Strukturen

E-Plus-Übernahme: Diese Aufgaben stehen für Telefónica an

Integration beider Unternehmen wird eine Mammutaufgabe
Von Hans-Georg Kluge

Für das fusionierte Unter­nehmen ist diese Frage natürlich die entscheidendste. So lange es noch keine Details zu den Plänen gibt, lassen sich immer­hin drei Kern­elemente ausmachen, die Aus­wirkungen haben können:

Zunächst die Planung und Real­isierung der Netz­zusammen­legung, sofern diese genehmigt wird. Sicher wird es dazu kommen, dass doppelte Kapazitäten abgebaut werden - wenngleich ja auch die zusammen­geführte Kunden­zahl bewältigt werden muss. Vorstellbar ist, dass beide Netze zusammen­geschaltet werden und dann nach und nach Über­kapazitäten abgebaut werden. Es könnte aber andererseits auch dazu kommen, dass doppelte Basis­stationen und Sendemasten - vor allem in ländlichen Regionen - aufgegeben werden. Darunter könnte dann die Versorgung direkt leiden. Würden beide Netze zusammengelegt und keine Kapazitäten abgebaut, wären die Synergieeffekte wohl deutlich geringer. Einsparpotentiale sind wohl am ehesten im Bereich des Netzausbaus zu realisieren. Hier können die beiden Unternehmen künftig Anstrengungen bündeln und doppelte Investitionen vermeiden - gerade der Ausbau der LTE-Netze kostet und ist längst nicht abgeschlossen.

Frequenzvergabe 2015 könnte spannend werden

Die 2016 auslaufenden Lizenzen für die GSM-Frequenzen werden 2015 neu vergeben. Hier haben sich o2 und E-Plus um je eigene Kontingente beworben. Möglicherweise wird ein gemeinsamer Konzern aus o2 und E-Plus weniger Frequenzen erhalten. Alternativ können auch die Kartellbehörden als Auflage festsetzen, dass der gemeinsame Konzern Frequenz-Spektren abgeben muss. Weniger Frequenzen heißt jedoch auch weniger Kapazität, was geringere Netzqualität zur Folge hat. Genaue Informationen in diesem Zusammen­hang gibt es noch nicht und werden auch erst in einigen Monaten zu bekommen sein.

Eine dritte Säule des künftigen Mobilfunknetzes ist das Backbone. Auch hier muss Telefónica künftig mehr Kapazitäten bereitstellen. Spart der Konzern an dieser Stelle, leidet die Leistungsfähigkeit des Netzes ungemein.

Unsere Prognose: Die Netzabdeckung könnte sich gerade im ländlichen Raum verbessern, die Qualität dürfte gleich bleiben oder vielleicht auch etwas schlechter werden. Kapazitätsabbau nach der Rasenmähermethode halten wir für unwahrscheinlich. Aus Kundensicht dürfte hier der Knackpunkt liegen: Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler ist der Ansicht, dass unter anderem die Netzqualität für die Akzeptanz der Kunden entscheidend ist.

Welche Zukunft haben die Untermarken von E-Plus und o2?

Eine konkrete Ausgestaltung des künftigen Marken-Portfolios ist zurzeit nicht bekannt. Das betrifft einerseits die Hauptmarken o2, E-Plus und Base. Daneben verfügen beide Konzerne über weitere Untermarken, die auf spezifische Zielgruppen ausgerichtet sind. Wie sich die Übernahme auf diese Marken auswirken wird, ist zurzeit nicht absehbar. Auch Telefónica selbst hält sich dazu bedeckt.

Klar ist allerdings, dass einige Marken als Joint-Ventures über unabhängige Gesellschaften realisiert werden. Gerade bei den sehr Zielgruppen-spezifischen Marken halten wir umfassende Änderungen für unwahrscheinlich - zumal Telefónica argumentieren könnte, dass die unterschiedlichen Marken von sich aus schon zu mehr Wettbewerb führen. Allerdings ist ebenfalls zu erwarten, dass Marken, die miteinander in direkter Konkurrenz stehen, langfristig nicht parallel betrieben werden. Hier sind besonders Fonic und simyo zu nennen, aber auch Ay Yildiz und Türk Telekom Mobile.

Torsten Gerrpott sagt dem Magazin Horizont [Link entfernt] , einiges spreche dafür, zum Beispiel Fonic auslaufen zu lassen. Bei den Hauptmarken mutmaßt er, o2 könnte als Premium-Marke weitergeführt werden, Base wäre dann eher im Low-End bzw. als Preis-Leistungsmarke am Markt.

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