Samsung Galaxy Watch 4 Classic im ausführlichen Test
Google und Samsung machen bei Smartwatches künftig gemeinsame Sache. Das von Google initiierte WearOS-Betriebssystem wird gemeinsam weiterentwickelt. Samsung gibt seine eigene Tizen-Software für Handy-Uhren auf. Nun hat Samsung die ersten Handy-Uhren veröffentlicht, die das neue WearOS-3.0-Betriebssystem an Bord haben. Die Galaxy Watch 4 Classic (LTE) und die Galaxy Watch 4 (LTE) unterscheiden sich nur durch die drehbare Lünette und das Gehäusematerial nebst Farben und Armband, was zu einem deutlich geringeren Gewicht beim Modell mit digitaler Lünette führt.
Die Geräte-Varianten mit etwas größerem Display bieten eine etwas höhere Auflösung und auch einen größeren Akku. Abseits dessen sind die neuen Smartwatches von Samsung mit der gleichen Hardware ausgestattet. Die physische Lünette bietet neben dem komfortableren Navigieren durch die Menüs und Anwendungen auch einen besseren Schutz für das Display. Gleichzeitig kann sie aber bei Eingaben auch etwas störend sein, weil die Lünette nach oben etwas übersteht.
Samsung Galaxy Watch 4 Classic im Test
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Da sich die sonstigen Funktionen und die Leistung der Smartwatch-Versionen nicht unterscheiden, sollte man bei Interesse an einem der Modelle einfach schauen, wo die eigenen Präferenzen liegen. Preislich schlägt die Classic-Variante mit 100 Euro mehr zu Buche als das jeweilige vergleichbare Modell mit digitaler Lünette. Die Samsung Galaxy Watch 4 wird zu Preisen ab 269 Euro (UVP) angeboten.
Die Galaxy Watch 4 Classic LTE kostet in der 46 Millimeter großen Version 449 Euro. Unseren ersten Praxistest haben wir mit einer Galaxy Watch 4 Classic LTE in der 42-Millimeter-Version durchgeführt. Parallel dazu stand uns der Vorgänger, die Galaxy Watch 3 LTE in der 41 Millimeter großen Version für Vergleiche zur Verfügung.
Haptik und Verarbeitung
Wie bei Samsung üblich ist die Uhr sehr gut verarbeitet. Die beiden Knöpfe sind nicht mehr rund, sondern länglich an der rechten Gehäuseseite platziert. Das Silikon-Armband ist dicker, schließt komplett am Gehäuse ab und ist damit etwas starrer als das Silikon-Armband, welches beim Vorgänger separat erworben werden konnte, da die Galaxy Watch 3 mit Lederarmband ausgeliefert wurde.
Bei den Gehäusefarben der Classic-Variante stehen dieses Mal für beide Größen Silber und Schwarz zur Verfügung. Die kleinere Uhr wird standardmäßig auch mit einem engeren Armband ausgeliefert als das 46-Millimeter-Modell. Leider lässt sich die Armband-Größe bei der Bestellung nicht separat auswählen, sodass das gewünschte Band bei Bedarf nachgekauft werden muss. Aber auch die Armbänder der Galaxy Watch 3 lassen sich in Verbindung mit der neuen Smartwatch nutzen.
Die neue Samsung-Smartwatch inklusive Armband
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Die drehbare Lünette der silbernen Variante ist jetzt auch in Silber gehalten, was unserer Meinung nach für ein schöneres Gesamtbild sorgt. Das gilt vor allem für den Fall, dass kein schwarzes Armband verwendet wird.
Neues OS und neue Funktionen
Mit WearOS 3.0 und One UI kommt die Nutzung einem Android-Smartphone näher als es mit Tizen bei früheren Smartwatches von Samsung der Fall war und ist. Durch eine Wischgeste nach oben gelangt man zu den Apps, die dort wie beim Smartphone angeordnet sind. Bei Tizen sind diese kreisförmig auf mehreren Seiten abgelegt, je nach der Anzahl der installierten Programme.
Derzeit ist das App-Angebot noch etwas dürftig. Abgesehen von wenigen Kommunikations-Apps wie Telegram, die ähnlich wie am Smartphone nutzbar sind, kann man beispielsweise auch unter WearOS nur auf eingehende Nachrichten via WhatsApp, Threema und Co. antworten. Spotify steht als App wie bei Tizen zur Verfügung, YouTube Music lässt sich nachinstallieren. Für Nutzer von Amazon Music sieht es wiederum schlecht aus. Apps lassen sich bequem über den Google Play Store beziehen, aber auch der Galaxy-Store ist auf der Smartwatch zu finden.
Galaxy Watch 3 und 4 nebeneinander
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Was auffällt ist, dass Samsung nach wie vor die Oberfläche dominiert. So fällt es auf den ersten Blick kaum auf, dass man es jetzt mit einem Google-Betriebssystem anstelle der Samsung-eigenen Tizen-Firmware zu tun hat. Zwar hat ein Hersteller sicher ein großes Interesse daran, den Nutzern die eigenen Apps und Dienste schmackhaft zu machen. Allerdings fehlt es an einigen klassischen Google-Diensten wie zum Beispiel dem Google Assistant.
Man kann in diesem Fall nur auf Samsungs hauseigenen Sprachasisstenten Bixby zurückgreifen. Auch die App für YouTube Music ist erst wenige Tage vor dem Marktstart der neuen Samsung-Uhren fertig geworden.
Endlich auch Google Pay möglich
Samsung hat auf seinen Tizen-Smartwatches nur Samsung Pay zum mobilen Bezahlen angeboten. Andere Mobile-Payment-Anbieter haben auf eine Unterstützung der Samsung-Firmware verzichtet. Mit der Galaxy-Watch-4-Reihe steht nun auch Google Pay zur Verfügung. Anders als in anderen Tests beschrieben gibt es keine Verzögerungen bei der Einführung des Dienstes. Wir konnten den Bezahldienst schnell und einfach über ein bereits für Google Pay konfiguriertes Samsung-Smartphone einrichten. Fast alle Daten ließen sich direkt vom Handy übernehmen.
Die Einrichtung einer PIN-Sperre für die Uhr ist für die Nutzung von Google Pay zwingend notwendig, muss dann aber nur einmalig beim Tragen eingegeben werden. Ist die Uhr nicht am Arm, muss sie bei jeder Uhren-Nutzung eingegeben werden, um sicherzustellen, dass bei Verlust kein finanzieller Schaden entstehen kann.
Samsung-Uhr unterstützt Daten-Roaming
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Der neue BIA-Sensor (steht für bioelektrische Impedanzanalyse) ermöglicht die Analyse der Körperzusammensetzung unter vorheriger Angabe von Größe und Gewicht. Die Ermittlung von Skelettmuskel, Fettmasse, Körperfett, BMI, Körperwasser und BMR erreicht man durch Anlegen zweier Finger der anderen Hand an die beiden Knöpfe der Uhr. Die anderen Sensoren zur Messung der Blutstoffsättigung, Blutdruck und Puls sowie das Tracking von Strecken oder anderen Aktivitäten kennen wir schon vom Vorgänger.
Zifferblätter je nach Wunsch
Zifferblätter lassen sich über die Wearable-App einstellen und individuell anpassen. Aus dem Galaxy Store lassen sich weitere Watchfaces herunterladen. Apropos Wearable-App: Diese ist für die Verbindung zwischen Smartphone und Smartwatch verantwortlich. Samsung setzt hierfür zumindest derzeit auf eine eigene App - möglicherweise auch, weil die WearOS-App von Google für die neue Version des Smartwatch-Betriebssystems noch nicht ausgelegt ist.
Für die Tizen-Uhren hatte Samsung neben Android auch eine iOS-App im Angebot. Damit ließen sich die Smartwatches auch in Verbindung mit einem iPhone nutzen. Das ist für die Galaxy Watch 4 (Classic) zumindest derzeit nicht vorgesehen. Unklar ist, ob Google seine WearOS-App weiterhin auch für iOS pflegt, sodass die Samsung-Uhren längerfristig vielleicht auch mit dem iPhone gekoppelt werden können.
Die erste WearOS-3.0-Uhr kommt in elegantem Design
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Es mag eine Ausnahme sein, dass ein iPhone-Besitzer zu einer Smartwatch von Samsung greift. Dafür kann es aber durchaus gute Gründe geben. Da wäre zum einen das runde Design, das einigen Interessenten vielleicht besser gefällt als die eckigen Displays der Apple Watch. Zudem unterstützt die eSIM-Version der Samsung Galaxy Watch (Classic) - wie schon der Vorgänger - International Roaming. Apple-Watch-Besitzer sind im Ausland auf die Bluetooth-Verbindung mit dem iPhone oder eine WLAN-Verbindung angewiesen.
Performance und Akkulaufzeit
Die Galaxy Watch 4 Classic (LTE) verfügt über 16 GB internen Speicher, wovon nur etwa 8 GB zur freien Verfügung. Verbaut wurde der Dual-Core-Prozessor Exynos W920 von Samsung, der in Verbindung mit 1,5 GB Arbeitsspeicher eine wirklich gute Performance liefert. Das System läuft flüssig. Ruckler sind uns im Test nicht aufgefallen und Apps werden schnell geöffnet.
Das Display bietet mit einer Pixeldichte von 350 ppi (beim 42-Millimeter-Modell liegt die Auflösung bei 396 mal 396 Pixel, beim 46-Millimeter-Modell beträgt die Auflösung 450 mal 450 Pixel) und auch die Helligkeit kann überzeugen. Die Akkulaufzeit war im ersten Test schlechter als bei der Samsung Galaxy Watch 3. Kamen wir mit dem alten Modell ohne eSIM-Nutzung auf zum Teil knapp 60 Stunden Laufzeit, so muss die neue Uhr spätestens nach eineinhalb Tagen wieder mit dem mitgelieferten Ladekabel verbunden werden. Bei Verwendung der Always-on-Funktion des Displays und einer eSIM sinkt die Akkulaufzeit nochmals deutlich.
Fazit
Google Pay funktioniert jetzt auch auf Samsung-Smartwatches
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Die Samsung Galaxy Watch 4 Classic (LTE) ist gut verarbeitet. Bei der Software gibt es aber noch "Luft nach oben". Allein schon an den zum Teil noch fehlenden Google-Diensten zeigt sich, dass hier mit der heißen Nadel gestrickt wurde, um die Geräte zum vorgesehenen Termin auf den Markt zu bringen. Das App-Angebot ist sehr bescheiden, während die Unterstützung für Google Pay ein Vorteil gegenüber früheren Samsung-Uhren ist.
Unter dem Strich bietet die Galaxy Watch 3 derzeit eine bessere Akkulaufzeit und ein größeres App-Angebot. Während man beim Thema Akku abwarten muss, inwieweit sich durch Software-Updates noch Verbesserungen erzielen lassen, wird sich die App-Auswahl auf der neuen Plattform schnell vergrößern, zumal ja auch andere Hersteller Smartwatches mit WearOS 3.0 auf den Markt bringen werden.
In einer weiteren Meldung berichten wir darüber, welche Erfahrungen wir mit dem Samsung Galaxy Z Flip 3 gemacht haben.