Von Kabelpilotprojekt bis Streaming: 40 Jahre Privatrundfunk
Ganz anders sah es beim digitalen Fernsehen über Satellit aus, das im Sommer 1996 mit dem Pay-TV-Paket von DF1 startete. Da die Programmanbieter über viele Jahre parallel noch analog sendeten, dauerte es zwar lange, bis alle Zuschauer auf digital umgeschaltet hatten. Doch das digitale Fernsehen war nicht aufzuhalten. Das gilt neben dem Satelliten-Direktempfang auch für die Kabelnetze und die terrestrische Verbreitung.
DAB+-Sender Gelnhausen
Foto: teltarif.de
2011 wurde das digitale Antennenradio neu gestartet. Als DAB+, mit besserer Frequenzausstattung, mehr Programmen und günstigen Empfangsgeräten dauerte es zwar lange, bis sich das Übertragungsverfahren durchgesetzt hat. Viele Privatradios haben sich der Technologie zunächst verwehrt. Mittlerweile sind die ehemaligen Gegner auch dabei. Für Spartensender wie Schwarzwaldradio, 80s80s und Beats Radio ist DAB+ sogar die einzige Chance für eine bundesweite terrestrische Verbreitung.
Streaming-Boom und immer mehr Spartenkanäle
Neben DAB+ und UKW setzen die Programmanbieter heutzutage verstärkt auch auf Streaming. Vor allem Privatradios bieten via Internet neben ihrem Hauptprogramm auch eine Reihe von Spartenkanälen an. Bei manchen Stationen ist es auch möglich, über die jeweilige Smartphone-App Musiktitel im linearen Programm zu überspringen, wenn sie einem nicht gefallen. Die FFH-Mediengruppe aus Hessen hat ein Verfahren entwickelt, bei dem Teile des Musikprogramms aus dem linearen Programm durch Songs aus einer anderen Musiksparte ersetzt werden. Diese Technik wird mittlerweile nicht nur von FFH selbst, sondern auch von zahlreichen anderen Veranstaltern aus dem In- und Ausland verwendet.
FFH-Plus-Programme mit unterschiedlichen Musikfarben
Foto: FFH-Mediengruppe
Streaming steht auch beim Fernsehen hoch im Kurs. Hier können Spielfilme und Serien zeitsouverän auf Abruf bereitgestellt werden und es ist Platz für Spartenkanäle und Streamingdienste, für die im Satellitenfernsehen kein Platz wäre oder für die die Kosten für eine Sat-Abstrahlung zu hoch wären. Mit Podcasts wurde eine neue Medienkategorie geschaffen, die auch von Privatsendern zur Verbreitung ihrer Inhalte genutzt wird.
VAUNET: "Private Medien fest etabliert"
"Heute haben sich die privaten audiovisuellen Medien fest etabliert, mehrere Generationen von Mediennutzern sind mit ihren Protagonisten, Formaten und Inhalten aufgewachsen", so der Privatsender-Verband VAUNET zum Jubiläum. "Eine einmalige private Anbieter- und Angebotsvielfalt erstreckt sich heute von Audio bis Video und von Podcast bis zum Streaming. Die Kreativwirtschaft ist, mit den privaten Medienangeboten als wichtiger Teilbranche, einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Deutschland geworden. Mit hoher Demokratie- und Gesellschaftsrelevanz sind die privaten Audio- und audiovisuellen Medien heute ein Garant für journalistische Qualitätsangebote und bilden ein verlässliches Gegengewicht zu Algorithmen und Desinformation."
Claus Grewenig, Vorstandsvorsitzender des VAUNET und Chief Corporate Affairs Officer RTL Deutschland ergänzt: "Wir als Branche sind stolz auf das Erreichte, insofern werden wir 2024 feiern und das Thema das ganze Jahr über mit verschiedenen Events und Veröffentlichungen begleiten. Mit ihnen werden wir nicht nur zurück, sondern vor allem auch nach vorn blicken. Das Jahr 2024 wird für unsere Branche das Jahr der politischen Weichenstellungen für das nächste Jahrzehnt. Das gilt für die Ausgestaltung unserer Refinanzierungsmöglichkeiten durch Verzicht auf Werbeverbote ebenso wie für die Zukunft des dualen Mediensystems und für das Wettbewerbsverhältnis zu den ‚Big Tech‘ bei der Umsetzung der neuen europäischen Plattformregulierung. 2024 wird aufgegleist, wie die Branche zu ihrem 50. Geburtstag dastehen wird."
Ausblick: So geht es in den nächsten Jahren weiter
Nahezu unstrittig ist derzeit, dass es vorerst kein Abschaltdatum für das analoge UKW-Radio gibt. Die Weltfunkkonferenz WRC-23 hat zudem die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass das digitale terrestrische Fernsehen DVB-T2 über das Jahr 2030 hinaus weiter verbreitet werden kann. Streaming wird dank günstigerer Mobilfunktarife mit hohem Datenvolumen zunehmend auch unterwegs über das Smartphone oder Tablet und nicht über den heimischen DSL- oder Kabelanschluss genutzt. Kabelanschluss? Genau, da schließt sich der Kreis zu den 40 Jahren Privatfunk in Deutschland.
Während UKW über Antenne auf nicht absehbare Zeit erhalten bleibt, verzichtet Vodafone auf die analoge Kabeleinspeisung von Hörfunkprogrammen jetzt endgültig.