Themenspezial: Verbraucher & Service Hintergrund

Prepaid-Aktion verpasst: Wegen zu später Portierung?

Dauert die Portie­rung der Nummer zum neuen Prepaid-Provider bis zu zehn Tage, hat der Kunde dort mögli­cher­weise eine attrak­tive Neukun­den­aktion verpasst. Anhand eines konkreten Falls beleuchten wir das Problem.
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Probleme bei Prepaid-Aktionen bei Portierung Probleme bei Prepaid-Aktionen bei Portierung
Bild: teltarif.de
Wenn Prepaid-Provider um neue Kunden werben, lassen sie sich dafür meist zeit­lich befris­tete Aktionen einfallen. Wer die Prepaid­karte in einem bestimmten Zeit­raum akti­viert und ggf. einen bestimmten Tarif bucht, erhält entweder einmalig oder dauer­haft mehr Daten­volumen, bekommt einen Geld­betrag gutge­schrieben oder darf mit höherer Geschwin­dig­keit surfen. Wer den zuvor klar defi­nierten Akti­ons­zeit­raum verpasst hat, geht leer aus und erhält ledig­lich die Stan­dard-Kondi­tionen.

Oft gewähren die Provider auch einen Bonus beim Mitbringen der eigenen Rufnummer, weil eine Portie­rung dazu führen könnte, dass der Kunde mögli­cher­weise ein länger andau­erndes Inter­esse hat, den Tarif zu nutzen. Doch in Deutsch­land dauern Portie­rungs­vor­gänge nicht selten sieben bis zehn Tage - und damit beginnt mögli­cher­weise das Problem.

Portie­rung dauert 10 Tage - Aktion verpasst?

Mitte Mai meldete sich bei uns ein teltarif.de-Leser, der im Rahmen einer Aktion bei Penny Mobil, über die wir berichtet hatten, eine neue SIM-Karte des von cong­star reali­sierten Super­markt-Discoun­ters erstanden und akti­viert hatte. Die Aktion klang auch inter­essant: Insge­samt 60 GB Extra-Daten, verteilt auf 12 Monate zu je 5 GB. Zusätz­lich 30 Euro Bonus bei Mitbringen der Rufnummer.

Probleme bei Prepaid-Aktionen bei Portierung Probleme bei Prepaid-Aktionen bei Portierung
Bild: teltarif.de
Der Leser schlug zu und bean­tragte die Rufnum­mern­por­tie­rung zu Penny Mobil. Da die Portie­rung aller­dings 10 Tage in Anspruch nahm, war der von Penny Mobil defi­nierte Akti­ons­zeit­raum bereits abge­laufen und der Neukunde verpasste alle Bonus-Zugaben, die es im Rahmen der Aktion geben sollte. In seiner Kunden­ser­vice-App wurde einfach die gebuchte Option in der "Stan­dard­aus­füh­rung" ange­zeigt.

Die Chro­nologie der Ereig­nisse

Der Leser beschwerte sich daraufhin einer­seits selbst bei der Kunden­betreuung und über­sandte ande­rer­seits uns eine Chro­nologie der Ereig­nisse. Laut Penny Mobil lief die Aktion vom 3. April bis zum 7. Mai.

Am 4. Mai erfolgte bei unserem Leser die Frei­schal­tung der SIM mit erfolg­rei­cher Legi­timie­rung durch den Kunden. Am 5. Mai bestä­tigte Penny Mobil den Auftrag zur Rufnum­mern­mit­nahme. Doch erst am 15. Mai, also 10 Tage später, erfolgte die Frei­schal­tung der SIM-Karte mit Portie­rung. Doch an diesem Tag war die Neukun­den­aktion bereits seit acht Tagen abge­laufen. Die Frei­schal­tung und Portie­rung hatte er aber bereits zwei Tage vor Akti­ons­ende bean­tragt.

Gene­rell wunderte sich der Leser, der auch schon mehrere auslän­dische Prepaid­karten gekauft und akti­viert hat, darüber, dass Portie­rungs­vor­gänge in Deutsch­land nach wie vor so lange dauern dürfen. In anderen Ländern wäre das in ein bis drei Tagen möglich - zum Teil gibt es dafür in manchen Ländern sogar gesetz­liche Vorgaben.

Defi­nition: Zu welchem Datum ist man "Neukunde"?

Schon bevor wir den Fall an cong­star als Leis­tungs­erbringer für Penny mobil weiter­gaben, hatte die Beschwerde des Kunden bei der Kunden­betreuung Erfolg. Nach einem Anruf bei der Hotline hat die Kunden­betreuung dem Kunden die 5 GB nach­gebucht. Der Mitar­beiter dort sagte aller­dings sehr offen, dass die Aufbu­chung des Sonder­volu­mens wohl oft nicht klappt und der Kunde mögli­cher­weise im nächsten Monat wieder anrufen muss. Die 30 Euro Portie­rungs-Bonus erhielt der Kunde auch.

Trotzdem warf die Geschichte so viele Fragen auf, dass wir dazu gene­rell bei cong­star nach­fragten. Wir wollten wissen, ab wann man denn bei den cong­star-Marken genau Neukunde im Sinne einer Aktion wie oben ist: Nach Bestel­lung, nach Legi­timie­rung, nach Annahme des Portie­rungs­antrags, nach Schal­tung des Anschlusses oder erst nach erfolg­rei­cher Portie­rung?

Darüber hinaus fragten wir, warum die Kunden­betreuung so etwas wie die monat­lichen 5 GB Daten­bonus nicht dauer­haft beim Kunden hinter­legen kann und warum darum die Gefahr besteht, dass er dafür ggf. jeden Monat wieder anrufen und die ganze Geschichte erneut erzählen muss, um die 5 GB zu erhalten. Schließ­lich wollten wir wissen, ob es denn keine Abrech­nungs­pro­bleme dadurch gibt, dass der Prepaid-Vertrag 28 Tage läuft, der 5-GB-Bonus aber einen Kalen­der­monat.

teltarif.de Talk: Unerwartete Probleme bei Prepaidkarten

Ausführ­liche Antwort von cong­star

cong­star antwor­tete recht ausführ­lich auf unsere Anfrage:

Haben Sie vielen Dank für Ihre Nach­richt. Ihre Fragen beant­worten wir gerne.

Die Rufnum­mern­mit­nahme (MNP, Mobile Number Porta­bility) ist ein bundes­weit vorge­gebener Prozess, auf den cong­star als tech­nischer Dienst­leister der REWE-Marken Penny Mobil und ja! mobil keinen Einfluss hat. Diese defi­nierten Abläufe sind für alle am Prozess betei­ligten Netz­betreiber und Diens­tean­bieter verbind­lich. Der MNP-Prozess wird durch die MNP Deutsch­land GbR gesteuert und ist in den MNP-Spezi­fika­tionen gere­gelt.

Zu der von Ihnen beschrie­benen Kunden­anfrage: Die 12x 5 GB Daten­bonus-Aktion galt für alle Kunden, die im Akti­ons­zeit­raum (03.04. bis 07.05.2023) einen Penny Mobil Basic, Smart, Smart Plus oder Smart Max Tarif akti­vieren. Mit der durch die Rufnum­mern­mit­nahme verzö­gerten Karten­akti­vie­rung am 15.05.23 war der Akti­ons­zeit­raum für den betrof­fenen Kunden daher leider abge­laufen.

Ihren Schil­derungen entnehmen wir, dass der Kunden­ser­vice aufgrund dieser zeit­lichen Verzö­gerung das Daten­volumen aus Kulanz­gründen manuell nach­gebucht hat, ohne Kunden­nummer können wir dies aber nicht abschlie­ßend bestä­tigen. Regu­läre Daten-Upgrades werden selbst­ver­ständ­lich auto­matisch auf das jewei­lige Kunden­konto gebucht. Wenn der Kunde bereit ist, uns seine Kunden­nummer mitzu­teilen, prüfen wir diese Einstel­lung gerne direkt im System und veri­fizieren den Auto­matismus der 5 GB für die nächsten 12 Monate.

Abbu­chungs­pro­bleme aufgrund unter­schied­licher Lauf­zeiten paral­lel­lau­fender Optionen sind uns nicht bekannt.

Die Schluss­fol­gerungen aus dem Fall

Damit sagt cong­star ganz klar: Die Karten­akti­vie­rung mit gleich­zei­tiger Schal­tung der alten Rufnummer ist das für Aktionen maßgeb­liche Datum. Für Inter­essenten bedeutet dies, gene­rell bei derar­tigen Aktionen keine Zeit zu verschwenden, sondern möglichst bald die Karte zu akti­vieren und das Prepaid-Legi­tima­tions­ver­fahren durch­zuführen, damit keine wert­volle Zeit verstreicht.

Denn nach wie vor gibt es in Deutsch­land keine gesetz­lich defi­nierte Zeit­ober­grenze für Portie­rungs­vor­gänge. Hier sollte der Gesetz­geber einschreiten und eine solche Ober­grenze von beispiels­weise maximal zwei bis drei Tagen vorschreiben. Von der aktuell zustän­digen MNP Deutsch­land GbR, die ein Joint-Venture der drei großen Netz­betreiber darstellt, ist eine derar­tige Initia­tive nicht zu erwarten.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Prepaid-Provider die SIM-Karte oft erst am Tag der Portie­rung akti­vieren. Bei Verträgen wird dies in der Regel anders gehand­habt. Dort wird die SIM-Karte meist sofort nach der Vertrags­bestä­tigung akti­viert und eine tempo­räre Rufnummer zuge­wiesen. Unser Leser bestä­tigte aller­dings noch­mals explizit, dass in seinem Fall die SIM-Karte erst nach der Portie­rung aktiv geschaltet worden ist. Er habe keine vorüber­gehende Nummer zuge­teilt bekommen. Erst nach Ablauf der Portie­rung seien dann die Nummer und die SIM dazu fähig gewesen, sich ins Telekom-Netz einzu­buchen.

Eine Entkop­pelung von SIM-Karten-Schal­tung und Portie­rungs­ein­gang würde also schon dabei helfen, dass deut­lich mehr Kunden von Akti­ons­vor­teilen profi­tieren, ohne dass eine Kunden­betreuung hinterher händisch eingreifen muss.

Prepaid-Karten punkten mit zahlrei­chen Vorteilen: Kurze Vertrags­lauf­zeiten, volle Kosten­kon­trolle, jeder­zeit kündbar - und dank vieler Discount-Ange­bote sind Prepaid-Tarife erschwing­lich zu haben.

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