Ausprobiert

Samsung Galaxy S6 Edge+ im Test: Ist größer gleich besser?

Das Samsung Galaxy S6 Edge+ ersetzt hierzulande das aktuelle Note-Modell. Samsung hat die Funktionen des gebogenen Displays ausgebaut und das Gerät im Vergleich zum S6 Edge vergrößert. Wir haben uns das Galaxy S6 Edge+ im Test näher angesehen.
Von Rita Deutschbein

Der Herbst ist traditionell die Zeit, in der Samsung das neueste Modell der Galaxy-Note-Reihe auf den Markt bringt. Doch zumindest in Deutschland fährt der Hersteller in diesem Jahr einen anderen Kurs. Denn statt des Galaxy Note 5 bringt Samsung hierzulande das Galaxy S6 Edge+ in die Läden und schlägt damit einen direkten Bogen zu den im Frühjahr vorgestellten Geräten Galaxy S6 und Galaxy S6 Edge.

Samsung Galaxy S6 Edge+ im Test Samsung Galaxy S6 Edge+ im Test
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Das Galaxy S6 Edge+ hat die gleiche Displaybiegung wie das Galaxy S6 Edge, bietet dabei aber einen größeren Bildschirm und weitere Anpassungen seitens Samsung. Wer einen Trend erkennt, hat recht: Auch Apple hat mit dem iPhone 6 und iPhone 6 Plus zwei zum großen Teil identische Geräte im Portfolio, die sich aufgrund der Displaygröße aber in zwei Kategorien sortieren lassen: Smartphone und Phablet. Bei Apple ging die Strategie auf - kann Samsung mithalten? Wir haben uns das neue Herbst-Flaggschiff im Test näher angeschaut. Lesen Sie, welche neuen Funktionen Samsung dem Smartphone spendiert hat und wie es in Sachen Leistung überzeugen konnte.

Galaxy S6 Edge+: Preise und Verfügbarkeit

Samsung Galaxy S6 Edge+

Ab dem 4. September startet der Verkauf des Galaxy S6 Edge+ in verschiedenen Ländern, darunter auch Deutschland. Angeboten wird neben einer Version mit 32 GB Speicher auch ein Modell mit 64 GB - eine Variante mit 128 GB, wie es sie beim Galaxy S6 und Galaxy S6 Edge gibt, bietet Samsung für das Galaxy S6 Edge+ nicht an. Zum Verkaufsstart haben Kunden die Wahl zwischen der Farbvariante Gold-Platinum oder Black-Saphire.

Das Smartphone in der kleinsten Speicherversion kostet 799 Euro, die Variante mit 64 GB gibt es für 899 Euro. Damit ist der Neuling zum Start sogar günstiger als sein kleiner Bruder aus dem Frühjahr, der zu Preisen ab 849 Euro in die Läden kam. Dennoch sind knapp 800 Euro eine Menge Geld, die Käufer für das Galaxy S6 Edge+ zahlen müssen. Lohnt die Ausgabe? Galaxy S6 Edge+ ist deutlich größer als sein Vorgänger Galaxy S6 Edge+ ist deutlich größer als sein Vorgänger
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Erster Eindruck und Verarbeitung

Das Galaxy S6 Edge+ ist ein High-End-Gerät, dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen an die Verarbeitung. Samsung ist seiner diesjährigen Designlinie treu geblieben und verwendet auch beim neuen Gerät Metall und Glas als Hauptmaterialien für das Gehäuse. Alle Bauteile sind passgenau aneinandergesetzt - keine Lücken, Spalten oder unsauber verarbeitete Elemente trüben den Eindruck. Mit 154,4 mal 75,8 mal 6,9 Millimeter und 152 Gramm ist das Galaxy S6 Edge+ deutlich größer als das normale Edge-Modell, allerdings auch 0,1 Millimeter schlanker.

Trotz seiner Größe liegt das Smartphone gut in der Hand. Nur die glatte Rückseite gefällt uns wieder nicht. Im Test des Galaxy S6 war die Glasrückseite einer der Minuspunkte, da die glatte Oberfläche Fingerabdrücke und Schlieren regelrecht anzieht. Weiterer Nachteil: Das Gerät rutscht sowohl in der Hand als auch auf glatten Oberflächen. Da Samsung das gleiche Design auch beim S6 Edge+ verwendet, wurden entsprechend auch diese unschönen Eigenschaften übernommen. Regelmäßig Polieren ist Pflicht, wenn das Gerät nicht schmuddelig aussehen soll. Galaxy S6 Edge+: Bekanntes Glas-Design und gebogenes Display Galaxy S6 Edge+: Bekanntes Glas-Design und gebogenes Display
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Um die Glasoberflächen vor Kratzern zu schützen, verwendet Samsung Gorilla Glass 4. Dieses aus Aluminosilikatglas gefertigte, speziell gehärtete Glas soll trotz seiner geringen Dicke im Vergleich zum Vorgänger Gorilla Glass 3 nochmals verbesserten Schutz vor Brüchen und Kratzern bieten. Unter dem Glas der Rückseite befindet sich eine lackierte Schicht, die beim Galaxy S6 Edge+ für die verschiedenen Farben sorgt. Der von Samsung verwendete Spezial-Lack hat leichte Farbwechsel-Eigenschaften: Je nach Lichteinfall wirkt die die aufgetragene Farbe unterschiedlich intensiv, sodass ein Schimmer entsteht.

Schön ist der Rahmen aus Metall, der das Design nicht nur optisch aufwertet, sondern auch die nötige Stabilität vor allem im Bereich des gebogenen Displays mitbringt. Linksseitig finden sich zwei Tasten für die Lautstärke, rechts wurde der Powerbutton angebracht. Alle Tasten sind gut erreichbar und haben einen festen Druckpunkt. Aufgrund der Displaybiegung beim S6 Edge+ ist der Einschub für die Nano-SIM-Karte an den oberen Rand gewandert. Alle anderen Anschlüsse finden sich am unteren Rand: Direkt ins Metall gefräst wurde das Raster für den Lautsprecher, mittig ist der microUSB-2.0-Slot positioniert und ganz links befindet sich die 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse für den Kopfhörer. Einen Einschub für eine Speicherkarte gibt es nicht, da Samsung auch beim Galaxy S6 Edge+ keine Möglichkeit der Speichererweiterung mittels microSD-Karte vorgesehen hat.

Display und Funktionen der Biegung

Was die technische Ausstattung angeht, so hat Samsung beim Galaxy S6 Edge+ im Vergleich zu den Frühjahrsmodellen Galaxy S6 und Galaxy S6 Edge kaum Veränderungen vorgenommen. Der Großteil der Neuerungen betrifft softwareseitige Anpassungen vor allem im Bereich der Funktionen der Display-Biegung. Aber auch die Größe des Bildschirms wurde verändert. Das SuperAMOLED-Display des Galaxy S6 Edge+ misst 5,7 Zoll in der Diagonale und ist somit deutlich größer als der 5,1-Zoll-Screen der Vorgänger-Modelle. Mit laut unserer Waage gerade einmal 152 Gramm ist das Smartphone aber angenehm leicht, ein Fakt, den wir dem Gerät auf den ersten Blick nicht angesehen haben. Umso erstaunter waren wir, als wir das Galaxy S6 Edge+ das erste Mal in den Händen hielten. Die Blickwinkelansicht des Galaxy S6 Edge+ Die Blickwinkel des Galaxy S6 Edge+
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Die Auflösung beträgt wie bei den Frühjahrsmodellen weiterhin 2560 mal 1440 Pixel (QHD). Durch das größere Bildschirmformat schrumpft die Pixeldichte von 577 ppi auf 518 ppi. Allerdings bewegen wir uns hier in Sphären, in denen das menschliche Auge keine Unterschiede mehr wahrnehmen kann. So können sich auch Galaxy-S6-Edge+-Besitzer an einer kontrastreichen Darstellung ohne Treppchenbildung erfreuen. Nicht einmal im direkten Vergleich zwischen dem Galaxy S6 und dem Galaxy S6 Edge+ lassen sich Qualitäts­einbußen in der Darstellung erkennen. Der Blickwinkel ist auch bei sehr schräger Sicht auf den Bildschirm erfreulich stabil und das Display gut ablesbar. Dazu trägt auch die sehr hohe maximale Helligkeit des Screens bei. Farben werden aufgrund der AMOLED-Technologie gewohnt bunt, beinahe schon knallig dargestellt - das gefällt nicht jedem, ist aber typisch für Samsung-Geräte. Immerhin bietet der Hersteller die Möglichkeit, in den Einstellungen über den Unterpunkt Anzeige -> Bildschirmmodus das Farbspektrum anzupassen. Voreingestellt sind Modi wie AMOLED-Kino, AMOLED-Foto und Einfach.

Edge-Display: Gebogen gleich gut?

Anders als beim Galaxy Note Edge (Hauptscreen und separat geschaltete Displaybiegung) handelt es sich bei dem Bildschirm des Galaxy S6 Edge+ um ein durchgängiges Display, das sich sowohl um die linke als auch rechte Gehäusekante biegt. Durch die Biegung um die Kanten wirkt der Bildschirm geradezu rahmenlos, was sich vor allem beim Betrachten von Videos und beim Spielen von Games positiv bemerkbar macht. Und unsere Befürchtung, die Darstellung würde aufgrund der Biegung des Screens zum Rand hin verzerrt werden, hat sich erfreulicherweise nicht bestätigt. Auch kommt der Handballen dem Seitendisplay beim Halten des Galaxy S6 Edge+ nicht in die Quere. Gebogenes Display: Bei einigen Webseiten rutscht die Schrift vom Display Gebogenes Display: Bei einigen Webseiten rutscht die Schrift vom Display und Spiegelungen stören
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Nachteil des Edge-Screens ist jedoch, dass sich auf dem gebogenen Part das Licht spiegelt, was vor allem beim Surfen im Netz und Lesen von Texten störend sein kann. Dies ist aber der Formgebung des Glases geschuldet und kaum vermeidbar. Ein weiterer Kritikpunkt: Bei Darstellungen von Webseiten wird in der Regel die gesamte Displaybreite genutzt - einzelne Buchstaben oder Klickflächen werden somit auch auf dem gebogenen Part dargestellt. Durch die leichte optische Verzerrung kam der Eindruck auf, dass die äußersten Elemente aus dem Display rutschen. Daran muss sich das Auge erst gewöhnen. Im Test des Galaxy S6 Edge haben wir diesen Punkt bereits kritisiert. Samsung hat hier jedoch leider nicht nachgebessert.

Bekannte und neue Edge-Funktionen

Doch der gebogene Bildschirm kann mehr: Über das Menü Seitenbildschirm in den Einstellungen kann festgelegt werden, welche Art der Anzeige (Seitenlicht, VIP-Anzeige, App-Anzeige, Info-Stream und Nachtuhr) Nutzer wünschen und auf welcher Displayseite die Anzeige dargestellt wird. Im Standby-Modus dient die Biegung als Wecker und zeigt darüber hinaus auch zuvor festgelegte News-Feeds an. Um diese Anzeige zu öffnen, muss der Nutzer kurz über die Seite des ausgeschalteten Displays streichen. Zur Auswahl stehen im News-Feed beispielsweise Infos aktueller Nachrichtenseiten, die Anzeige von Aktienkursen und Infos über bevorzugte Sport-Mannschaften. Auch die Zahl der gegangenen Schritte und verpasste Anrufe lassen sich auf der Biegung darstellen. Die Einblendung erfolgt für minimal 15 Sekunden und maximal 10 Minuten - dann verschwindet der Newsfeed von der Seitenleiste. Samsung Galaxy S6 Edge+: App-Ansicht und VIP-Ansicht des Seitendisplays App-Ansicht und VIP-Ansicht des Seitendisplays
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Ist das Gerät eingeschaltet, gewährt ein kleiner Reiter Zugriff auf das Seitendisplay. Dieses Element ist neu und weit komfortabler bedienbar als die bisherige Lösung - beim Galaxy S6 Edge musste der Nutzer noch von der Biegung zur Mitte des Displays streichen, um in die Edge-Ansicht zu gelangen, wobei das Smartphone nicht immer auf die Geste reagierte. In der Edge-Ansicht können Nutzer festlegen, auf welcher Seite und Höhe der Reiter angezeigt werden soll und Einstellungen an der VIP-Anzeige sowie der App-Anzeige vornehmen. Während die VIP-Anzeige bereits beim Galaxy S6 Edge genutzt wurde, hat Samsung die App-Anzeige beim Galaxy S6 Edge+ neu eingeführt. Per Wischgeste wird zwischen beiden Anzeigen gewechselt.

Hinter der VIP-Anzeige verbirgt sich eine Liste der fünf meist genutzten Kontakte, die der Nutzer selbst bestücken kann. Jedem Kontakt wird ein eigenes Licht zugeordnet, sodass Nutzer auch dann wissen wer anruft, wenn das Galaxy S6 Edge+ mit dem Display nach unten auf dem Tisch liegt. Denn dann strahlt die jeweilige Farbe über die Displaykrümmung hinaus - dies allerdings nicht kräftig genug. In hellen Räumen ist das Licht kaum zu erkennen. Zudem muss darauf geachtet werden, wie herum das Smartphone liegt. Leuchtet die Seite, die vom Nutzer weg zeigt, sieht er auch das farbige Leuchten nicht. Auch diesen Punkt fanden wir bereits beim Galaxy S6 Edge nicht optimal gelöst. Samsung Galaxy S6 Edge+: Reiter an der Seite informieren über verpasste Anrufe und öffnen das Seitendisplay Reiter an der Seite informieren über verpasste Anrufe (blau) und öffnen das Seitendisplay (weiß)
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Bei einem verpassten Anruf erscheint unter dem Seitendisplay-Reiter ein weiterer Reiter in der Farbe des favorisierten Kontaktes, dessen Anruf der Nutzer verpasst hat. Wird dieser aufgeschoben, werden die Kontaktinfos zur Person angezeigt. Die App-Anzeige funktioniert ähnlich: Hier können Kurzlinks zu den fünf am häufigsten verwendeten Apps angelegt werden, sodass Nutzer die Anwendungen schneller starten können.

System, Prozessor und Speicher

Eingangs haben wir bereits erwähnt, dass Samsung das Galaxy S6 Edge+ im Vergleich zu den Frühjahrsmodellen Galaxy S6 und Galaxy S6 Edge nur in kleinen Punkten verändert hat. Die Veränderungen am Display und den Edge-Screen-Funktionen haben wir bereits erläutert. Nun widmen wir uns dem Prozessor und dem System. In der Vergleichstabelle ist gut zu sehen, dass lediglich Android ab Werk auf die Version 5.1.1 aktualisiert und der Arbeitsspeicher auf 4 GB erhöht wurde. Auch der Akku bietet nun eine höhere Kapazität.

Samsung Galaxy S6 Samsung Galaxy S6 Edge Samsung Galaxy S6 Edge+
Bildschirmdiagonale 5,10 Zoll 5,10 Zoll 5,70 Zoll
Display-Auflösung 1440 x 2560 Pixel 1440 x 2560 Pixel 1440 x 2560 Pixel
Prozessor-Typ Exynos 7420 Exynos 7420 (Cortex A57) Exynos 7420 (Cortex A57)
Prozessorkerne (gesamt) 8 8 8
Prozessor-Takt 2,10 GHz 2,10 GHz 2,10 GHz
Arbeitsspeicher (RAM) 3,0 GB 3,0 GB 4,0 GB
Gesamte Speichergröße 32,00 GB 32,00 GB 32,00 GB
Mobilfunk LTE, HSPA+, EDGE, GSM LTE, HSPA+, EDGE, GSM LTE, HSPA+, EDGE, GSM
Mobilfunk max. Downstream (LTE) 300,00 MBit/s 300,00 MBit/s 300,00 MBit/s
WLAN-Standard Wi-Fi 5 (802.11 a/b/g/n/ac) Wi-Fi 5 (802.11 a/b/g/n/ac) Wi-Fi 5 (802.11 a/b/g/n/ac)
Milliamperestunden 2550 mAh 2600 mAh 3000 mAh
Akku-Wechsel möglich nein nein nein
NFC ja ja ja
Auflösung 5312 x 2988 Pixel 5312 x 2988 Pixel 5312 x 2988 Pixel
Länge 143,4 mm 142,1 mm 154,4 mm
Breite 70,5 mm 70,1 mm 75,8 mm
Dicke 6,8 mm 7,0 mm 6,9 mm
Gewicht 138,0 g 132,0 g 153,0 g
BS-Version bei Verkaufsstart 5.0 (Lollipop) 5.0 (Lollipop) 5.1 (Lollipop)
Auch erhältlich als: Samsung Galaxy S6 (64GB)
Samsung Galaxy S6 (128GB)
Samsung Galaxy S6 Edge (64GB)
Samsung Galaxy S6 Edge (128GB)
Samsung Galaxy S6 Edge+ (64 GB)
Stand: 15.05.2024

Bekannter Prozessor hilft aufs Siegerpodest

Im Test des Galaxy S6 konnte der Exynos 7420 aus Samsung-eigener Produktion bereits seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Der ebenfalls im Galaxy S6 Edge+ verbaute Chip wurde im 14-Nanometer-Verfahren hergestellt und bietet insgesamt acht Kerne. Für den Leistungsschub sorgen vier A57-Kerne mit einer Taktrate von 2,1 GHz. Stromsparender, dafür aber weniger leistungsstark, sind die anderen vier A53-Kerne, die eine Taktrate von 1,5 GHz erreichen. Nach dem big.Little-Prinzip werden jeweils die Kerne geschaltet, deren Leistung für die laufende Anwendung erforderlich ist. Zum Chip gehört die leistungsstarke Grafikeinheit Mali-T760 sowie ein auf 4 GB erhöhter Arbeitsspeicher.

Der größere RAM beeinflusst die Leistung des Prozessors im Alltag nicht erkennbar, er bietet aber mehr Reserven, die beispielsweise beim Multitasking sowie für anspruchsvolle Grafik-Anwendungen benötigt werden. Das zeigt sich im Betrieb durch ein rasantes Arbeitstempo und sehr flüssige Wechsel zwischen verschiedenen Anwendungen. Schnelle Spiele mit anspruchsvoller Grafik laufen ebenso flüssig wie die Wiedergabe von Full-HD-Videos. Wird der Prozessor aber stark beansprucht, erwärmt sich das Galaxy S6 Edge+ spürbar. Temperaturen von teils über 40 Grad Celsius konnten wir im Test auf der Glasrückseite messen.

In den Benchmark-Tests lag das Galaxy S6 Edge+ aufgrund der fast identischen Ausstattung mit den Frühjahrsmodellen nahezu gleich auf: Im Performance-Test von AnTuTu wurden 65 507 Punkte erreicht - mehr als das Galaxy S6 mit seinen 63 294 erzielte. Das S6 war zum Zeitpunkt des Tests Ende März das Smartphone, das im Benchmark-Test alle anderen High-End-Konkurrenten hinter sich zurück ließ. Getoppt wurde es nur vom Galaxy S6 Edge mit 68 755 Punkten. Genau zwischen den beiden Modellen reiht sich nun das S6 Edge+ ein.

Auch im Unlimited-Test von 3DMark - einem Test zur Feststellung der Grafikleistung des Smartphones - konnte sich das Galaxy S6 Edge+ beweisen: 24 436 Punkte standen hier als Ergebnis. Damit schlägt das Gerät seine beiden Vorgänger, die jeweils gut 21 000 Zähler erreichten und lässt - auch unter Berücksichtigung kleinerer Messschwankungen - die Flaggschiffe der anderen Hersteller hinter sich zurück (Beispiel: Nexus 6 23 248, HTC One M9 21 625). Der App-Drawer des Galaxy S6 Edge+ Der App-Drawer des Galaxy S6 Edge+
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein

Bloatware auch auf dem Galaxy S6 Edge+

Das Galaxy S6 Edge+ läuft mit Lollipop in der Version 5.1.1. Dieses steht für das Galaxy S6 und das S6 Edge zwar als Update bereit, ist beim Galaxy S6 Edge+ aber bereits ab Werk installiert. Die TouchWiz-Oberfläche sorgt für den Samsung-typischen Look und kann mittels Themes individuell angepasst werden. Kurz-Beschreibungen, die statt der noch bei den Vorjahresmodellen verwendeten Piktogramme zum Einsatz kommen, machen den Umgang mit dem System etwas leichter. So zeigt nun nicht mehr das Lupen-Symbol den Weg zur Suche an, sondern das Wort Suche. Das Galaxy S6 Edge+ unterstützt den sogenannten Dual-Screen-Modus: Durch einen Doppelklick auf das Fenstersymbol links neben dem Home-Button teilt sich der Bildschirm in zwei Teile. So können Nutzer mit zwei Anwendungen parallel arbeiten. Die Größe der Fenster lässt sich durch einen Schieberegler stufenlos einstellen.

Ärgerlich bleiben die vorinstallierten Apps HRS Hotels, cewe Fotobuch, pizza.de, Zalando und kaufDA, die den Speicher unnötig zumüllen, sich aber immerhin deinstallieren lassen. Dennoch wäre es schöner gewesen, Samsung hätte auf die Apps verzichtet. Weiterhin finden sich die bereits aus der S6-Generation bekannten Funktionen wie S Health inklusive Schrittzähler, Herzfrequenzmesser und Co. und es wurden diverse Microsoft-Apps wie Excel, Powerpoint etc. installiert. Fingerabdruckscanner des Galaxy S6 Edge+ Fingerabdruckscanner des Galaxy S6 Edge+
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Der Fingerabdruckscanner zur Sicherung des Gerätes ist weiterhin in gewohnter Form vorhanden. Ein bloßes Auflegen des Fingers reicht, um das Gerät zu entsperren, eine Neuerung, die Samsung beim Galaxy S6 eingeführt hat und die das Streichen über den Home-Button ablöst. Im Schnitt 17-mal muss der zu scannende Finger auf den Home-Button gelegt werden, bis der Abdruck vollständig gesichert wurde. Zur Sicherheit fragt das System nach einer zusätzlichen Entsperr-PIN, sollte der Abdruck vom Galaxy S6 Edge+ nicht erkannt werden - was beispielsweise bei feuchten Fingern vorkommen kann. Schade ist, dass das Smartphone eingeschaltet sein muss, um es mittels Fingerabdruck zu entsperren. Huawei löst das beim Ascend Mate 7 besser.

Kein Samsung Pay für Deutschland

Neu ist die Funktion Samsung Pay, die an dieser Stelle nur kurz erwähnt werden soll. Denn der mobile Bezahldienst von Samsung ist vorerst in Deutschland nicht verfügbar und auch die entsprechende App findet sich daher nicht auf den hierzulande verkauften Geräten. Samsung Pay setzt nicht allein auf NFC als Basis für das Bezahlen, sondern funktioniert auch mit herkömmlichen Kartenterminals, wie sie beispielsweise in Supermärkten zu finden sind. Die dafür notwendige Technologie hat Samsung durch die Übernahme von LoopPay erhalten.

Das Smartphone erzeugt während eines Bezahlvorgangs ein magnetisches Feld, das von herkömmlichen Kartenlesegeräten erkannt wird. Wird das Smartphone an das Lesegerät gehalten, werden die zuvor hinterlegten Kreditkartendaten erkannt und an das Lesegerät übertragen. Über eine App kann der Nutzer zuvor auswählen, über welche Kreditkarte die Zahlung vorgenommen werden soll. Mehrere unterschiedliche Kreditkarten lassen sich speichern, wobei die Daten laut Samsung über die Knox-Sicherheitsplattform gesichert werden, jedoch nicht auf dem Gerät oder auf externen Servern lagern.

Galaxy S6 Edge+: Keine Speichererweiterung, dafür UFS 2.0

Ein Ärgernis bleibt der nicht erweiterbare Speicher. Zudem wurde beim Galaxy S6 Edge+ die 128-GB-Version gestrichen. Samsung bietet lediglich eine Variante mit 32 GB und 64 GB an. Nach Abzug des Systems blieben auf unserem Testgerät von 32 GB internem Speicher gerade noch 22 GB zur freien Verfügung. Immerhin setzt Samsung aber auf den schnellen UFS 2.0 Flash, der immer noch recht selten in Smartphones und Tablets eingebaut wird. Stattdessen setzen viele Hersteller - so auch Samsung bis zum Galaxy S5 - auf den sogenannten eMMC. UFS-2.0-Speicher (Universal Flash Storage) können Schreib- und Leseoperationen parallel ausführen und bieten dadurch eine etwa doppelt so schnelle Datentransferrate wie eMMCs. Darüber hinaus arbeiten sie stromsparend und zehren dadurch kaum am Akku.

Telefonie/Internet, Akku, Kamera und Fazit

LTE Cat.9 wird unterstützt

Samsung wirbt beim Galaxy S6 Edge+ mit LTE Cat.9 und somit Datenraten von bis zu 450 MBit/s. Und tatsächlich unterstützt das deutsche Modell den schnellen LTE-Advanced-Standard. Doch einen Nutzen für den Besitzer des Smartphones hat dies vorerst nicht, da hierzulande das LTE-Netz noch nicht entsprechend ausgebaut ist. Die Netzbetreiber sind noch mit dem Ausbau von LTE Cat.6 beschäftigt - einzig die Telekom bietet derzeit partiell maximale Downstreamraten von bis zu 300 MBit/s an.

Neben LTE kann sich das Galaxy S6 Edge+ auch via GPRS/EDGE und UMTS/HSPA+ mit maximal 42 MBit/s im Downstream ins Mobilfunknetz einwählen. Generell werden alle gängigen Frequenzen inklusive der 700-MHz-Frequenz unterstützt. Beim Smartphone-Tarif sollte darauf geachtet werden, dass das Galaxy S6 Edge+ mit einer Nano-SIM betrieben wird.

In Sachen WLAN ist das Galaxy S6 Edge+ ebenfalls sehr gut gerüstet: Dualband-WLAN 802.11 a/b/g/n/ac mit MIMO-2x2-Technik steht bereit. Das Smartphone erkennt vorhandene Netzwerke zuverlässig und hält einmal hergestellte Verbindungen stabil. Abseits des Internets können drahtlose Verbindungen über NFC und Bluetooth 4.1 hergestellt werden. Auch ein Infrarot-Sensor ist an der oberen Gehäusekante untergekommen. Für die Navigation gibt es GPS, Glonass sowie Beidou. Samsung Galaxy S6 Edge+: Schnellzugänge für Telefonie und Internet direkt über Home-Button Schnellzugänge für Telefonie und Internet direkt über Home-Button
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Zuverlässig bei der Telefonie, aber schwächelnder Lautsprecher

Trotz seiner Größe lassen sich auch lange Telefonate mit dem Galaxy S6 Edge+ ohne Mühen führen. Grund ist das vergleichsweise geringe Gewicht und das starke Funkmodul. Der Gesprächspartner ist auch in unruhiger Umgebung gut zu verstehen. Zusätzlich kann der Ton mittels Lautstärketasten während des Gesprächs nach oben oder unten geregelt werden. Die Filter tun ihren Dienst und filtern störende Geräusche zuverlässig heraus.

Der Lautsprecher befindet sich an der unteren Kante des Gerätes und wird somit beim Halten nicht verdeckt. Bei Telefonaten über den Lautsprecher wirkt der Ton etwas blechern, es fehlt die Fülle. Was bei Gesprächen vielleicht noch akzeptabel ist, stört bei der Musikwiedergabe umso mehr. Gerade bei den Höhen scheppert es leicht.

Akku mit Schnellladefunktion und Wireless Charging

Beim Akku hat Samsung ebenfalls eine kleine Veränderung vorgenommen. Er ist zwar weiterhin fest eingebaut und lässt sich daher nicht wechseln, doch bietet er eine höhere Kapazität von 3000 mAh. Allerdings muss die Batterie auch ein größeres Display und diverse Funkmodule sowie den Prozessor befeuern. Im Akkutest von PCMark haben wir den Akku auf die Dauer hin getestet, die es braucht, um den Ladestand der Batterie von 80 auf 20 Prozent zu senken. Dabei werden bei maximaler Displayhelligkeit verschiedene Smartphone-typische Anwendungen durchlaufen. Zu den Nutzungsszenarien gehören unter anderem Anrufe und das Surfen im Internet sowie Office-Anwendungen, die Video-Wiedergabe und das Anschauen von Bildern.

Das Ergebnis fiel überraschend gut aus: Ganze 7 Stunden und 34 Minuten brauchte die Batterie des Galaxy S6 Edge+, um von 80 auf 20 Prozent Ladestand zu fallen. Im Vergleich dazu war die Akkuladung beim Galaxy S6 bereits eineinhalb Stunden früher aufgebraucht - nach nur 5 Stunden war der PCMark-Akkutest beendet. Samsung hatte bereits bei der Präsentation des Galaxy S6 Edge+ angekündigt, nicht nur die Kapazität der Batterie vergrößert, sondern auch softwareseitige Verbesserung vorgenommen zu haben, die die Laufzeit verlängern sollen. Und wirklich ist es dem Unternehmen gelungen, das Manko der kurzen Akkulaufzeit, das wir bei den Frühjahrsmodellen bemängelt haben, auszumerzen.

Geladen werden kann der Akku entweder klassisch über den microUSB-Anschluss oder kabellos per Ladematte. Dabei unterstützt das Samsung Galaxy S6 Edge+ die Drahtlosladestandards der PMA (Power Matters Alliance) und den zum WPC (Wireless Power Consortium) gehörenden Qi-Standard. Somit können verschiedene Ladematten auch anderer Hersteller mit dem Smartphone zusammen verwendet werden. Wir haben das kabellose Laden mit einer Ladematte von PowerMat ausprobiert, was zum großen Teil gut funktionierte. Einzig die Positionierung des Galaxy S6 Edge+ auf der Matte war etwas kniffelig, da das Smartphone in einer bestimmten Position auf dieser liegen musste, um geladen zu werden. Dies kann aber ein Problem der herstellerfremden Ladematte sein.

Samsung bietet einen Stromsparmodus an, mit dem die Laufzeit des Galaxy S6 Edge+ verlängert werden soll. Bis auf die wichtigsten Anwendungen, den Browser und Messenger wie WhatsApp (falls installiert) werden dabei alle übrigen Funktionen deaktiviert. So sollen Nutzer selbst mit sehr niedrigem Akkustand noch Stunden aushalten können. Besonders schnell wieder aufgeladen werden kann die Batterie über das mitgelieferte Netzteil. In etwa einer Stunde lässt sich der nahezu entleerte Akku des Galaxy S6 Edge+ mit ihm wieder vollständig aufladen. Samsung Galaxy S6 Edge+: Glasrückseite mit Kamera und LED-Blitz Glasrückseite mit Kamera und LED-Blitz
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Altbekanntes bei der Kamera

Etwas enttäuscht waren wir von der Kamera des Galaxy S6 Edge+. Denn Samsung hat hier keine Veränderungen in der Hardware vorgenommen. So macht die Hauptkamera wie bei den Frühjahrsmodellen Fotos mit bis zu 16 Megapixel, die Frontkamera löst maximal 5 Megapixel auf. Es gibt bei beiden Kameras die bekannte f/1.9-Blende und ein neben der Kameralinse positionierter LED-Blitz unterstützt die Hauptkamera. Ein optischer Bildstabilisator sorgt für unverwackelte Aufnahmen und HDR soll die Qualität der Fotos zusätzlich anheben.

Die Kamera lässt sich entweder durch einen Klick auf das Kamera-Symbol oder per Doppelklick auf den Home-Button starten. Letzteres funktioniert auch aus dem Standby-Modus heraus. Die Kamera fokussiert und löst sehr schnell aus, dadurch können auch bewegte Motive gut festgehalten werden. Alternativ zum Auslösen via virtuellem Button lässt sich die Kamera auch mittels Sprachbefehl wie "Lächeln", "Klick" oder "Aufnahme" auslösen. Dies muss in den Einstellungen zuvor jedoch aktiviert werden.

Das aufgeräumte Menü macht es möglich, schnell auf die verschiedenen Modi der Kamera zuzugreifen. Benötigen Nutzer mehr als die bereits installierten Modi, lassen sich neue kostenfrei herunterladen. Angeboten werden beispielsweise Sports-Shot, Rear-Cam-Selfie und Beauty-Face. Neben den bereits vom Galaxy S6 und S6 Edge bekannten, vorinstallierten Modi sind auch die Modi "Videocollage" und "Live-Broadcast" neu hinzugekommen. Bei der Videocollage werden vier jeweils sechs Sekunden lange Clips aufgenommen, die anschließend zu einem Video zusammengesetzt werden. Um den Live-Broadcast zu nutzen, wird ein YouTube-Konto benötigt, auf dem man sich anmelden muss. Aufgenommene Videos lassen sich anschließend sowohl via Mobilfunk als auch WLAN direkt auf YouTube streamen.

Die Bildqualität der Aufnahmen kann sowohl bei guten als auch bei dunklen Lichtverhältnissen überzeugen. Bei Kunstlicht aufgenommene Fotos zeigen scharf voneinander abgegrenzte Farben und viele Details, wirken jedoch etwas kühl. Dies mag vielleicht an dem leichten Blaustich liegen. Eher rotstichig sind hingegen die Fotos, die ohne Blitz in dunkler Umgebung aufgenommen wurden. Schön ist, dass auch hier alle Farben klar erkennbar sind und in den Konturen so gut wie nicht auslaufen. Bei Tageslicht kann die Fotoqualität vollends überzeugen. Satte und natürliche Farben, viele Details und Tiefenschärfe sorgen für eine hervorragende Bildqualität. Zur Veranschaulichung haben wir Beispiel-Fotos in Originalgröße angehängt.

Das Galaxy S6 Edge+ bringt die gleiche Ausstattung aus Kamera, Blende, Blitz und Bildstabilisator mit wie das Galaxy S6 und S6 Edge. In einem ausführlichen Kamera-Test haben wir uns näher mit den Kameras der Frühjahrsmodelle beschäftigt. Hier finden Sie Einzelheiten zu den Modi, der Bildqualität bei Foto und Video sowie zu sonstigen Besonderheiten.

Fazit des S6-Edge+-Tests: Tolles Gerät ohne Aha-Moment

Die Einzelnoten im Handy-Test:
  • Technische Ausstattung: 1,3
  • Bedienung, Handling, Software: 1,4
  • Hardware, Verarbeitung, Material: 1,2
  • Basis-Feature des Handys: 1,2
  • Einschätzung des Redakteurs: 1,3
  • Gesamtnote: 1,3
Mehr als bei allen anderen Geräten stellt sich beim Galaxy S6 Edge+ die Frage, warum Samsung dieses Modell auf den Markt gebracht hat. Unbestreitbar kann es technisch sowie in Sachen Optik nahezu vollends überzeugen, doch gibt es mit dem Galaxy S6 Edge ein nahezu baugleiches Smartphone. Der Hauptunterschied zwischen den Geräten ist die Größe - das Galaxy S6 Edge+ soll vor allem Phablet-Fans ansprechen.

Im Detail zeigt sich zudem, dass Samsung einige Kritikpunkte der Frühjahrsmodelle beseitigt hat. So kann die Akkulaufzeit überzeugen und auch das Seitendisplay wurde um Funktionen ergänzt. Die Vergrößerung des Arbeitsspeichers bietet dem Gerät mehr Reserven, macht aber in der alltäglichen Nutzung keinen spürbaren Unterschied zu den beim Vorgänger verbauten 3 GB RAM. Negativ sind und bleiben hingegen der fest eingebaute Akku und der fehlende Speicherkarten-Slot.

Am Ende ist das Galaxy S6 Edge+ ohne Frage ein Top-Modell unter den derzeit auf dem Markt erhältlichen Smartphones, das vor allem durch sein Design die Blicke auf sich zieht. Schwachstellen gibt es kaum. Samsung setzt hingegen auf eine bewährte Ausstattung, die beim Galaxy S6 Edge+ das wirkliche Highlight jedoch vermissen lässt.

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