Zugeschnappt

Aldi Talk: Kostenfalle mit automatischer Aufladung?

Die Verbraucherzentrale NRW warnt vor einer Kostenfalle, die Prepaid-Nutzer treffen kann, wenn sie die automatische Aufladung einsetzen. Liegt der Aufladebetrag unter den monatlichen Tarifkosten, kann die Kostenfalle zuschnappen.
Von Hans-Georg Kluge

Kostenfalle trotz Prepaid Kostenfalle trotz Prepaid
Bild: Jürgen Acker - Fotolia.com, Montage: teltarif.de
Die Ver­braucher­zentrale Nordrhein-Westfalen warnt vor einer Kostenfalle beim Mobilfunk-Discounter Aldi Talk. Demnach führe die Kombination aus einer eingestellten automatischen Aufladung von 5 Euro und der Buchung des Smartphone-Tarifs Paket 300 für 7,99 Euro monatlich unter bestimmten Bedingungen dazu, dass der Smart­phone-Tarif nicht nachgebucht werden kann und danach die weitere Nutzung nach den höheren regulären Tarif-Konditionen berechnet werde.

Das Problem: Guthaben zwischen 5,01 und 7,98 Euro bei Nachbuchung

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Bild: Jürgen Acker - Fotolia.com, Montage: teltarif.de
Konkret tritt der Fall dann ein, wenn der Nutzer zum Zeitpunkt der erneuten Buchung der Option Paket 300 zwischen 5,01 Euro und 7,98 Euro Guthaben auf seinem Konto hat. Dieser Betrag reicht nicht aus, um den Tarif erneut zu buchen, andererseits greift auch nicht die automatische Aufladung, da die Schwelle dafür noch nicht unterschritten ist.

Die Ver­braucher­zentrale skizziert das folgende Kostenfallen-Szenario so: "Telefoniert, gesimst und gesurft wird in der Folge zu den Konditionen des rund zehnmal teureren Basistarifs. Nutzer, die ihre Flatrate voll ausnutzen, zahlen dann statt 7,99 Euro fast 100 Euro. Wer gar ungebremst weiter surft und etwa mobil datenhungrige Filme schaut, muss das Mehrfache berappen." Es kommt also zu dem Fall, dass der Kunde weitersurft, aber zum höheren Basispreis. Wenn das Guthaben dann unter die 5-Euro-Marke rutscht, schlägt zwar die automatische Aufladung zu, aber der Paket-300-Tarif wird dennoch nicht erneut gebucht und so kommen die regulären Tarif-Konditionen zum Tragen. Im Basistarif von Aldi Talk kostet eine Gesprächsminute oder eine SMS 11 Cent, zu anderen Aldi-Talk-Nutzern 3 Cent. Für ein Megabyte berechnet Aldi Talk 23 Cent. Die Leistungen des Paket 300 kosten laut der Ver­braucher­zentrale im Basistarif rund 100 Euro (nach teltarif.de-Berechnungen im Extremfall genau 102 Euro) - statt 7,99 Euro.

Theoretisch könnte das geschilderte Problem immer dann auftreten, wenn der Betrag der automatischen Aufladung unter den monatlichen Paketkosten liegt - auch bei anderen Prepaid-Providern.

Update: In einem Statement weist Telefónica auf mehrfache Absicherungsmaßnahmen hin, die eine Kostenexplosion verhindern sollen.

So lässt sich die Kostenfalle vermeiden

Grundsätzlich gibt es mehrere Stellschrauben, mit denen Kunden die Kostenfalle verhindern können. Da ist zum einen ein höherer Aufladebetrag: Liegt der Betrag der automatischen Aufladung über den Kosten für die Tarifoption, so wird die Nachbuchung des Pakets klappen. Die Ver­braucher­zentrale fordert deswegen Aldi Talk dazu auf, den minimalen automatischen Auflade-Betrag auf 8 Euro anzuheben (was bei teureren Tarifen wiederum auch nicht helfen würde).

In einem Gespräch mit teltarif.de wies ein Telefónica-Sprecher darauf hin, dass die Kunden sowohl über die nicht erfolgte Verlängerung des Tarifs als auch über eine automatische Aufladung per SMS informiert würden. Über das ausführliche Statement von Telefónica haben wir in einer eigenen Meldung berichtet. Auf diesen Umstand geht die Ver­braucher­zentrale nur indirekt ein, wenn sie schreibt: "Deshalb lautet der Rat der Ver­braucher­zentrale NRW: E-Mails oder SMS, die eine unerwartet frühe Aufladung bestätigen, stets als Alarmzeichen werten!" Grundsätzlich sollten Nutzer SMS ihres Mobilfunk-Providers stets zur Kenntnis nehmen.

Schließlich empfiehlt die Ver­braucher­zentrale, zum Beispiel in der App von Aldi Talk zu überprüfen, nach welchen Konditionen aktuell abgerechnet werde. Wenn dort nicht der gewünschte Tarif genannt wird, ist dringender Handlungsbedarf gegeben, denn die Kosten sind jetzt möglicherweise erheblich höher als gedacht.

Persönlicher Kommentar von Hans-Georg Kluge
Hans-Georg Kluge Klar, es ist für Kunden immer ärgerlich, wenn sie plötzlich eine vermeintliche hohe Rechnung erhalten. Auch teltarif.de hilft immer wieder Lesern, die plötzlich und unverschuldet hohe Rechnungen beklagen. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass nicht jede erhöhte Rechnung tatsächlich unberechtigt ist. Wie viele Fälle die Verbraucherzentrale vorliegen hat, schreibt sie nicht. Ganz unschuldig ist der Verbraucher an der erhöhten Abrechnung in diesem Fall ohnehin nicht - immerhin ist der Rückfall in den Basistarif bei mangelndem Guthaben ureigenste Eigenschaft bei einer Prepaidkarte. Wenn die Nachbuchung nicht erfolgreich ist, kann die Tarifoption natürlich nicht weiter gelten. Trotzdem schreibt die Verbraucherzentrale: "Wer denkt, dass er in diesem Fall weiterhin Flatrate-Kunde bleiben wird, irrt gewaltig." Zum einen ist das Paket 300 keine Flatrate in diesem Sinne - vor allem liegt der Denkfehler hier aber beim Kunden. Wie soll denn der Tarif fortgeführt werden, wenn kein ausreichendes Guthaben vorhanden ist? Und wenn der Anbieter mit eine SMS über die nicht erfolgte Paket-Buchung informierte, dann trifft den Kunden durchaus eine Mitverantwortung für die darauffolgenden hohen Abbuchungen. Fraglich bleibt außerdem, warum die Verbraucherzentrale ausgerechnet Aldi Talk als Beispiel verwendet - der Fall ist genauso bei vielen anderen Prepaid-Discountern denkbar.

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