Test

LG G6 im Test: Flottes System & Dual-Cam mit Abstrichen

Nachdem das Modul-Konzept des LG G5 nicht fruchtete, versucht sich das LG G6 wieder an bewährten Konzepten. Trotzdem ist manches neu wie das 18:9-FullVision-Display. Ein Flaggschiff-Smartphone mit Eigenheiten im Test.
Von Stefan Kirchner

Betriebssystem, Oberfläche, besondere Software-Features

LG G6

Ausgeliefert wird das LG G6 mit der Firmware V10b-EUR-XX, was konkret Android 7.0 Nougat mit dem Sicherheitspatch vom 1. März 2017 bedeutet. Ob zum Start in Deutschland auch das Update auf Android 7.1.1 Nougat angeboten wird, wie es in den USA der Fall sein soll, ist uns nicht bekannt.
Wie üblich erweitert der Konzern das Betriebssystem mit seiner eigenen Oberfläche LG UX. Mit der Version 6.0 kommen spezielle Erweiterungen für das 18:9-Display dazu. Neben dem obligatorischen Ausführen von zwei Anwendungen parallel in quadratischen Fenstern sind das vor allem eine Dual-View-Kamera für Instagram-Nutzer und erweiterte Informationen in LG-eigenen Apps. Fast immer bezieht sich das jedoch auf mehr Informationen auf einen Blick. Schade ist, dass in der Kalender-App von LG das Potential nicht genutzt wird: In der Monatsansicht ist der jeweilige Monat über das volle Display gestreckt, anstatt eine zusätzliche Agenda-Übersicht unter dem Monat einzublenden. Konkurrent Samsung macht dies zum Beispiel in seiner Kalender-App S Planner so. LG G6 Test Der Platz im Display wird nicht ganz optimal genutzt
Screenshots: teltarif.de
Am Homescreen Launcher hat LG einige sinnvolle Optimierungen vorgenommen. So ist der App-Drawer als Option ab Werk bereits vorhanden (beim LG G5 musste man sich diese Funktion noch manuell aus der LG SmartWorld herunterladen) und auch Icons von nachträglich installierten Apps passen sich automatisch dem Design der LG-Oberfläche an. Damit ist LG einer der Neuerungen von Android O bereits voraus. Ansonsten gibt es keine allzu großen Unterschiede zu den Oberflächen, wie sie bereits auf dem LG G5 und LG V20 vorzufinden sind. LG G6 Test So sieht LGs UX 6.0 aus
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Lediglich im Detail sind einzelne Elemente auf dem LG G6 feiner abgestimmt und noch stärker an die Designrichtlinien von Googles Material Design orientiert. Das zeigt sich zum Beispiel im Standard-Hintergrund: Abstrakte Formen mit klaren Linien bestimmen das Bild. Das Karten-orientierte Design findet sich auch in der Wetter-und-Uhren-App von LG wieder oder der Benachrichtigungsleiste. Kurzum, das Design der neuen LG UX 6.0 wirkt insgesamt runder und in sich geschlossener als zuvor.

Weitestgehend Bloatware-frei

Vorinstallierte Apps im Sinne von Bloatware sind zum Glück kaum vorhanden. Lediglich die fast schon obligatorischen Apps bei einem Großteil der Smartphone-Hersteller für Facebook, Evernote und Instagram sind vorinstalliert. Der Rest an vorinstallierten Apps lässt sich schwerlich als Bloatware einsortieren, da sie von LG kommen und zumeist nützliche Funktionen liefern. So zum Beispiel QuickMemo+ für Notizen, LG Mobile Switch als Backup-Lösung für den Gerätewechsel, ein FM Radio, RemoteCall Service wenn man ein Problem hat, LG Friends Manager für spezielles optionales LG-Zubehör, HD Audiorekorder für Sprachnotizen, LG Health als einfache Fitness-App, Smart Doctor zur Speicherbereinigung und die LG SmartWorld für LG-spezifische Apps. Für letzteres plant der Konzern in den kommenden Monaten zudem eine starke Aufwertung mit über 100 neuen Apps, die vom speziellen Display des LG G6 Gebrauch machen sollen. Zumindest kann man LG attestieren, dass sie diesmal die Besonderheit ihres Flaggschiffs konsequenter vorwärts bringen wollen als es noch mit den Modulen für das LG G5 der Fall war. Für meinen Geschmack hätte LG aber durchaus bei den eigenen Apps anfangen können. Insbesondere der Kalender hätte sich dafür angeboten, wie zuvor bereits angesprochen. LG G6 Test Bloatware ist auf dem LG G6 kaum vorinstalliert
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Zu den LG-eigenen Funktionen gehören auch wieder die QSlide-Apps, bei denen es sich um kleine Mini-Apps handelt, die sich über der aktuell ausgeführten App als kleines schwebendes Fenster einblenden lassen. Verfügbar sind auf dem LG G6 QSlide-Apps für Videos, das Telefon, Kontakte, SMS-Nachrichten, den Kalender, für Mails und der Datei Manager. Schade ist nur, dass Drag'n'Drop nicht unterstützt wird, um beispielsweise Fotos mal eben in den Messenger oder eine Mail als Anhang zu kopieren und ähnliche Spielereien. Als praktischer erweist sich da die Möglichkeit, die Navigation-Bar um zusätzliche Tasten zu erweitern. Einerseits lassen sich Zurück, Home und der Task-Manager neu anordnen, aber auch um eine Taste zum Öffnen der Benachrichtigungsleiste erweitern. Gerade bei dem FullVision-Display des LG G6 ist das eine enorme Hilfe im Alltag. Apropos Benachrichigungsleiste: Per Doppeltap auf diese lässt sich das LG G6 in den Standy schicken. Bei der Größe des Gerätes gleicht das jedoch öfters einer Verrenkung um überhaupt da hoch zu kommen. Die zweihändige Bedienung hat sich mehrfach als hilfreich erwiesen, obwohl das LG G6 so schmal wirkt. LG G6 Test Das LG G6 hat seine ganz eigenen Stärken
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Positiv hervor zu heben ist der Audiorekorder: Er besitzt eine Pegelanzeige, einen speziellen Konzertmodus zum Herausfiltern von zu lauten Verzerrungen und einen einfachen Equalizer für die Aufnahme selbst. LG Health wiederum ist eine sehr einfach gehaltene Fitness-App, um seine täglich zurückgelegten Schritte aufzuzeichnen. Zusätzlich gehört das Tracken des Gewichts dazu - die Einträge erfolgen manuell - und verschiedene Workout-Trainings zu protokollieren. Auf Wunsch lassen sich die Daten mit Google Fit verknüpfen und synchronisieren.

Die Rache der späten Verfügbarkeit

Eine Sache hatte LG auf dem MWC 2017 mit viel Stolz angekündigt: Das LG G6 ist das erste Android Smartphone abseits der beiden Pixel-Modelle von Google, auf welchem der Google Assistant vorinstalliert ist. Da Google mittlerweile die Software für alle Smartphones mit mindestens Android 6.0 Marshmallow freigegeben hat, ist dieser Punkt mittlerweile nichtig geworden. Dennoch lässt sich sagen, dass der digitale Assistent von Google exakt so funktioniert wie auf dem Google Pixel. Man kann den Assistenten Fragen stellen und bekommt eine Antwort, er erkennt Gebäude wenn man sie fotografiert oder auch Inhalte auf dem Bildschirm. Aktiviert wird er per gedrücktgehaltener Home-Taste oder über das typische "Okay, Google" als Aktivierungswort. Letzteres natürlich nur, wenn innerhalb der Google-App die Sprachaktivierung eingeschaltet ist, sonst bleibt der Assistent auf Zuruf stumm.

Was uns im Test gefallen hat, sind kleine Feinheiten, die sich der Besonderheit des Displays widmen. Allen voran hat LG eine Funktion zur Steuerung des Seitenverhältnis eingebaut. Sollte eine Android-App wider Erwarten nicht mit dem 18:9-Display zurechtkommen, lässt sich per virtuellem Button im Vollbildmodus zur klassischen 16:7,9- oder 16:9-Ansicht wechseln. Besagter Button erscheint rechts oben, sobald man im Vollbildmodus die Statusleiste ins Bild zieht. Unseren Erfahrungen nach war das nie notwendig. Entweder die Apps funktionieren "ab Werk" im 18:9-Modus von LG, oder sie laufen im 16:7,9-Modus. Oft genug kam es vor, dass sich die Darstellung einer App gar nicht verändern ließ. Man könnte auch sagen, dass LG die Sache mit der Kompatibilität bestmöglich im Sinne der Nutzer gelöst hat. LG G6 Test LG trägt dem besonderen Displayformat Rechnung
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Das es nicht immer der neuste Prozessor sein muss, um schnell zu sein, lesen Sie auf Seite vier unseres Tests.

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