Mobilfunkpakt

Zwischenbilanz: Ein Jahr Mobilfunkpakt in Hessen

Mit einem 10 Punk­tepro­gramm, 50 Millionen Euro an Förder­mitteln und einer eigenen Digi­talmi­nisterin möchte Hessen die digi­tale Infra­struktur inklu­sive Mobil­funk voran­bringen. Nach einem Jahr sieht es schon gut aus.
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Die partei­lose hessi­sche Digi­talmi­nisterin Kris­tina Sinemus ist nach einem Jahr Mobil­funk­pakt mit dem bishe­rigen Mobil­funk­netz­ausbau in Hessen zufrieden. Die Abde­ckung habe sich in allen Land­kreisen verbes­sert, sagte die Minis­terin in Wies­baden. Es habe inner­halb des vergan­genen Jahres 81 neu gebaute Mobil­funk­stand­orte und 1306 Stand­ortmo­derni­sierungen gegeben. "Wir wissen aber auch noch, was zu tun ist", betonte Sinemus.

Der hessi­sche Mobil­funk­pakt war im September 2018 geschlossen worden. Damals wurde ange­kündigt, in den folgenden Jahren unter anderem 800 neue Mobil­funk­stand­orte einzu­richten, die mindes­tens LTE bieten sollen. 4000 Stand­orte sollen moder­nisiert werden. Das Land stellte dafür Inves­titionen in Höhe von 50 Millionen Euro in Aussicht, um letzte Funk­löcher vor allem im länd­lichen Raum zu schließen. Geflossen ist das Geld nach Auskunft der Minis­terin noch nicht. Das soll Anfang nächsten Jahres passieren.

Ein Jahr Digi­talpakt Hessen

Landkarte der Mobilfunksender in Hessen. Die roten Punkte sind Neubauten, die blauen Standorte wurden umgerüstet Landkarte der Mobilfunksender in Hessen. Die roten Punkte sind Neubauten, die blauen Standorte wurden umgerüstet
Foto: digitales.hessen
Vor etwa einem Jahr, am 28. September 2018, hatte die Hessi­sche Landes­regie­rung nach einem Kabi­netts­beschluss, 50 Millionen Euro für eine bessere Mobil­funk­versor­gung in länd­lichen Regionen zu inves­tieren, gemeinsam mit den Mobil­funk­netz­betrei­bern Deut­sche Telekom, Telefónica Germany und Voda­fone in der Hessi­schen Staats­kanzlei einen 10-Punkte-Plan unter­zeichnet, um die letzten Lücken in der Mobil­funk-Land­karte Hessens zu schließen.

Die dafür zustän­dige hessi­sche Staats­minis­terin für Digi­tale Stra­tegie und Entwick­lung, Prof. Kris­tina Sinemus, ist sehr zufrieden: „Mit dieser Part­nerschaft nehmen wir eine Vorrei­terrolle ein. In Koope­ration mit den Mobil­funk­betrei­bern sind wir in einem Jahr Mobil­funk­pakt schnell und gut voran­gekommen.“ Seit Mitte Januar gibt es in der Hessi­schen Staats­kanzlei ein eigenes Digi­talres­sort.

„Durch die Bünde­lung aller Digi­tali­sierungs­vorhaben in Hessen kann der Ausbau der Infra­struktur ziel­führend und zügiger voran­getrieben werden. Das bedeutet: Alles aus einer Hand - Fest­netz und Glas­faser, Mobil­funk, WLAN und Regu­lierung. Unser Ziel ist ein schneller, flächen­deckender Infra­struk­turausbau und eine flächen­deckende Mobil­funk­versor­gung" sagt Prof. Sinemus." Und weiter: "Die 99 Prozent Haus­halts­abde­ckung sind erreicht, denn Hessens Mobil­funk­stra­tegie bewährt sich: Jeden Tag profi­tieren im Durch­schnitt mehr als drei neue Orte in Hessen von den Ausbau­maßnahmen.“

10-Punkte-Plan wirkt

Das Land und die Mobil­funk­unter­nehmen würden "gemeinsam zur Erfül­lung des Mobil­funk­pakts Hessen" beitragen. Hessen spricht von "neuen inno­vativen Wege mit den Mobil­funk­betrei­bern". Es wurde ein 10-Punkte-Plan verab­schiedet. „Die Abde­ckung hat sich in allen Land­kreisen verbes­sert. Bei Neubau und Moder­nisie­rungen von Mobil­funk­stand­orten kommen wir inner­halb eines Jahres in Summe auf 81 nagelneu gebaute Stand­orte und 1306 Stand­ortmo­derni­sierungen.

Frau Minister war persön­lich vor Ort: "Ob im nord­hessi­schen Schau­enburg-Martin­hagen, in Antrifttal im Vogels­berg oder der Wies­badener Innen­stadt, von den Verbes­serungen profi­tiert das ganze Land. Wir wissen aber auch noch, was zu tun ist! Daher hat Hessen beschlossen, über die verein­barten Punkte des Mobil­funk­paktes hinaus­zugehen und weitere Maßnahmen einzu­leiten“, so Kris­tina Sinemus. Dazu soll eine neue "koope­rative Dialog­initia­tive" noch mehr Trans­parenz zu schaffen. Die Mobilfunkabdeckung mit LTE hat sich in Hessen von 2018 auf 2019 spürbar verbessert. Viele Handyverträge "können" inzwischen auch LTE Die Mobilfunkabdeckung mit LTE hat sich in Hessen von 2018 auf 2019 spürbar verbessert. Viele Handyverträge "können" inzwischen auch LTE
Grafik: digitales.hessen

Staats­minis­terin Sinemus: „Im indus­triellen und gewerb­lichen Umfeld wird 5G künftig eine entschei­dende Rolle spielen. Damit 5G bei den Menschen ankommt und von den Unter­nehmen genutzt werden kann, treiben wir den Glas­faser­ausbau voran. Das Land Hessen stellt im Zuge dessen für die Glas­faser­erschlie­ßung von Gewer­bege­bieten Landes­mittel in Höhe von 100 Millionen Euro zur Verfü­gung. So wollen wir unsere Unter­nehmen 5G-ready machen.“

Die tech­nische Komple­xität erfor­dere perfekte Planung. Die großen Inves­titionen und das Zusam­menspiel von Land und Mobil­funk­betrei­bern ermög­lichen den Bürge­rinnen und Bürgern besseren Empfang und schnel­leres mobiles Internet. Es gebe ein ein Plus an LTE-Verfüg­barkeit von 3,8 Prozent auf Gemein­deflä­chen, auf Straßen und Wegen von 4,2 Prozent und bei den Land­straßen von 3,9 Prozent.“ Netzausbau pro Monat in Hessen sichtbar gemacht. Die roten Balken sind komplette Neubauten, die blauen Balken zeigen die Erweiterungen. Nicht jeder Netzanbieter hat überall ausgebaut Netzausbau pro Monat in Hessen sichtbar gemacht. Die roten Balken sind komplette Neubauten, die blauen Balken zeigen die Erweiterungen. Nicht jeder Netzanbieter hat überall ausgebaut
Grafik: digitales.hessen

Golde­nits (Telekom): So viele Menschen wie möglich versorgen

Walter Golde­nits, Technik-Chef der Telekom Deutsch­land bekräf­tigt das: „Ein Ziel der Telekom ist es, schnellst­möglich so viele Menschen wie möglich mobil mit hohen Band­breiten zu versorgen. Sowohl auf dem Land, als auch in den hessi­schen Städten. Die Digi­tali­sierung von Gesell­schaft, Wirt­schaft und öffent­licher Verwal­tung basiert auch auf leis­tungs­fähigen Mobil­funk­netzen. Dafür ist eine möglichst dichte und gute Infra­struktur, auch durch neue Mobil­funk­stand­orte, nötig. Um neue Stand­orte schnell reali­sieren zu können, brau­chen wir die aktive Unter­stüt­zung von Land und Kommunen.Genauso, wie es hier mit dem Mobil­funk­pakt in Hessen schon aufge­setzt wurde und in der Zukunft fort­gesetzt werden muss.“

Daiber(o2): Wir treiben LTE-Ausbau massiv voran

Valen­tina Daiber, Vorständin für Recht und Corpo­rate Affairs bei Telefónica Deutsch­land, bestä­tigt: "Seit Abschluss des Hessi­schen Mobil­funk­paktes in 2018 hat sich viel getan. Wir treiben unseren LTE Ausbau massiv voran. Jede Stunde geht bundes­weit ein neues LTE-Element in unserem o2-Netz in Betrieb. Aktuell baut im Bundes­gebiet kein Anbieter so dyna­misch aus wie Telefónica Deutsch­land. Hier­durch konnten wir Gebiete in den verschie­densten Regionen in Hessen und insbe­sondere auch sehr länd­liche Regionen wie Ober­weser oder Kirch­heim an unser LTE-Netz anbinden. Aber es bleibt noch viel zu tun, um die digi­tale Infra­struktur weiter auszu­bauen. Inso­fern begrüßen wir, dass die Hessi­sche Landes­regie­rung die Digi­talthemen in einem eigenen Minis­terium gebün­delt hat und damit den Mobil­funk­netz­betrei­bern einen enga­gierten Partner an die Seite gestellt hat."

Clement (Voda­fone): Frank­furt (Main) zur 5G-Pilot­stadt machen

Dr. Chris­toph Clement, Mitglied der Geschäfts­führung Voda­fone Deutsch­land, hat "den Bürgern in Hessen ein besseres Mobil­funk­erlebnis verspro­chen - und gelie­fert. Mit einem zwei­stel­ligen Millio­nenbe­trag haben wir unser Ausbau­programm massiv beschleu­nigt und allein seit Oktober letzten Jahres knapp 490 Mobil­funk-Basis­stationen neu errichtet oder erwei­tert. Damit erreicht Voda­fone eine LTE-Netz­abde­ckung in Hessen von über 94 Prozent. Jetzt legen wir nochmal nach: Bis Ende 2019 stemmen wir zusätz­lich 90 Mobil­funk­projekte und werden dann 97 Prozent aller hessi­schen Haus­halte mit LTE versorgen können. In Frank­furt gehen wir noch einen Schritt weiter und machen die Main­metro­pole bis 2021 zu einer der ersten 5G Städte Deutsch­lands.“

Bis Ende 2019 will Voda­fone rund 90 weitere Mobil­funk­projekte in 75 hessi­schen Gemeinden umsetzen. Von dem Neubau bzw. der Erwei­terung der Mobil­funk­stationen sollen 180 000 Bürger profi­tieren. Damit würden 97 Prozent der Bevöl­kerung in ganz Hessen bis Ende des Jahres mit LTE versorgt sein, kündigte Clement an. Frank­furt als Finanz­platz soll bis 2021 "zu einer der ersten 5G Städte Deutsch­lands" werden. In 90 Hotspots mit hohem Daten­verbrauch im Raum Frank­furt will Voda­fone 5G-Stand­orte für noch schnel­lere Verbin­dungen bauen. Im öffent­lichen Nahver­kehr sollen der Frank­furter Haupt­bahnhof und alle S-Bahn-Tunnel bis 2021 komplett mit LTE versorgt sein.

Eine Einschät­zung

Von links: Valentina Daiber (o2), Walter Goldenits (Telekom), Kristina Sinemus (Digital-Ministerin) und Dr. Christoph Clement (Vodafone) Von links: Valentina Daiber (o2), Walter Goldenits (Telekom), Kristina Sinemus (Digital-Ministerin) und Dr. Christoph Clement (Vodafone)
Foto: digitales.hessen / Staatsregierung
Es ist gut, dass sich die Politik inten­siver um das Thema Netz­ausbau kümmert. Was noch fehlt, ist eine inter­aktive Land­karte wo nicht nur ange­zeigt wird, wo welches Netz wo (angeb­lich) versorgt, sondern wo auch ganz konkrete Infor­mationen zu finden sind, wann der notwen­dige Aus- und Umbau vor Ort wirk­lich statt­findet. Aus eigener Anschauung wissen wir, dass es in ganz Hessen noch weite Regionen und Stre­cken gibt, wo die Mobil­funk­versor­gung entweder ganz fehlt oder noch höchst mangel­haft ist. Und in anderen Bundes­ländern dürfte es ähnlich sein.

teltarif.de-Leser, die in einem unver­sorgten Gebiet leben oder arbeiten oder sich oft dort aufhalten, sollten aktiv werden und beim eigenen Netz­betreiber oder beim Bürger­meister oder Landrat nach­fragen, wann vor Ort mit einem konkreten Netz­ausbau zu rechnen ist. Berichten Sie über Ihre konkreten Erfah­rungen im Forum.

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