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Keine Kostenkontrolle bei Prepaid mit automatischer Aufladung

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen äußert sich zum Kosten-Problem, das bei der automatischen Aufladung von Prepaid-Guthaben auftreten kann. Die Anbieter könnten das Kosten-Problem mit einer einfachen Maßnahme entschärfen.
Von Hans-Georg Kluge

Prepaid und automatische Aufladung: Kostenkontrolle aufgeweicht. Prepaid und automatische Aufladung: Kostenkontrolle aufgeweicht.
Bild: teltarif.de
Die Ver­braucher­zentrale Nordrhein-Westfalen hat viel Wirbel entfacht, als sie Anfang der Woche über eine Kostenfalle bei Aldi Talk berichtete. Demnach könne die automatische Aufladung des Prepaid-Guthabens dann zu einem Problem führen, wenn der Schwellenbetrag unter den Kosten einer gebuchten Tarifoption liege.

Telefónica äußerte sich zu dem Fall und spricht stattdessen von einem Kosten-Schutz der implementiert sei.

Was ist es denn nun? Kostenfalle oder Kostenschutz? Wir haben uns mit der Ver­braucher­zentrale Nordrhein-Westfalen über den Fall unterhalten.

Verbraucherzentrale: Anbieter könnten Problem einfach entschärfen

Prepaid und automatische Aufladung: Kostenkontrolle aufgeweicht. Prepaid und automatische Aufladung: Kostenkontrolle aufgeweicht.
Bild: teltarif.de
Wie Georg Tryba von der Ver­braucher­zentrale Nordrhein-Westfalen uns in einem Gespräch sagt, gibt es mittlerweile Rückmeldungen von Verbrauchern, die darauf hinweisen, dass das Problem auch bei anderen Anbietern bestehe.

Wir haben uns die Einstellungen für die automatische Aufladung bei Aldi Talk angesehen. Zunächst kann der Kunde dort den Schwellenbetrag auswählen, ab dem die automatische Aufladung ausgelöst werden soll. Außerdem lässt sich die Höhe des Aufladebetrags bestimmen. Zusätzlich findet sich die Option, das automatische Aufladen auf 50 Euro im Monat zu begrenzen.

So sieht das Formular für die automatische Aufladung bei Aldi Talk aus. (Stand: 11. September 2015) So sieht das Formular für die automatische Aufladung bei Aldi Talk aus.
Screenshot: teltarif.de
Grundsätzlich sei das Formular zur automatischen Aufladung bei Aldi Talk aber nicht zu beanstanden. In dem Gespräch sagte uns Georg Tryba aber: "Das Kosten-Problem wäre sofort entschärft, wenn Anbieter die Mindestschwelle bei der automatischen Aufladung über die monatlichen Tarifkosten legen".

Bei Aldi Talk ist ein solcher Schutz nicht in der Konsequenz vorgesehen. Der Kunde muss dort zunächst mit der Maus über ein Fragezeichen fahren, um die Information zu erhalten, welcher Schwellenbetrag für welche Tarifoption empfohlen wird. Dass ein Schwellenbetrag, der niedriger als die monatlichen Tarifkosten ist, zu dem geschilderten Problem führen kann, geht aus den Informationen nicht hervor.

So informiert Aldi Talk über den Schwellenbetrag für die automatische Aufladung. So informiert Aldi Talk über den Schwellenbetrag für die automatische Aufladung.
Screenshot: teltarif.de
Es gebe aber nun einmal Kunden, die die Zusammenhänge bei der automatischen Aufladung nicht verstehen, so Tryba weiter.

Anbieter könnten auf drei Arten reagieren

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie Anbieter auf die drohende Kosten-Explosion reagieren könnten. Aldi Talk stellt sich auf den Standpunkt, dass die Nutzer genügend über die Deaktivierung einer Option und die Aufladungen informiert werden. So gesehen liegt der Ball dann im Feld des Kunden - bestenfalls über eine Kulanz-Lösung kommt ein Kunde dann um die explodierenden Kosten herum.

Denkbar wäre alternativ, den Schwellenbetrag immer über die monatlichen Mindestkosten zu setzen. Da dem Anbieter die gewählten Tarifoptionen bekannt sind, könnte er bei der Buchung eines Tarifs oder bei Änderungen an der automatischen Aufladung eine Warnung ausgeben, falls der Betrag nicht ausreicht, um die Tarifoption zu bezahlen.

Außerdem könnte ein Anbieter die Frequenz der automatischen Aufladung begrenzen, sodass sich die Kosten-Explosion verlangsamen würde.

Ein Prepaid-Anbieter könnte aber auch das Verhalten des Kunden anders auslegen. Der Provider könnte aus der Aktivierung der automatischen Aufladung schließen, dass der Kunde wünscht, dass Guthaben nachgeladen wird. Nach dieser Interpretation könnte der Anbieter seine Bedingungen so gestalten, dass auch eine zwei- oder mehrfache Aufladung ausgelöst werden kann.

So funktioniert die automatische Aufladung

Die automatische Aufladung ist ein Mechanismus, den Kunden nutzen können, um nicht manuell ihr Prepaid-Konto aufladen zu müssen. Der Kunde gibt zunächst einen Schwellenbetrag an. Wenn das Guthaben unter diesen Betrag sinkt, dann soll der Anbieter den zuvor bestimmten Aufladebetrag vom Girokonto des Kunden abbuchen.

Prepaid gilt gemeinhin als Mobilfunk-Lösung, die volle Kostenkontrolle erlaubt, da der Kunde nie mehr Einheiten verbrauchen kann, als er mit seinem Guthaben bezahlen kann. Logischerweise macht eine automatische Aufladung diese Kontrolle erheblich schwerer, da ja ein automatischer Nachlade-Mechanismus wirkt.

Volle Kostenkontrolle und automatische Aufladung schließen sich gewissermaßen aus.

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