Jubiläum

Von Kabelpilotprojekt bis Streaming: 40 Jahre Privatrundfunk

Im Januar 1984 gingen die ersten Privat­sender in Deutsch­land an den Start. Empfangen werden konnten die Programme nur in wenigen tausend Haus­halten.
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Ganz anders sah es beim digi­talen Fern­sehen über Satellit aus, das im Sommer 1996 mit dem Pay-TV-Paket von DF1 star­tete. Da die Programm­anbieter über viele Jahre parallel noch analog sendeten, dauerte es zwar lange, bis alle Zuschauer auf digital umge­schaltet hatten. Doch das digi­tale Fern­sehen war nicht aufzu­halten. Das gilt neben dem Satel­liten-Direkt­emp­fang auch für die Kabel­netze und die terres­tri­sche Verbrei­tung. DAB+-Sender Gelnhausen DAB+-Sender Gelnhausen
Foto: teltarif.de
2011 wurde das digi­tale Anten­nen­radio neu gestartet. Als DAB+, mit besserer Frequenz­aus­stat­tung, mehr Programmen und güns­tigen Empfangs­geräten dauerte es zwar lange, bis sich das Über­tra­gungs­ver­fahren durch­gesetzt hat. Viele Privat­radios haben sich der Tech­nologie zunächst verwehrt. Mitt­ler­weile sind die ehema­ligen Gegner auch dabei. Für Spar­ten­sender wie Schwarz­wald­radio, 80s80s und Beats Radio ist DAB+ sogar die einzige Chance für eine bundes­weite terres­tri­sche Verbrei­tung.

Strea­ming-Boom und immer mehr Spar­ten­kanäle

Neben DAB+ und UKW setzen die Programm­anbieter heut­zutage verstärkt auch auf Strea­ming. Vor allem Privat­radios bieten via Internet neben ihrem Haupt­pro­gramm auch eine Reihe von Spar­ten­kanälen an. Bei manchen Stationen ist es auch möglich, über die jewei­lige Smart­phone-App Musik­titel im linearen Programm zu über­springen, wenn sie einem nicht gefallen. Die FFH-Medi­engruppe aus Hessen hat ein Verfahren entwi­ckelt, bei dem Teile des Musik­pro­gramms aus dem linearen Programm durch Songs aus einer anderen Musik­sparte ersetzt werden. Diese Technik wird mitt­ler­weile nicht nur von FFH selbst, sondern auch von zahl­rei­chen anderen Veran­stal­tern aus dem In- und Ausland verwendet. FFH-Plus-Programme mit unterschiedlichen Musikfarben FFH-Plus-Programme mit unterschiedlichen Musikfarben
Foto: FFH-Mediengruppe
Strea­ming steht auch beim Fern­sehen hoch im Kurs. Hier können Spiel­filme und Serien zeit­sou­verän auf Abruf bereit­gestellt werden und es ist Platz für Spar­ten­kanäle und Strea­ming­dienste, für die im Satel­liten­fern­sehen kein Platz wäre oder für die die Kosten für eine Sat-Abstrah­lung zu hoch wären. Mit Podcasts wurde eine neue Medi­enka­tegorie geschaffen, die auch von Privat­sen­dern zur Verbrei­tung ihrer Inhalte genutzt wird.

VAUNET: "Private Medien fest etabliert"

"Heute haben sich die privaten audio­visu­ellen Medien fest etabliert, mehrere Gene­rationen von Medi­ennut­zern sind mit ihren Prot­ago­nisten, Formaten und Inhalten aufge­wachsen", so der Privat­sender-Verband VAUNET zum Jubi­läum. "Eine einma­lige private Anbieter- und Ange­bots­viel­falt erstreckt sich heute von Audio bis Video und von Podcast bis zum Strea­ming. Die Krea­tiv­wirt­schaft ist, mit den privaten Medi­enan­geboten als wich­tiger Teil­branche, einer der bedeu­tendsten Wirt­schafts­zweige in Deutsch­land geworden. Mit hoher Demo­kratie- und Gesell­schafts­rele­vanz sind die privaten Audio- und audio­visu­ellen Medien heute ein Garant für jour­nalis­tische Quali­täts­ange­bote und bilden ein verläss­liches Gegen­gewicht zu Algo­rithmen und Desin­for­mation."

Claus Grewenig, Vorstands­vor­sit­zender des VAUNET und Chief Corpo­rate Affairs Officer RTL Deutsch­land ergänzt: "Wir als Branche sind stolz auf das Erreichte, inso­fern werden wir 2024 feiern und das Thema das ganze Jahr über mit verschie­denen Events und Veröf­fent­lichungen begleiten. Mit ihnen werden wir nicht nur zurück, sondern vor allem auch nach vorn blicken. Das Jahr 2024 wird für unsere Branche das Jahr der poli­tischen Weichen­stel­lungen für das nächste Jahr­zehnt. Das gilt für die Ausge­stal­tung unserer Refi­nan­zie­rungs­mög­lich­keiten durch Verzicht auf Werbe­ver­bote ebenso wie für die Zukunft des dualen Medi­ensys­tems und für das Wett­bewerbs­ver­hältnis zu den ‚Big Tech‘ bei der Umset­zung der neuen euro­päi­schen Platt­form­regu­lie­rung. 2024 wird aufge­gleist, wie die Branche zu ihrem 50. Geburtstag dastehen wird."

Ausblick: So geht es in den nächsten Jahren weiter

Nahezu unstrittig ist derzeit, dass es vorerst kein Abschalt­datum für das analoge UKW-Radio gibt. Die Welt­funk­kon­ferenz WRC-23 hat zudem die Voraus­set­zungen dafür geschaffen, dass das digi­tale terres­tri­sche Fern­sehen DVB-T2 über das Jahr 2030 hinaus weiter verbreitet werden kann. Strea­ming wird dank güns­tigerer Mobil­funk­tarife mit hohem Daten­volumen zuneh­mend auch unter­wegs über das Smart­phone oder Tablet und nicht über den heimi­schen DSL- oder Kabel­anschluss genutzt. Kabel­anschluss? Genau, da schließt sich der Kreis zu den 40 Jahren Privat­funk in Deutsch­land.

Während UKW über Antenne auf nicht abseh­bare Zeit erhalten bleibt, verzichtet Voda­fone auf die analoge Kabel­ein­spei­sung von Hörfunk­pro­grammen jetzt endgültig.

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