Jubiläum

Von Kabelpilotprojekt bis Streaming: 40 Jahre Privatrundfunk

Im Januar 1984 gingen die ersten Privat­sender in Deutsch­land an den Start. Empfangen werden konnten die Programme nur in wenigen tausend Haus­halten.
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Am 30. April 1986 ging Radio 4 als erster landes­weiter Privat­sender Deutsch­lands in Rhein­land-Pfalz auf Sendung - zumin­dest theo­retisch. In der Praxis wurde zunächst nur die Frequenz 103,6 MHz einge­setzt, auf der bereits ein halbes Jahr zuvor Radio Wein­straße gesendet hatte. Kurios: Sender­standort war der Mann­heimer Fern­mel­deturm - in Baden-Würt­tem­berg. Erst im Juli gingen weitere Frequenzen für Radio 4 in Mainz und Koblenz in Betrieb. In der Folge wurde das Sender­netz landes­weit ausge­baut. R.SH-"Angriff" auf den Norddeutschen Rundfunk R.SH-"Angriff" auf den Norddeutschen Rundfunk
Foto: R.SH
In Bayern und auch in Rhein­land-Pfalz gab es mehr Bewerber als Frequenzen. So wurde ein soge­nanntes Frequenz-Split­ting einge­führt. In München sendeten auf 92,4 MHz bis zu acht Programme zu jeweils unter­schied­lichen Zeiten, Radio 4 in Rhein­land-Pfalz stand für die vier Veran­stalter RPR, Pro Radio 4, Links­rhei­nischer Rund­funk und Radio 85, die sich die landes­weite Sender­kette teilten. Wirk­lich hörer­freund­lich war das nicht. Im Laufe der Jahre wurde das Split­ting redu­ziert und in den meisten Fällen bis heute komplett abge­schafft.

Der Norden drehte ab Mitte 1986 auf

In Schleswig-Holstein ging am 1. Juli 1986 der erste "echte" landes­weite Privat­sender on air. "Echt" deshalb, weil R.SH auch wirk­lich fast überall im nörd­lichsten deut­schen Bundes­land zu empfangen war. Auch in Hamburg war und ist das Programm zu empfangen. Inner­halb kürzester Zeit erfreute sich der Sender einer sehr hohen Beliebt­heit. Schließ­lich gab es im Sende­gebiet neben dem Nord­deut­schen Rund­funk kaum (von außen einstrah­lende) Alter­nativen.

Noch am Silves­tertag 1986 star­teten mit Radio Hamburg und Radio ffn die landes­weiten Privat­sender in Hamburg und Nieder­sachsen. In den Folge­jahren gingen in allen Bundes­län­dern Privat­radios an den Start. Kommer­zielle TV-Veran­stalter wie Sat.1, RTLplus, ProSieben und Tele 5 bekamen regio­nale terres­tri­sche Stütz­fre­quenzen, sodass sie auch abseits der Kabel­netze und - damals noch recht teurer - Satel­liten­emp­fangs­anlagen zu sehen waren. Astra-Satellitenuplink in Betzdorf/Luxemburg Astra-Satellitenuplink in Betzdorf/Luxemburg
Foto: FMaktuell
Der erste Versuch, den Rund­funk zu digi­tali­sieren, gab es mit DSR, dem Digi­talen Satel­liten Radio, ab 1989. Mit Star*Sat Radio und Radio Belcanto waren auch private Veran­stalter dabei, die somit die Ära bundes- und euro­paweiter kommer­zieller Hörfunk­kanäle in Deutsch­land einge­läutet haben (wobei Programme wie Star*Sat Radio, Radio Belcanto und Radio Luxem­burg auch zuvor - analog - über Satellit verbreitet wurden).

1989 star­teten erste deut­sche TV-Programme auf Astra

Eben­falls 1989 star­teten mit Sat.1, RTLplus und ProSieben die ersten deut­schen TV-Programme auf Astra. Damit wurde der Satel­liten-Direkt­emp­fang ein Produkt für den Massen­markt. Mussten zuvor sehr große Antennen auf Eutelsat (ECS) oder Intelsat ausge­richtet werden, reichten für den Astra-Empfang schon Para­bol­spiegel mit einem Durch­messer von 60 Zenti­metern.

1995 star­teten die ersten Pilot­pro­jekte für Digital Audio Broad­cas­ting (DAB). Zu diesem Zweck starten öffent­lich-recht­liche und private Veran­stalter eine Reihe neuer Programme. Ein Beispiel ist die Rock Antenne, die als Ableger von Antenne Bayern auf Sendung ging - und bis heute zu den belieb­testen Rock­radios in Deutsch­land gehört. Doch der erste DAB-Start stand unter keinem guten Stern: Das Programm­angebot war klein, die Sende­leis­tungen niedrig, die Radios teuer. Der Erfolg blieb daher aus.

Auf der dritten und letzten Seite geht es um Digital-TV, DAB+ und einen kleinen Ausblick in die Privat­funk-Zukunft.

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