Statt Alibaba: Kaufland übernimmt Online-Shop real.de
Kaufland übernimmt das Online-Geschäft von real
Foto: dpa/Oliver Berg
Im deutschen Online-Einzelhandel entsteht wohl ein neuer Riese: Die Schwarz-Gruppe aus Neckarsulm (Kaufland, Lidl) übernimmt das Portalgeschäft "real.de" vom Düsseldorfer Metro-Konzern. Es sei beabsichtigt, das Portal unter kaufland.de fortzuführen. Damit dürfte die Schwarz-Gruppe ihr Sortiment deutlich ausweiten und es vor allem auf große Konkurrenten wie Otto oder Amazon abgesehen haben. Allerdings geht es bei dem Deal mit Metro wohl nicht nur einen Ausbau des eigenen Online-Geschäfts, es drohte nämlich auch starke Konkurrenz aus Fernost.
Alibaba wollte real.de
Kaufland übernimmt das Online-Geschäft von real
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Vor allem dem chinesischen Online-Handelsriesen Alibaba wurde ebenfalls großes Interesse an real.de nachgesagt. Hier ging es wohl darum, "AliExpress" in Westeuropa deutlich auszubauen. Im asiatischen Raum befindet sich der Konzern bereits auf dem Level von Amazon, in Westeuropa und den USA spielt Alibaba jedoch eine eher untergeordnete Rolle.
Um dies zu ändern, stand für die Chinesen seit einigen Jahren eine neue Europa-Strategie im Fokus. Kern ist unter anderem ein riesiges Logistikzentrum im belgischen Lüttich. Alibaba hat vor dem Hintergrund seiner Größe und finanziellen Mittel erhebliches Potenzial, als ernsthafter Wettbewerber für Amazon in westlichen Ländern heranzuwachsen. Dies würde nicht nur zu einem verstärkten Preiswettkampf führen, immerhin gibt es auf Amazon viele chinesische Händler, die ihre Waren vermutlich lieber direkt aus China über das Logistiknetz von AliExpress versenden würden.
Deutsche Händler im Nachteil
Dass es in Deutschland zu einem großen Showdown zwischen Amazon und Alibaba kommt, ist natürlich überhaupt nicht im Interesse von deutschen Handelskonzernen wie Otto, der Schwarz-Gruppe oder Aldi. Sie würden bei einem radikalen Preiskampf zwischen zwei Großkonzernen aus den USA und China wohl nur Federn lassen. Man kann also stark davon ausgehen, dass die Schwarz-Gruppe sich mit dem jetzigen Zukauf auch unangenehme Konkurrenz vom Hals halten will.
Zudem ist das Sortiment in den Kaufland-Filialen nach wie vor weniger umfangreich als beim Mitbewerber real. Somit gibt es nun die Möglichkeit, das Produktangebot deutlich auszuweiten und neue Geschäftsbereiche zu erschließen. Zumal auch die Corona-Krise gezeigt hat, welche Bedeutung der Online-Handel in Krisensituationen haben kann. Letztendlich gewinnt außerdem der Verkauf von frischen Lebensmitteln im Internet eine immer größere Bedeutung.
Angriff auf Amazon Fresh?
Interessant wird natürlich sein, ob kaufland.de künftig Amazon Fresh angreifen will. Der US-Konzern hatte ebenfalls damit geliebäugelt, diesen Geschäftsbereich deutlich auszubauen. Bislang ist Amazon Fresh nur in Berlin, Potsdam, Hamburg und München verfügbar. Sollte dieses Angebot jedoch bundesweit ausgebaut werden, würde es zu einer erheblichen Konkurrenz für die stationären Handelsketten anwachsen.
Zumindest für den Fall der Fälle wird sich Kaufland mit dem Zukauf für sein Digitalgeschäft in diesem Bereich absichern wollen. Allerdings bleibt das Kerngeschäft wohl auch künftig in den Filialen. Erst in der vergangenen Woche hatte die Schwarz-Gruppe die Übernahme von rund 100 real-Filialen beim Bundeskartellamt angemeldet. Wenn alles nach Plan läuft, werden diese ebenfalls in einigen Monaten mit der Marke Kaufland umgeflaggt.