Neuer Sendemast in Oberlemp: Mitten auf dem Bolzplatz
Die Gemeinde Oberlemp ist ein Stadtteil der Kleinstadt Aßlar im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis, so verrät es uns Wikipedia. Im Ort gibt es einen Bolzplatz, finanziell gefördert vom Deutschen Fußball Bund (DFB) und einer regionalen Brauerei.
Funkloch soll beseitigt werden - mit Nebenwirkungen
Also ist dort alles eigentlich prima. Bis auf ein riesiges Funkloch. So beschloss ein Netzbetreiber, dieses Funkloch endlich zu schließen. Er beauftragte seinen Funkturmbetreiber, der beantragte einen Standort und die Gemeinde genehmigte diesen. Bauherr ist die vielen unbekannte Firma ATC, die Abkürzung steht für American Tower Corporation, und die baut in erster Linie für o2-Telefonica, die Standorte können aber auch von 1&1, Vodafone oder der Telekom genutzt werden, wenn gewünscht.
Bolzplatz übersehen?
Lageplan der Stadt Aßlar. Der Mast ist in Bildmitte (Quadrat) und verkleinert den Bolzplatz gewaltig.
Grafik: Stadt Aßlar
Nur: Funkturmbetreiber und Gemeinde "übersahen" dabei, dass der Standort mitten auf dem Bolzplatz im Ort liegt. Wenn die Kinder Fußball spielen, ist das Risiko ziemlich groß, dass der Ball über den Sicherheitszaun fliegt und dort nicht mehr herausgeholt werden kann. Denn der Sendemast steht mitten auf dem bisherigen Spielfeld. Ob auch das Risiko besteht, das gezielte Ballschüsse die Funktechnik stören oder beschädigen könnten, ist nicht bekannt.
Kinder enttäuscht - Eltern sauer
Die Kinder sind ratlos bis sauer. Mitten auf ihrem Bolzplatz und Treffpunkt wird ein Sendemast gebaut.
Foto: teltarif.de
Kein Wunder: Große und kleine Bürger im Ort sind ziemlich sauer. Dabei sind sie gar nicht gegen Mobilfunk, betonen sie, im Gegenteil. Aber sie sind aus verständlichen Gründen gegen gerade diesen Standort.
TV berichtet: Bürgermeister verweist auf Sachzwänge
Der erschrockene Bürgermeister wurde vom Hessenschau (TV-Programm des Hessischen Rundfunks) befragt. Der Standort seit alternativlos, der Sendemasterbauer ATC habe sich diesen herausgesucht und außerdem lägen Schutzgebiete wie FFH (Flora Fauna Habitat) im Umfeld, die nur den Standort auf dem Bolzplatz erlaubt hätten.
Kurz darauf tauchte auch der "Länderspiegel" des ZDF (Zweites Deutsche Fernsehen) vor Ort auf und berichtete ähnlich deutlich über diesen Schildbürgerstreich.
Die Bürger finden, dass es nur wenige Meter entfernt genügend Platz für den Sendemasten gegeben hätte, ein Naturschutzgebiet sei das nicht. Jetzt bleibt die Frage, was passieren wird: Haben die Behörden und ATC ein Einsehen und finden einen besseren Standort für den Sendemast oder verlegt die Gemeinde halt den Bolzplatz? Oder bleibt wirklich alles, wie es ist?Für den Bürger sind solche Vorgänge kein Ruhmesblatt und sorgen nur für Frust.
Jede Woche berichten wir über den Netzausbau im Land.