Vernetzt

Internet der Dinge: Offen und gefährlich

Je mehr Geräte mit dem Internet verbunden werden, desto mehr Sicherheitslücken gibt es: Viele Nutzer ahnen gar nicht, dass sie problemlos ausspioniert werden können.
Von Marie-Anne Winter

Das Internet der Dinge soll die Welt eigentlich besser machen. Doch derzeit geht das grüdnlich schief. Das Internet der Dinge soll die Welt eigentlich besser machen. Doch derzeit geht das grüdnlich schief.
Screenshot von der Süddeutschen Zeitung
Vor wenigen Wochen sorgte eine groß angelegte Cyber-Attacke für Aufmerksamkeit, die mithilfe eines Botnetzes aus Haushaltsgeräten, Festplatten-Rekordern und Überwachungskameras beliebte Internetdienste wie Twitter, Netflix oder Paypal in die Knie zwang. Sicherheits-Experten befürchten, dass diese Attacke nur ein Test war, um zu sehen, auf welche Weise sich die angegriffenen Unternehmen schützen. Doch es gibt unzählige weiterer Angriffe, von denen die meisten Internet-Benutzer gar nicht mitbekommen, dass sie überhaupt stattfinden: An diesem Wochenende berichtet die Süddeutsche Zeitung in einem mehrseitigen Special über die Ergebnisse einer monatelangen Recherche, bei der sich die Redakteure im Internet der Dinge umgesehen haben - und Erschreckendes entdeckten.

Etwa, dass es Smart-Home-Anlagen gibt, deren Steueroberflächen aufgrund von Konfigurationsfehlern für jeden im Internet einsehbar sind. Was wiederum bedeutet, dass sich nicht nur besorgte Eltern per Webcam Bilder ihren schlafenden Kinder ansehen können, sondern auch jeder sonst, etwa interessierte Pädophile. Oder dass nicht nur der entsprechende Hausbesitzer Fenster und Türen per Smartphone verriegeln kann, sondern potenzielle Einbrecher die Verriegelung und Warnanlage auf diesem Weg auch einfach wieder ausschalten können. Und dank der Überwachung in Verkaufsräumen, die bei einigen Ladenketten inzwischen standardmäßig vorgenommen und ins Internet übertragen wird, kann man auch gleich nachsehen, ob die Leute bei der Arbeit oder beim Einkaufen sind.

Vernetzung bringt neue Risiken

Das Internet der Dinge soll die Welt eigentlich besser machen. Doch derzeit geht das grüdnlich schief. Das Internet der Dinge soll die Welt eigentlich besser machen. Doch derzeit geht das grüdnlich schief.
Screenshot von der Süddeutschen Zeitung
Es ist zwar inzwischen bekannt, dass Fortschritt in der digitalen Welt oft neue Gefahren mit sich bringt. Trotzdem ist vielen Nutzern diese Gefahr nicht wirklich bewusst. Doch gerade bei der Vernetzung immer neuer Geräte, die dadurch - sehr praktisch - aus der Ferne steuerbar werden, die gleichzeitig aber auch jede Menge Daten erheben und ins Internet liefern, kann man im Grunde nicht vorsichtig genug sein. Leider ist aber das Gegenteil der Fall: Die Hersteller liefern die Geräte oft in einem Zustand aus, der alles andere als sicher ist. Kein Wunder, dass sich Hacker und Datensammler für die vielen leicht zugänglichen Daten interessieren.

Auch wenn das eine auf den ersten Blick nichts mit dem anderen zu tun hat: Das Thermostat verrät die Temperatur in der Wohnung, das Fitness-Armband schickt die Zahl verbrannter Kalorien an eine App. Aber überall wo Daten fließen, können sie auch abgefangen werden. Und aus solchen Informationen kann ein interessierter Hacker lesen, ob man zuhause oder beim Sport ist. Wobei man in vielen Fällen nicht einmal ein Hacker sein muss: Mit der Suchmaschine Shodan kann man das Internet nach mit dem Internet verbundenen Geräten durchsuchen - und zwar ganz gezielt nach vernetzten Gebäuden, Webcams, Kühlschränken oder was auch immer einen gerade interessiert. Dabei finden sich massenhaft Geräte, oft gleich inklusive der voreingestellten Standard-Passwörter.

Die Ironie der Geschichte ist, dass häufig also ausgerechnet die Geräte, die eigentlich für mehr Sicherheit sorgen sollen - etwa vernetzte Überwachungskameras oder sonstige Überwachungssysteme, ganz neue Einfallstore für Angreifer bieten. Was Sie selbst tun können, um Ihre vernetzten Geräte vor Angriffen zu schützen, beschreiben wir in einer weiteren Meldung.

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