Multimedia-Handys

Handys aus der Zwischenwelt: Viel Technik ohne Touchscreen

Multimedia-Funktionen auch in Handys unter 100 Euro
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Viele Handys verfügen über Multimedia-Funktionen. Viele Handys verfügen über Multimedia-Funktionen.
Bild: HTC, Nokia, Samsung, Sony Ericsson; Montage: teltarif.de
Blitzschnell surfen, hochauflösende Videos anschauen, und grafikintensive Spiele genießen: So bewerben viele Hersteller ihre neuen Modelle. Der Hinweis auf die Telefon-Features findet sich dagegen meist sehr weit unten in den Beschreibungen. Ganz anders bei den sogenannten Feature Phones: Bei ihnen sind Telefonieren und SMS-Schreiben mit die wichtigsten Anforderungen. Internetzugang und MP3-Player gibt es zwar auch, sie spielen aber eine deutlich geringere Rolle. Lohnen sich solche Handys der Zwischenklasse noch für jemanden, der vor allem Telefonieren will - oder greifen auch solche Nutzer besser zum Smartphone?

Das Smartphone ist auf dem Vormarsch

Viele Handys verfügen über Multimedia-Funktionen. Viele Handys verfügen über Multimedia-Funktionen.
Bild: HTC, Nokia, Samsung, Sony Ericsson; Montage: teltarif.de
"Es braucht zum Surfen im Internet eine gewisse Displaygröße und einen schnellen Internetzugang über UMTS und WLAN. Außerdem haben Smartphones ein offenes Betriebssystem, das sich mit Apps erweitern lässt", sagt Michael Wolf von der Stiftung Warentest. Wichtig sei auch eine QWERTZ-Tastatur, die entweder physisch oder als Touchscreen realisiert sein kann.

Für preisbewusste Kunden hat Michael Wolf aber auch eine gute Nachricht: "Die Grenzen zwischen Smartphones und Multimediahandys verlaufen fließend." So können auf preisgünstigeren Handys auch kleinere Programme installiert werden, sie haben oft eine Facebook-App oder einen E-Mail-Client an Bord. "Das ist mit dem Angebot auf Android- oder Apple-Geräten aber nicht zu vergleichen", warnt Wolf. Die kleineren Mittelklasse-Handys spielen jedoch durch ihr kleineres Display nicht in einer Liga der Touchscreen-Smartphones.

Die Vielfalt an Apps und Spielen sei einer der Gründe für den Erfolg der Smartphones, erklärt der Warentester. "Inzwischen greifen selbst ältere und wenig technikaffine Nutzer oft zu Smartphones, weil sie zum Beispiel ein Handy mit gutem MP3-Player oder guter Kamera haben wollen." Wer den mobilen Datenfunk deaktiviert und Apps nur über WLAN herunterlädt, kann sie theoretisch sogar ohne Datenoption nutzen. Ein nach Verbrauch abrechnender Datentarif kann für die Nutzung von E-Mail-Funktionen ausreichen.

"Smartphones haben klassische Handys längst überholt", sagt Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu). "Und in den nächsten Jahren werden sie ihren Vorsprung weiter ausbauen." Aussterben werden Handys ohne Apps und Schnickschnack aber nicht, glaubt er. "Eine bestimmte Klientel wird es immer geben, die solche Geräte bevorzugt."

Moderne Smartphones eignen sich besonders für Nutzer textbasierter Kommunikation. Dienste wie WhatsApp, Instant Messenger und E-Mail sind auf eine mobile Internet-Verbindung und ein großes Display angewiesen. Je größer das Display und Gehäuse, um so schlechter wird aber oft auch die Handhabung während des Telefonierens. Von Einsteiger-Smartphones sollten sich Interessenten allerdings auch nicht zu viel versprechen: Oft finden hier langsamere Prozessoren Anwendung, die schnell an Leistungsgrenzen stoßen und für die gleichzeitige Nutzung vieler Apps nicht ausgelegt sind.

Multimediahandys mit Vorteilen

Mittelklasse-Handys haben noch immer den einen oder anderen Vorteil. Die Akkulaufzeit ist wegen des kleineren Displays und der schwächeren Prozessoren in der Regel länger. Auch die klassische Zahlentastatur hat noch viele Freunde. Michael Wolf weist aber darauf hin, dass weniger Funktionen nicht unbedingt zu leichterer Bedienung führen: Feature Phones "sind nicht zwingend einsteigerfreundlicher - manchmal sind die Tasten und die Bedienung doch arg fummelig."

Der große Vorteil von Feature Phones: Im Vergleich zu Smartphones sind viele Modelle günstiger. Groß ist der Preisunterschied aber nicht, wie ein Blick in unsere Gerätedatenbank zeigt. Schon für 100 bis 150 Euro lassen sich günstige Android-Smartphones finden. Mittelklassehandys liegen mit bis zu 80 Euro nur unwesentlich darunter. Viele Feature Phones sind außerdem schon ein bis zwei Jahre auf dem Markt.

Im Prinzip können Kaufinteressenten ohne Sorge zu den einfachen Feature Phones greifen, findet gfu-Sprecher Stehle. "Die Technik ist bei solchen Geräten relativ ausgereizt, große Innovationssprünge machen klassische Handys nicht mehr."

Echte Änderungen gibt es bei den wenigen Neuerscheinungen vor allem in Sachen Design, oft ändern die Hersteller aus Kosten- oder Effizienzgründen die Materialien. Gleichbleibende Qualität sollten Verbraucher aber nicht erwarten, warnt Warentester Michael Wolf: "Ein Blick auf Vergleichstests und Produktbewertungen lohnt sich nach wie vor." Es gebe auch bei Mittelklasse-Handys Qualitätsunterschiede.

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