Themenspezial: Verbraucher & Service Zurückgewiesen

Aldi Talk spricht von Kostenschutz statt Kostenfalle

Telefónica hat sich zur vermeintlichen Kostenfalle bei Aldi Talk geäußert. Der Anbieter informiere über Aufladungen und Deaktivierungen von Optionen - und will von einer Kostenfalle nichts wissen.
Von Hans-Georg Kluge

Aldi Talk hat sich zur vermeintlichen Kostenfalle bei der automatischen Aufladung geäußert. Aldi Talk hat sich zur vermeintlichen Kostenfalle bei der automatischen Aufladung geäußert.
Bild: Jake Hellbach - Fotolia.com, Aldi Talk, Screenshot/Montage: teltarif.de
Die Pressestelle von Telefónica hat sich zur vermeintlichen Kostenfalle geäußert, die beim automatischen Auflade­verfahren bei Aldi Talk entstehen konnte. Zahlreiche Medien hatten einen Bericht der Ver­braucher­zentrale Nord­rhein-West­falen unkritisch wieder­gegeben. teltarif.de berichtete über den Fall - wir gaben aber in einem Kommentar in unserem Artikel direkt zu bedenken, dass die Darstellung der Ver­braucher­zentrale verkürzt ist, dass das Prepaid-Verfahren eben genau so funktioniert und dass die Ver­braucher­zentrale außer Acht lässt, dass der Kunde mehrere Info-SMS ignoriert haben musste.

Aldi Talk: "Es ist ein Kostenschutz implementiert"

Aldi Talk hat sich zur vermeintlichen Kostenfalle bei der automatischen Aufladung geäußert. Aldi Talk hat sich zur vermeintlichen Kostenfalle bei der automatischen Aufladung geäußert.
Bild: Jake Hellbach - Fotolia.com, Aldi Talk, Screenshot/Montage: teltarif.de
Telefónica erklärt in seinem Statement, dass der Kunde mehrfach über Aktivitäten bei der gebuchten Tarifoption informiert werde. So erhalte ein Kunde zwei Tage vor Ablauf der Option einen Hinweis auf die anstehende Verlängerung. Die Abschaltung der Option werde ebenfalls mit einer SMS bekannt gegeben - sofern das Guthaben nicht ausreicht. Außerdem informiere Aldi Talk über jede automatische Aufladung per SMS und E-Mail. teltarif.de schrieb deswegen schon gestern, dass der Kunde in diesem Fall mehrfach wichtige Informationen übersehen oder gar ignoriert haben musste und ihn somit zumindest eine Mitverantwortung an den explodierenden Kosten trifft.

Um vor ständigen automatischen Aufladungen geschützt zu sein, könne der Kunde eine Sperre einrichten, sodass monatlich nur 50 Euro über den Mechanismus nachgebucht werden können.

Über diese Maßnahmen in Kombination schreibt Telefónica: "Statt einer Kostenfalle ist also vielmehr ein Kostenschutz implementiert, den die Ver­braucher­zentrale in Ihrer Berichterstattung bedauerlicherweise nicht erwähnt". Mit dieser Aussage lässt Telefónica allerdings unerwähnt, dass das Szenario der Ver­braucher­zentrale grundsätzlich auftreten kann.

Höhere automatische Aufladung unpraktikabel

In dem Statement weist Telefónica darauf hin, dass es bei Aldi Talk beispielsweise die Option Internet Flat S für 3,99 Euro im Monat gibt, bei der ein Schwellwert für die automatische Aufladung von 5 Euro durchaus sinnvoll ist. Im Interesse der Kunden könne der Anbieter daher den Betrag nicht auf 8 Euro erhöhen. Stattdessen empfiehlt Aldi Talk einen Betrag für das Aufladeverfahren von 10 Euro, wenn der Kunde das Paket 300 gebucht hat.

Wenn eine Option mangels ausreichendem Guthaben nicht mehr verlängert werden kann, gehe Telefónica davon aus, dass der Kunde die Option nicht mehr benötigt oder wünscht. Telefónica wolle den Fall aber zum Anlass nehmen, um zu prüfen, ob es Möglichkeiten gebe, die "Verbraucherfreundlichkeit kontinuierlich zu optimieren".

Persönlicher Kommentar von Hans-Georg Kluge
Hans-Georg Kluge Die Stellungnahme von Telefónica untermauert unsere Berichterstattung über den Fall: Ja, das von der Ver­braucher­zentrale skizzierte Problem existiert. Aber auch ein Prepaid-Kunde sollte Info-SMS seines Providers zur Kenntnis nehmen. Wer mehrfache Info-SMS ignoriert, muss letztlich den Preis bezahlen. Ob Prepaid- oder Postpaid-Kunde: Jeder Handynutzer sollte seinen Tarif eigenverantwortlich und bewusst nutzen sowie die Abrechnungen überprüfen. Dann sind unverschämt hohe Rechnungen meist von vornherein vermeidbar. Fiese Kostenfallen bleiben aber zum Beispiel hohe Roamingkosten, Mehrwertrufnummern oder bei manchen Anbietern die Datenautomatik. Hier sind wiederum die Anbieter aufgerufen, den Nutzern die - teils horrenden - Kosten transparent zu erklären und diese gegebenen­falls bei Missbrauchsverdacht zu begrenzen.

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