Test

LG G6 im Test: Flottes System & Dual-Cam mit Abstrichen

Nachdem das Modul-Konzept des LG G5 nicht fruchtete, versucht sich das LG G6 wieder an bewährten Konzepten. Trotzdem ist manches neu wie das 18:9-FullVision-Display. Ein Flaggschiff-Smartphone mit Eigenheiten im Test.
Von Stefan Kirchner

Display

LG G6

Die größte Neuerung im LG G6 ist das Seitenverhältnis des 5,7-Zoll-Displays. Mit 18:9 - oder eben auch 2:1 - hebt sich das Smartphone deutlich von der Konkurrenz ab. QHD+ nennt LG die Auflösung, die mit 1440 mal 2880 Pixel angegeben und von LG als FullVision bezeichnet wird. Weiterhin ist die Unterstützung des offenen Bildstandards HDR10 implementiert, sowie der alternative HDR-Standard Dolby Vision. Bei entsprechend codierten Medien ist der Unterschied mehr als deutlich zu sehen. So unterstützt Dolby Vision in der Theorie ein Helligkeitsspektrum von bis zu 10 000 Nits, während ein normales Smartphone-Display maximal bis zu 700 Nits erreicht. Im Fall des LG G6 sind es immerhin 600 Nits. Trotzdem: Die Konkurrenten Samsung Galaxy S8 und Sony Xperia XZ Premium unterstützen nur HDR10, weswegen das LG G6 in diesem Punkt die Nase vorn hat. Weitere Smartphones mit diesen Display-Technologien gibt es derzeit noch nicht. LG G6 Test Zwei Apps gleichzeitig darzustellen machen bei einem 18:9 Display besonders viel Sinn
Foto: teltarif.de
Betrachtet man das Panel für sich, dann kommt ein klassisches IPS-Display mit einem sehr großen stabilen Blickwinkel und ohne größere Farbverfälschungen zum Einsatz. Lediglich die Spiegelungen des Displayglases stören, insbesondere unter freiem Himmel. Dank der sehr hohen Helligkeit von bis zu 600 Nits halten sich besagte Spiegelungen bei maximaler Helligkeit aber in Grenzen. Unschön ist, dass die Ecken nicht konsequent rund sind. Schaut man genauer hin, insbesondere bei hellen Farben, sind deutliche Kanten zu erkennen, wo die Ecken beginnen und aufhören. Nostalgiker werden sich eventuell an die letzten Smartphones von Palm mit webOS als Betriebssystem erinnert fühlen, wo diese abgerundeten Ecken fest zum System gehörten.

Im Unterschied zu den AMOLED-Displays von Samsung-Geräten, gelten IPS-Displays als stärker dran an natürlichen Farben. Der Delta-E-Wert von 6.12 fällt niedriger aus als bei dem direkten Konkurrenten Samsung Galaxy S8 (Plus). Je niedriger der Delta-E-Wert ausfällt, umso realistischer ist auch die Farbdarstellung des Displays. Mit einem Kontrast von 1535:1 liegt es jedoch etwas hinter dem großen Konkurrenten, was aber eben in der Natur der Technologien liegt. LG G6 Delta-E-Wert CIE-Diagramm: Das LG G6 hat eine ausgewogene Farbwiedergabe
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Mit Blick auf die Always-on-Funktion für Uhrzeit, Datum und Benachrichtigungen irritiert das verwendete IPS-Display. Immerhin muss das gesamte Panel beleuchtet werden, während ein OLED-Panel nur die aktiven Pixel beleuchtet. Dennoch hält sich der Stromverbrauch erfreulich in Grenzen. Was uns allerdings aufgefallen ist bei unserem Testgerät: In kompletter Dunkelheit ist ein leichter Lichthof am unteren Bildschirmrand sichtbar. Aber nur bei genauem hinsehen. LG G6 Test Je spitzer der Winkel, umso mehr lässt IPS nach bei der Darstellung
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In den Einstellungen für das Display selbst ist keine Möglichkeit implementiert, die Farbdarstellung den eigenen Wünschen anzupassen. Stattdessen hat LG im Prinzip genau diese Funktion unter "Einstellungen - Allgemein - Bedienungshilfen - Sehen - Farbeinstellung des Bildschirms" mit einer anderen Bezeichnung versteckt. Über ein Vorschaubild und einem Kreis kann der Farbfokus der Darstellung angepasst werden. Die vorgegebenen Farbprofile sind in erster Linie für Nutzer mit Farbenblindheit ausgelegt.

Unterschied HDR10 und Dolby Vision

Wenn man beim LG G6 über das HDR-fähige Display spricht, müssen prinzipiell auch die beiden unterstützten Standards näher betrachtet werden. Immerhin gibt es da deutliche Unterschiede im Detail und genau da liegt eine der Stärken des neuen LG-Flaggschiffs.
So bietet HDR10, wie der Name schon andeutet, eine Farbtiefe von 10 Bit. Das bedeutet, dass ein HDR10-kompatibles Panel bis zu 1024 Abstufungen je Grundfarbe (Rot, Grün, Blau; insgesamt fast 1,07 Milliarden Farben) darstellen kann, während ein normales Display mit 8 Bit auf gerade mal 256 Abstufungen je Farbe kommt. Farbverläufe sind damit nochmals weicher und vor allem natürlicher für das menschliche Auge. Dasselbe gilt im weitesten Sinne auch für Dolby Vision, nur das die Farbwiedergabe auf 12 Bit hochgeschraubt wird (4096 Farb­abstufungen, insgesamt fast 69 Milliarden verschiedene Farben) und dynamische Metadaten unterstützt werden. Letzteres bedeutet eine automatische Anpassung des Kontrastes an den aktuell zu sehenden Inhalt. HDR10 verwendet statische Metadaten, die für den gesamten Film gelten. Unterm Strich bietet Dolby Vision technisch gesehen das größte Potential, um das Beste aus dem jeweiligen Display - in diesem Fall das FullVision-Display des LG G6 - herauszuholen.

Bisher bietet lediglich Amazon über Prime Video HDR-kompatible Inhalte zum Streamen an. Laut Netflix wird es noch etwas dauern, bis das HDR-Angebot für Geräte wie das LG G6 bereitsteht.

Warum LG das Potential des Displays verschenkt, lesen Sie auf der nächsten Seite.

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