Smartwatch

Samsung Galaxy Watch 4 Classic im ausführlichen Test

Mit der Galaxy Watch 4 (Classic) hat Samsung die erste Smart­watch mit WearOS 3.0 veröf­fent­licht.
Von / Stefanie Frevert-Schönherr

Google und Samsung machen bei Smart­wat­ches künftig gemein­same Sache. Das von Google initi­ierte WearOS-Betriebs­system wird gemeinsam weiter­ent­wickelt. Samsung gibt seine eigene Tizen-Soft­ware für Handy-Uhren auf. Nun hat Samsung die ersten Handy-Uhren veröf­fent­licht, die das neue WearOS-3.0-Betriebs­system an Bord haben. Die Galaxy Watch 4 Classic (LTE) und die Galaxy Watch 4 (LTE) unter­scheiden sich nur durch die dreh­bare Lünette und das Gehäu­sema­terial nebst Farben und Armband, was zu einem deut­lich gerin­geren Gewicht beim Modell mit digi­taler Lünette führt.

Die Geräte-Vari­anten mit etwas größerem Display bieten eine etwas höhere Auflö­sung und auch einen größeren Akku. Abseits dessen sind die neuen Smart­wat­ches von Samsung mit der glei­chen Hard­ware ausge­stattet. Die physi­sche Lünette bietet neben dem komfor­tableren Navi­gieren durch die Menüs und Anwen­dungen auch einen besseren Schutz für das Display. Gleich­zeitig kann sie aber bei Eingaben auch etwas störend sein, weil die Lünette nach oben etwas über­steht. Samsung Galaxy Watch 4 Classic im Test Samsung Galaxy Watch 4 Classic im Test
Foto: teltarif.de
Da sich die sons­tigen Funk­tionen und die Leis­tung der Smart­watch-Versionen nicht unter­scheiden, sollte man bei Inter­esse an einem der Modelle einfach schauen, wo die eigenen Präfe­renzen liegen. Preis­lich schlägt die Classic-Vari­ante mit 100 Euro mehr zu Buche als das jewei­lige vergleich­bare Modell mit digi­taler Lünette. Die Samsung Galaxy Watch 4 wird zu Preisen ab 269 Euro (UVP) ange­boten.

Die Galaxy Watch 4 Classic LTE kostet in der 46 Milli­meter großen Version 449 Euro. Unseren ersten Praxis­test haben wir mit einer Galaxy Watch 4 Classic LTE in der 42-Milli­meter-Version durch­geführt. Parallel dazu stand uns der Vorgänger, die Galaxy Watch 3 LTE in der 41 Milli­meter großen Version für Vergleiche zur Verfü­gung.

Haptik und Verar­bei­tung

Samsung Watch4 Classic

Wie bei Samsung üblich ist die Uhr sehr gut verar­beitet. Die beiden Knöpfe sind nicht mehr rund, sondern läng­lich an der rechten Gehäus­eseite plat­ziert. Das Silikon-Armband ist dicker, schließt komplett am Gehäuse ab und ist damit etwas starrer als das Silikon-Armband, welches beim Vorgänger separat erworben werden konnte, da die Galaxy Watch 3 mit Leder­arm­band ausge­lie­fert wurde.

Bei den Gehäu­sefarben der Classic-Vari­ante stehen dieses Mal für beide Größen Silber und Schwarz zur Verfü­gung. Die klei­nere Uhr wird stan­dard­mäßig auch mit einem engeren Armband ausge­lie­fert als das 46-Milli­meter-Modell. Leider lässt sich die Armband-Größe bei der Bestel­lung nicht separat auswählen, sodass das gewünschte Band bei Bedarf nach­gekauft werden muss. Aber auch die Armbänder der Galaxy Watch 3 lassen sich in Verbin­dung mit der neuen Smart­watch nutzen.

Die neue Samsung-Smartwatch inklusive Armband Die neue Samsung-Smartwatch inklusive Armband
Foto: teltarif.de
Die dreh­bare Lünette der silbernen Vari­ante ist jetzt auch in Silber gehalten, was unserer Meinung nach für ein schö­neres Gesamt­bild sorgt. Das gilt vor allem für den Fall, dass kein schwarzes Armband verwendet wird.

Neues OS und neue Funk­tionen

Mit WearOS 3.0 und One UI kommt die Nutzung einem Android-Smart­phone näher als es mit Tizen bei früheren Smart­wat­ches von Samsung der Fall war und ist. Durch eine Wisch­geste nach oben gelangt man zu den Apps, die dort wie beim Smart­phone ange­ordnet sind. Bei Tizen sind diese kreis­förmig auf mehreren Seiten abge­legt, je nach der Anzahl der instal­lierten Programme.

Derzeit ist das App-Angebot noch etwas dürftig. Abge­sehen von wenigen Kommu­nika­tions-Apps wie Tele­gram, die ähnlich wie am Smart­phone nutzbar sind, kann man beispiels­weise auch unter WearOS nur auf einge­hende Nach­richten via WhatsApp, Threema und Co. antworten. Spotify steht als App wie bei Tizen zur Verfü­gung, YouTube Music lässt sich nach­instal­lieren. Für Nutzer von Amazon Music sieht es wiederum schlecht aus. Apps lassen sich bequem über den Google Play Store beziehen, aber auch der Galaxy-Store ist auf der Smart­watch zu finden. Galaxy Watch 3 und 4 nebeneinander Galaxy Watch 3 und 4 nebeneinander
Foto: teltarif.de
Was auffällt ist, dass Samsung nach wie vor die Ober­fläche domi­niert. So fällt es auf den ersten Blick kaum auf, dass man es jetzt mit einem Google-Betriebs­system anstelle der Samsung-eigenen Tizen-Firm­ware zu tun hat. Zwar hat ein Hersteller sicher ein großes Inter­esse daran, den Nutzern die eigenen Apps und Dienste schmack­haft zu machen. Aller­dings fehlt es an einigen klas­sischen Google-Diensten wie zum Beispiel dem Google Assistant.

Man kann in diesem Fall nur auf Samsungs haus­eigenen Spracha­siss­tenten Bixby zurück­greifen. Auch die App für YouTube Music ist erst wenige Tage vor dem Markt­start der neuen Samsung-Uhren fertig geworden.

Endlich auch Google Pay möglich

Samsung hat auf seinen Tizen-Smart­wat­ches nur Samsung Pay zum mobilen Bezahlen ange­boten. Andere Mobile-Payment-Anbieter haben auf eine Unter­stüt­zung der Samsung-Firm­ware verzichtet. Mit der Galaxy-Watch-4-Reihe steht nun auch Google Pay zur Verfü­gung. Anders als in anderen Tests beschrieben gibt es keine Verzö­gerungen bei der Einfüh­rung des Dienstes. Wir konnten den Bezahl­dienst schnell und einfach über ein bereits für Google Pay konfi­guriertes Samsung-Smart­phone einrichten. Fast alle Daten ließen sich direkt vom Handy über­nehmen.

Die Einrich­tung einer PIN-Sperre für die Uhr ist für die Nutzung von Google Pay zwin­gend notwendig, muss dann aber nur einmalig beim Tragen einge­geben werden. Ist die Uhr nicht am Arm, muss sie bei jeder Uhren-Nutzung einge­geben werden, um sicher­zustellen, dass bei Verlust kein finan­zieller Schaden entstehen kann.

Samsung-Uhr unterstützt Daten-Roaming Samsung-Uhr unterstützt Daten-Roaming
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Der neue BIA-Sensor (steht für bioelek­tri­sche Impe­danz­ana­lyse) ermög­licht die Analyse der Körper­zusam­men­set­zung unter vorhe­riger Angabe von Größe und Gewicht. Die Ermitt­lung von Skelett­muskel, Fett­masse, Körper­fett, BMI, Körper­wasser und BMR erreicht man durch Anlegen zweier Finger der anderen Hand an die beiden Knöpfe der Uhr. Die anderen Sensoren zur Messung der Blut­stoff­sät­tigung, Blut­druck und Puls sowie das Tracking von Stre­cken oder anderen Akti­vitäten kennen wir schon vom Vorgänger.

Ziffer­blätter je nach Wunsch

Ziffer­blätter lassen sich über die Wearable-App einstellen und indi­viduell anpassen. Aus dem Galaxy Store lassen sich weitere Watch­faces herun­ter­laden. Apropos Wearable-App: Diese ist für die Verbin­dung zwischen Smart­phone und Smart­watch verant­wort­lich. Samsung setzt hierfür zumin­dest derzeit auf eine eigene App - mögli­cher­weise auch, weil die WearOS-App von Google für die neue Version des Smart­watch-Betriebs­sys­tems noch nicht ausge­legt ist.

Für die Tizen-Uhren hatte Samsung neben Android auch eine iOS-App im Angebot. Damit ließen sich die Smart­wat­ches auch in Verbin­dung mit einem iPhone nutzen. Das ist für die Galaxy Watch 4 (Classic) zumin­dest derzeit nicht vorge­sehen. Unklar ist, ob Google seine WearOS-App weiterhin auch für iOS pflegt, sodass die Samsung-Uhren länger­fristig viel­leicht auch mit dem iPhone gekop­pelt werden können. Die erste WearOS-3.0-Uhr kommt in elegantem Design Die erste WearOS-3.0-Uhr kommt in elegantem Design
Foto: teltarif.de
Es mag eine Ausnahme sein, dass ein iPhone-Besitzer zu einer Smart­watch von Samsung greift. Dafür kann es aber durchaus gute Gründe geben. Da wäre zum einen das runde Design, das einigen Inter­essenten viel­leicht besser gefällt als die eckigen Displays der Apple Watch. Zudem unter­stützt die eSIM-Version der Samsung Galaxy Watch (Classic) - wie schon der Vorgänger - Inter­national Roaming. Apple-Watch-Besitzer sind im Ausland auf die Blue­tooth-Verbin­dung mit dem iPhone oder eine WLAN-Verbin­dung ange­wiesen.

Perfor­mance und Akku­lauf­zeit

Die Galaxy Watch 4 Classic (LTE) verfügt über 16 GB internen Spei­cher, wovon nur etwa 8 GB zur freien Verfü­gung. Verbaut wurde der Dual-Core-Prozessor Exynos W920 von Samsung, der in Verbin­dung mit 1,5 GB Arbeits­spei­cher eine wirk­lich gute Perfor­mance liefert. Das System läuft flüssig. Ruckler sind uns im Test nicht aufge­fallen und Apps werden schnell geöffnet.

Das Display bietet mit einer Pixel­dichte von 350 ppi (beim 42-Milli­meter-Modell liegt die Auflö­sung bei 396 mal 396 Pixel, beim 46-Milli­meter-Modell beträgt die Auflö­sung 450 mal 450 Pixel) und auch die Hellig­keit kann über­zeugen. Die Akku­lauf­zeit war im ersten Test schlechter als bei der Samsung Galaxy Watch 3. Kamen wir mit dem alten Modell ohne eSIM-Nutzung auf zum Teil knapp 60 Stunden Lauf­zeit, so muss die neue Uhr spätes­tens nach einein­halb Tagen wieder mit dem mitge­lie­ferten Lade­kabel verbunden werden. Bei Verwen­dung der Always-on-Funk­tion des Displays und einer eSIM sinkt die Akku­lauf­zeit noch­mals deut­lich.

Fazit

Google Pay funktioniert jetzt auch auf Samsung-Smartwatches Google Pay funktioniert jetzt auch auf Samsung-Smartwatches
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Die Samsung Galaxy Watch 4 Classic (LTE) ist gut verar­beitet. Bei der Soft­ware gibt es aber noch "Luft nach oben". Allein schon an den zum Teil noch fehlenden Google-Diensten zeigt sich, dass hier mit der heißen Nadel gestrickt wurde, um die Geräte zum vorge­sehenen Termin auf den Markt zu bringen. Das App-Angebot ist sehr bescheiden, während die Unter­stüt­zung für Google Pay ein Vorteil gegen­über früheren Samsung-Uhren ist.

Unter dem Strich bietet die Galaxy Watch 3 derzeit eine bessere Akku­lauf­zeit und ein größeres App-Angebot. Während man beim Thema Akku abwarten muss, inwie­weit sich durch Soft­ware-Updates noch Verbes­serungen erzielen lassen, wird sich die App-Auswahl auf der neuen Platt­form schnell vergrö­ßern, zumal ja auch andere Hersteller Smart­wat­ches mit WearOS 3.0 auf den Markt bringen werden.

In einer weiteren Meldung berichten wir darüber, welche Erfah­rungen wir mit dem Samsung Galaxy Z Flip 3 gemacht haben.

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