DAB+ oder 5G: rbb-Intendantin entfacht neue Diskussion
DAB+ doch nicht die Zukunft des Hörfunks?
Foto: Ocean Digital
Die Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), Patricia Schlesinger, hat die Diskussion um die Zukunft des Hörfunks wieder neu entfacht, nachdem es zuletzt so aussah, als hätten sich alle Marktakteure damit abgefunden, dass sich der digital-terrestrische Hörfunk DAB+ auf dem Markt durchgesetzt habe.
Junge Hörer nutzen weniger linearen Hörfunk
DAB+ doch nicht die Zukunft des Hörfunks?
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"DAB+ ist für uns nur eine Übergangstechnologie. Wir wollen dort hin, wo unsere Hörer sind - im Netz", sagte sie in einer Anhörung zum neuen rbb-Staatsvertrag vor dem Berliner Abgeordnetenhaus. Hier ging es um die Möglichkeit, dass der rbb mit Wellen in Zukunft komplett von den linearen Verbreitungswegen ins Internet abwandern darf.
Schlesinger legte in der Anhörung Statistiken vor, wonach die Unter-30-jährigen heute schon vorrangig das Internet für Audio und Video nutzen und die lineare Verbreitung über UKW und DAB+ eine immer geringere Rolle spiele. "Wir haben nicht vor Zuschauer, Hörer und User hinten anzustellen", so Schlesinger.
So, wie heute selbst kleine Autos bereits DAB+ eingebaut haben, so werden sie bald auch über einen 5G-Zugang verfügen, prognostiziert die Intendantin der ARD-Anstalt. Zudem gehe die Zukunft dahin, dass sich Hörer ihre Sendungen und Musik individuell zusammenstellen. Auf den rbb bezogen würden Hörer dann etwa ein eigenes Programm mit den Nachrichten vom Inforadio, einem Feature von rbbKultur und der Musik von radioeins hören.
Lineare Abschaltung von Wellen frühestens "in sieben bis zehn Jahren"
Allerdings betonte Schlesinger auch, dass man nicht vor habe schon jetzt mit dem Hörfunk komplett ins Internet abzuwandern. "In sieben bis zehn Jahren" müsse man ernsthaft darüber nachdenken, ob man noch Hörfunkwellen brauche.
Der rbb sei momentan mit den linearen Wellen noch "so erfolgreich, dass es tatsächlich unternehmerisch, aber auch unserem Auftrag nicht entsprechend wäre, das aufzugeben". Sie wollte aber eine stärkere "Flexibilisierung der Verbreitungswege". Der aktuelle Staatsvertrag schreibt dem rbb vor, dass er seine sieben Hörfunkwellen linear über Antenne verbreiten muss.
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