Telefonnummer weg

Blau so blau - wenn die schöne Rufnummer einfach geklaut wird...

Leserfall: SIM deaktiviert und Nummer weg noch vor dem Ablaufdatum
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Franz Scholz ging zur örtlichen Polizei, um Anzeige zu erstatten. Dort wurde ihm eröffnet, dass solche Fälle bei der Polizei schon öfters gemeldet worden seien, und auffallend oft seien Karten aus dem Netz des Anbieters E-Plus betroffen gewesen. Die Polizei fand in ihren Systemen heraus, dass es an der gemeldeten Adresse keinen "Peter Alfred Baumann" gibt. Man habe aber im Polizei-Computer einen anderen "Peter Baumann" gefunden, der auch schon einschlägig vorbelastet sei, wisse aber nicht, ob es sich bei diesem um den gesuchten "Baumann" handele.

Franz Scholz überlegte weiter. Falls das Geburtsdatum 1941 stimmen sollte, müsste "Baumann" heute 72 Jahre alt sein. Ob er wirklich existierte, ob er sich dessen bewusst war, dass seine Rufnummer "gestohlen" war, wusste er nicht. Ob ein möglicher Sohn oder Enkel diese Nummer notfalls über kundige Helfershelfer besorgt hatte, ließ sich nicht klären. Bei seinen Recherchen im Internet fand Scholz jedoch heraus, dass ein reiner E-Plus-Fachhändler-Zugang zur E-Plus-Kundendatenbank für eine solche Aktion nicht ausgereicht hätte, der oder die Täter mussten Hilfe aus einem Call-Center oder von anderen Personen mit umfangreichem Zugriff auf die Blau-/E-Plus-Kundendatenbank bekommen haben.

Scholz wartete weiter vergeblich auf den Rückruf von Blau. Somit ging er einen Schritt weiter: In einem Schreiben an den CEO der E-Plus-Gruppe, Thorsten Dirks, schilderte er kurz den Fall und forderte das Unternehmen auf, die gestohlene Rufnummer umgehend wieder zurückzugeben. Die Reaktion kam prompt. Im Auftrag des Vorstandes nahm E-Plus mit Scholz telefonischen Kontakt auf, die Rufnummer wurde dem unbekannten Herrn "Baumann" sofort entzogen und wenig später auf eine von Scholz frisch besorgte Prepaid-SIM-Karte im Netz von E-Plus geschaltet. Wenige Tage später ein erneuter Anruf: Ob denn alles zu Scholzs Zufriedenheit gelaufen sei. Zuvor hatte sich E-Plus bereits schriftlich entschuldigt. Im Kundensystem sei jetzt eingetragen, dass Scholz jeder Vertragspartneränderung von vorneherein widerspreche. Außerdem habe man ihm aus Kulanz etwas Zusatzguthaben aufgebucht.

Nummernklau kein Einzelfall?

Scholz schilderte seine Erlebnisse in einem Internet-Forum. Dort wurde ihm berichtet, dass es ohne weiteres möglich sei, Discounter-Karten von Blau auf irgendwelche Fantasie-Personen umzuregistrieren, der letzte legitime Vorbesitzer würde darüber nicht informiert. Einige Forenteilnehmer hatten es sogar geschafft, eine Rufnummer ohne Kenntnis der dazu gehörenden SIM-Kartennummer oder weiterer wichtiger Kundendaten zu "portieren".

Kommentar: Die Tücken liegen im Prepaid-System

Das Portieren und Weitergeben von Rufnummern gehört zum Mobilfunk-Alltag. Speziell bei Prepaid-Karten ist es möglich und üblich, eine SIM-Karte auch dann auf einen neuen Kunden umschreiben zu lassen, wenn der registrierte Vorbesitzer nicht bekannt ist. Die meisten Anbieter fordern dazu beispielsweise eine Kopie des Reisepasses oder Personalausweises der Person, welche die Karte übernehmen möchte, an. Diese Daten müssen zusammen mit dem Antrag an den Netzbetreiber oder Service-Provider gefaxt werden. Eine leicht zu realisierende Möglichkeit wäre es vielleicht, den PUK-Code der SIM-Karte abzufragen. Zeitgenossen die nach dem Erhalt einer SIM-Karte als erstes die beiliegenden Sicherheits-Informationen wegwerfen, wird es nicht begeistern.

Darüber hinaus ist der Kauf und die Erstaktivierung von Prepaid-Karten mit zweifelhaften bis frei erfundenen Daten leicht möglich, da kaum ein Anbieter sich die Mühe macht, die Identität seines neuen Kunden vor dem Versand zu verifizieren, weil ihm ja dank Prepaid kein Schaden entstehen kann.

In einigen Ländern kann man Prepaid-Karten völlig frei kaufen. Niemand will wissen, wer die Karte kauft oder wer die Karte im Endeffekt benutzt. In der Schweiz ist das persönliche Erscheinen im Geschäft Pflicht, ohne Vorlage eines Ausweisdokumentes gibt es keine SIM-Karte. In Deutschland kann man Karten im Laden kaufen oder übers Internet bestellen, die Anbieter sind gesetzlich verpflichtet, Daten zu erheben. Ob diese Daten immer genau stimmen, kann keiner so genau sagen.

Wenn es aber so einfach möglich ist, einem Telefonkunden seine Rufnummer zu entführen, nur weil sie einem andern gut gefällt, dann bedarf das Prozedere doch eines gründlichen Updates.

Über einen ähnlichen Fall hat teltarif.de vor einigen Wochen bereits berichtet: Damals handelte es sich um einen nicht erlaubten VIP-Rufnummernhandel per eBay, anschließend wurde die Nummer von einem bis dahin unbeteiligten Vodafone-Shop-Mitarbeiter mittels Portierung entführt.

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