Indien
Grafik: Nokia Networks
Aus Indien kann der Netz­werk­aus­rüster Nokia einen Groß­auf­trag vermelden. Als Teil seiner "Clou­di­fi­zie­rungs­stra­tegie" wird dort Airtel die CloudBand-Infra­struk­tur­soft­ware von Nokia einsetzen.

Größtes VoLTE-Netz der Welt

Nokia liefert Cloud-Infrastruktur nach ETSI-Standard an Airtel Indien Nokia liefert Cloud-Infrastruktur nach ETSI-Standard an Airtel Indien
Grafik: Nokia Networks
Der Netz­werk­aus­rüster Nokia hat für das Voice-over-LTE-Netz (VoLTE) des größten indi­schen Netz­be­trei­bers Bharti Airtel ("Airtel") soge­nannte "CloudBand-basierte" Soft­ware und Technik gelie­fert. Das Netz von Airtel versorgt über 110 Millionen Kunden und ist damit nach Angaben des Herstel­lers das größte Cloud-basierte VoLTE-Netz in Indien und das größte von Nokia betrie­bene VoLTE-Netz der Welt.

Der Einsatz von VoLTE aus der Cloud soll es Airtel ermög­li­chen, seinen Mobil­funk­kunden schnel­lere und zuver­läs­si­gere und vor allen kosten­güns­ti­gere Sprach­te­le­fonie-Verbin­dungen zu bieten.

Eine Lösung für 22 Netz­be­reiche

Die von Nokia gelie­ferte Lösung, die in alle 22 Netz­be­reiche in Indien einge­baut wurde, verwendet handels­üb­liche IT-Hard­ware mit Cloud-basierten virtu­ellen Netz­werk­funk­tionen (NFV), im Vergleich zur herkömm­li­chen 2G/3G-Netz­werk-Kern-Technik, welche noch Circuit-Swit­ched arbeitet. Bei Circuit-Swit­ched wird eine Sprach­ver­bin­dung - elek­trisch gesehen - als "Leitung" durch­ge­schaltet. Logisch, dass die neue Cloud-Technik viel weniger Strom und Platz verbraucht, und es müssen weniger teure Spezial-Kompo­nenten gekauft und gewartet und ausge­tauscht werden.

VoLTE kommt, 3G geht

Die neue VoLTE-Lösung von Nokia erlaubt Airtel, mehr Frequenzen für 4G/LTE und VoLTE neu zu nutzen, indem das 3G-Netz herun­ter­ge­fahren wird, ähnlich wie das in vielen Ländern Europas aktuell der Fall ist. Das schafft mehr Kapa­zität.

Airtel ist dabei, massiv in die Cloud zu wech­seln und will dafür die CloudBand-Infra­struk­tur­soft­ware von Nokia verwenden, um neue Märkte für 5G- und perma­nent mit dem Internet verbun­dene Endge­räte (IoT) zu schaffen.

Cloud macht anbie­ter­un­ab­hängig

Die CloudBand Tech­no­logie sei anbie­ter­un­ab­hängig und könne auf mehreren Platt­formen laufen, betont Nokia. Das werde den Netz­be­treiber Airtel in die Lage versetzen, den Grund­stein für die jetzt kommenden 5G-Netze zu legen und neue digi­tale Dienste mit "größerer Leich­tig­keit, Flexi­bi­lität und Agilität anzu­bieten und ein zuver­läs­siges und leis­tungs­starkes Netz für ein verbes­sertes Kunden­er­lebnis zu gewähr­leisten", wie das im Marke­ting-Sprech heute heißt.

CloudBand ist eine offene, skalier­bare (= erwei­ter­bare), flexible Platt­form, die es Airtel ermög­li­chen, die Netz­ka­pa­zität in Echt­zeit (abhängig vom Bedarf) und kosten­günstig an sich ändernde Verbrauchs­muster anzu­passen.

Wozu ist das gut?

Ein Beispiel: Findet auf einer sonst kaum besuchten Wiese ein großes Musik­fes­tival statt oder sind große Feiern in einer bestimmten Stadt geplant, muss dort kurz­fristig viel Kapa­zität bereit­ge­stellt werden, die man später so nicht mehr braucht. Wird hier viel tele­fo­niert und eher viel gesurft, werden auf einmal viele Filme gestreamt oder möchten Unter­nehmen von heute auf morgen ihren Außen­dienst mit Infor­ma­tionen versorgen oder Video­kon­fe­renzen abhalten oder Fernseh-Reporter aus einer Stadt berichten, wo irgendein Event statt­findet? Das erfor­dert perma­nente Ände­rungen und Umstel­lungen.

Bei neuen Lösungen werden die Netz­funk­tionen "virtua­li­siert", d.h. als Soft­ware defi­niert und die notwen­dige Rech­ner­ka­pa­zität in die Cloud verla­gert. Dort "bucht" der Netz­be­treiber die Dienste und Funk­tionen, die er gerade braucht oder glaubt zu brau­chen. Bemerkt er die Verän­de­rungen im Netz, kann er kurz­fristig umbu­chen und umkon­fi­gu­rieren, da keine neue Spezial-Hard­ware ange­schafft werden muss.

Alles soll einfa­cher und preis­werter werden

Nokia ist sich natür­lich sicher, dass seine Multi-Cloud-Manage­ment-Lösungen den Betrieb für Airtel verein­fa­chen werden und es erlauben, eine Netz­ar­chi­tektur zu entwerfen, die den Bedürf­nissen des Netz­be­trei­bers und seiner Kunden entspricht.

Randeep Sekhon, Technik-Chef (CTO) von Bharti Airtel, freut sich "unsere stra­te­gi­sche Part­ner­schaft mit Nokia zu vertiefen, um ein zukunfts­fä­higes und agiles Netz aufzu­bauen. Das größte offene, Cloud-basierte VoLTE-Netz des Landes ist ein wich­tiger Meilen­stein auf dem Weg von Airtel. Unser Ziel ist es, die Vorteile von Cloud-Lösungen zu nutzen, um unsere Archi­tektur zu verein­fa­chen und die schnel­lere Bereit­stel­lung inno­va­tiver Dienste zu ermög­li­chen, was letzt­end­lich zu einem verbes­serten Kunden­er­lebnis führt".

Bhaskar Gorti, Digital Chef bei Nokia Soft­ware, begrüßt die Auswei­tung der Part­ner­schaft und die Unter­stüt­zung der digi­talen Trans­for­ma­tion von Airtel. Er ist sich sicher, das Nokia die Grund­lagen für den 5G-Netz­ausbau liefern kann.

Wer ist Nokia heute?

Spricht man heute über Nokia, denkt man zunächst an die legen­dären Mobil­te­le­fone, die lange den Markt geprägt haben und nach einer turbu­lenten Zeit bei Micro­soft wieder nach Finn­land "zurück­ge­kehrt" sind. Nokia Mobile Smart­phones laufen heute weit­ge­hend unter Android. Daneben gibt es noch eine Unmenge von speziell für "aufstre­bende Märkte" gedachte Modelle, entweder mit KaiOS oder einem Nokia-eigenen Betriebs­system (Serie 30 oder 40). Sie kommen heute vom finni­schen Unter­nehmen HMD Global, das von Nokia (Networks) eine Lizenz für den Marken­namen Nokia auf den Handys erworben hat. Gebaut werden die Geräte in verschie­denen Werken, meist im asia­ti­schen Raum.

Nokia (Networks) war aber auch immer schon Netz­werk­aus­rüster und hat sich im Laufe der Jahre eine statt­liche Samm­lung anderer Marken und Hersteller dazu gekauft, sei es Siemens (Nokia-Siemens NSN), Alcatel-Lucent (Bell Labs) und einiges mehr. Konzern­sitz ist nach wie vor in Espoo bei Helsinki in Finn­land, das Unter­nehmen ist aber längst welt­weit aktiv.

Heute liefert Nokia Netz­werk­aus­rüs­tungen, d.h. Sende­an­tennen, Stationen, Sender-Hard­ware (Radio-Units), Vermitt­lungs- und Netz­werk­steue­rungen, Cloud- und Sicher­heits­lö­sungen.

Nokia verweist darauf, dass die ihre Netz­werk­kunden welt­weit mehr als 6,4 Milli­arden Mobil­funk­ver­träge (auch Prepaid) mit Verbin­dungen "belie­fern", außerdem habe Nokia welt­weit über 1300 Indus­trie­netze einge­richtet.

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