Windows-Tablet

Microsoft Surface 2 im Test: Hardware besser als die Software

Überdurchschnittliche Leistung und Akkulaufzeit, aber Software-Patzer
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Bei der Software-Ausstattung hat Microsoft dem Surface-2-Tablet Office 2013 in der RT-Variante beschert, das bleibt ein Feature, mit dem die versammelte iPad- und Android-Konkurrenz nicht aufwarten kann - das hauseigene Topmodell Surface 2 Pro allerdings auch nicht. Nach wie vor krankt die Oberfläche des Office-Pakets aber an sehr kleinen Schriftarten und Symbolen, die mit normalgroßen Fingern nur mit Zielfernrohr gut zu treffen sind - eine echte Touch-Optimierung steht also noch aus. Surface 2 und Surface Pro 2 mit Full-HD-Auflösung Surface 2 und Surface Pro 2 mit Full-HD-Auflösung
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck

Microsoft Surface 2 (32 GB)

Auf Kriegsfuß standen wir im Test mit der Sprach­aus­gabe­funktion des Surface 2: Diese war nach dem Auspacken des Tablets bereits gestartet, allerdings nicht als Kachel-App, sondern auf dem klassischen Desktop. Dort wartete sie auf diverse Eingaben, nervte mit sinnlosen Sprachkommentaren und blockierte die Nutzung der Kacheloberfläche. Auch ein Neustart des Tablets half nicht, da die Anwendung im Autostart eingetragen war. Erst nach einer Entfernung aus dem Autostart konnten wir das Tablet benutzen.

Der Ständer lässt sich jetzt in mehreren Stufen regeln Der Ständer lässt sich jetzt in mehreren Stufen regeln
Build: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Nach wie vor ein Nachteil ist die Tatsache, dass sich keine klassische Windows-Software installieren lässt. Dem Surface 2 könnte also dasselbe Schicksal blühen wie seinem Vorgänger: Nutzer, die ernsthaft arbeiten möchten, werden wohl zum Surface 2 Pro oder gleich zum Produkt eines Microsoft-Hardware-Partners greifen.

Viele Webentwickler begrüßen es, dass Microsoft sich zunehmend von seiner proprietären Silverlight-Technik zur Darstellung von Multimedia-Inhalten zugunsten von HTML 5 verabschiedet. Dass das Surface 2 aber das hauseigene Silverlight nicht unterstützt, ist mehr als peinlich - damit kann der Nutzer Dienste wie maxdome, Lovefilm oder Watchever auf dem Surface 2 nicht nutzen. Damit hat sich das Tablet als Medienwiedergabegerät schon zu einem großen Teil disqualifiziert, da es auch keine Windows-Apps für diese beiden Dienste gibt.

Leistung, Sound, Gratis-Telefonie und Akkulaufzeit

Surface-Schriftzug auf beiden Geräten der zweiten Generation Surface-Schriftzug auf beiden Geräten der zweiten Generation
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Positiv hervorzuheben ist die Leistung des Surface 2, die über die eines "Medienwiedergabe-Tablets" deutlich hinausgeht. In unserem Test wurden Ful-HD-Videos absolut flüssig und ohne Aussetzer oder Stockungen wiedergegeben. Die höhere Detailschärfe des Displays macht sich also besonders beim Anschauen von Filmen bemerkbar. Die Wiedergabe über die im Gehäuse eingelassenen Lautsprecher unterscheidet sich deutlich von denen anspruchsloser Billig-Tablets. Obwohl das Surface 2 als Tablet natürlich keinen Heimkinosound produziert, war der Klang angenehmer und Sprache besser verständlich als bei vielen Konkurrenzprodukten. Was aber bei Tablet-Lautsprechern grundsätzlich fehlt, sind die Bässe.

Die überdurchschnittlich hohe Prozessor- und Grafikleistung des Surface 2 wirft natürlich die Frage auf, für was man diese Leistung angesichts der schmalen Software-Ausstattung(smöglichkeit) überhaupt nutzen kann außer für Medienwiedergabe. Und dabei sind wir zu keinem befriedigenden Ergebnis gekommen, solange das Angebot an Windows-8-Apps dafür nichts hergibt. Microsoft wirbt zwar gerne mit "über 100 0000 Apps" im Windows Store, doch nur die wenigsten reizen die Leistungsfähigkeit des Geräts wirklich aus. Anwender können sich beispielsweise in der Spielesparte umschauen, im Bereich Multimediabearbeitung sieht es aber noch sehr dünn aus.

Surface Pro 2 (oben) und Surface 2 (unten) im Dicke-Vergleich Surface Pro 2 (oben) und Surface 2 (unten) im Dicke-Vergleich
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Eine sinnvolle Nutzungsmöglichkeit abseits vom Leistungswahn wäre die einjährige kostenlose Telefonie per Skype, die Microsoft den Surface 2-Nutzern schenkt. Die Käufer können ein Jahr lang kostenlose VoIP-Gespräche ins Festnetz von über 60 Ländern führen, darunter auch Deutschland. Ausgeschlossen sind Sonderrufnummern, Premium-Nummern und nicht-geografische Nummern. Der Angebotscode muss innerhalb von 90 Tagen ab Datum des ursprünglichen Kaufs eingelöst werden, spätestens aber bis zum 31. Dezember 2014.

Eine besondere Stärke kann das Surface 2 auch bei der Akkulaufzeit vorweisen. Diese beziffert Microsoft auf bis zu 10 Stunden, auch bei Videowiedergabe, und schreibt dazu, dass bei dieser Einschätzung WLAN aktiviert, die automatische Helligkeit deaktiviert und Bluetooth-Geräte ausgeschaltet waren. Mit diesen Einstellungen, die durchaus der alltäglichen Praxis entsprechen, halten wir nach unserem Test den Wert für realistisch. Die Standby-Zeit von "7 bis 15 Tagen" im Ruhezustand, wie Microsoft schreibt, würden wir eher bei fünf bis sieben Tagen sehen, was aber auch durchaus ordentlich ist im Vergleich zu schwachbrüstigen Billig-Tablets.

Fazit: Hardware, Verarbeitung und Display Top, aber ungenügende Software

Die Einzelnoten im Tablet-Test:
  • Technische Ausstattung: 1,8
  • Material / Verarbeitung: 1,2
  • Bedienung / Handling: 2
  • Betriebssystem / Apps: 3
  • Einschätzung des Redakteurs: 2
  • Gesamtnote: 2
In vielen Punkten hat Microsoft Fehler der ersten Geräte-Generation korrigiert und legt mit dem Surface 2 ein Tablet vor, das durch eine überdurchschnittliche Leistung, Verarbeitung und ein gutes Display überzeugen kann. Zusammen mit dem nun beleuchteten Touch-Cover ist das Tablet auch ein Arbeitsgerät für alle, die längere Texte abliefern müssen. In seiner Hauptdisziplin, der Medienwiedergabe, leistet sich das Gerät aber den peinlichen Patzer mit der fehlenden Silverlight-Unterstützung. Wirklich intuitiv zu bedienen ist Windows 8.1 trotz vieler Verbesserungen immer noch nicht - und wer Desktop-Software installieren will, schaut beim Surface 2 weiterhin in die Röhre.

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