Vernetzung

Samsung, Smartphones und Seemannsgarn

TV-App kommt für Smartphone Galaxy S II und Tablet Galaxy Tab
Von Björn Brodersen

Die sogenannten 50er Schuppen auf dem Kleinen Grasbrook im Hamburger Hafen gehörten Anfang des 20. Jahrhunderts zu den größten und modernsten ihrer Zeit. Sieben Jahrzehnte später entsprach dieser Teil des Hafens nicht mehr den Anforderungen der modernen Containerschifffahrt. Die Kaiserzeit-Schuppen am Kleinen Grasbrook wurden geschlossen, der Hamburger Hafen fraß sich weiter in den Süderelbraum. Künftig sollen die denkmalgeschützten Gebäude im Hamburger Freihafen Teil eines Freilichtmuseums und Erlebnisparks werden, der Schuppen 52 dient inzwischen als hippe Location für Produktpräsentationen, Filmdrehs, Feste oder Konzerte. Auf der anderen Seite der Elbe legen die hohen Kräne für den Bau der neuen Elbphilharmonie auf dem alten Kaispeicher A ebenfalls Zeugnis ab vom voranschreitenden Strukturwandel im Hafen. Roadshow 2011: Samsung zeigt den digitalen Lebensstil von morgen Samsung flaggt im Freihafen
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Samsung hätte keinen passenderen Ort wählen können, um unter dem Motto "Inspire the world, create the future" seine Vision des digitalen Lebensstils von morgen vorzustellen. Die Produktshow soll zeigen, wie wir künftig Medien nutzen werden und wie sich dadurch auch die Unterhaltungselektronik selbst verändern wird. Dazu hat der koreanische Elektronik-Hersteller im Schuppen 52 seine ganze Geräte-Armada - Smartphones, Tablets, Speichermedien, Flachbildschirme, Heimkinosysteme, Blueray-Player und Internet-fähige Fernseher, Digitalkameras und Camcorder, Drucker, Waschmaschinen und Kühlschränke - aufgefahren und den renommierten Trend- und Zukunftsexperten Dr. Eike Wenzel vom Institut für Trend- und Zukunftsforschung (itz) als Gastredner eingeladen.

Zukunftsforscher: "Fernsehen wird noch interessanter"

PC versus TV im Wohnzimmer - das ist längst nicht mehr die Frage. "Der nächste Krieg im Wohnzimmer dreht sich um das Thema Vernetzung", erklärte Wenzel eingangs. Das Fernsehen werde nicht untergehen, sondern vielmehr noch interessanter werden, wenn audiovisuelle Inhalte nicht nur auf dem klassischen Fernsehgerät sondern auch auf anderen Abspielgeräten konsumiert werden könnten. Somit blieben die Inhalte gleich, nur die eingesetzten Geräte der Konsumenten änderten sich: Statt PC im Arbeitszimmer und TV-Gerät im Wohnzimmer würden mobile Endgeräte für den Medienkonsum und Kommunikation immer mehr in die Haushalte einziehen. Kurz: Inhalte können auf vielen Abspielgeräten quasi überall verfügbar sein.

Roadshow 2011: Samsung zeigt den digitalen Lebensstil von morgen Alte und neue Handys und Smartphones
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Dabei würden nicht nur die Hardware-Hersteller und Dienste-Anbieter den Kurs vorgeben, auch die Nutzer selbst beeinflussten künftige Entwicklungen in der Unterhaltungs-Elektronik. "Gesellschaftliche Veränderungsprozesse verändern Lebensgewohnheiten und Technologie", sagte Wenzel. Die Nutzung von Medien und Vernetzung wird individualisierter." Lebenshungrige Senioren wollten ihre Freiheit und Zeit ausleben und wie Teenager einkaufen, junge Menschen sehnten sich wieder verstärkt nach Sicherheit und verlässlichen Werten - die völlig neuen Wünsche der Nutzer, die heute andere Konsumentscheidungen träfen als früher, seien mit standardisierten Angeboten nicht mehr zu befriedigen.

Von CommuniTeens und Latte-Macchiato-Familien

Das Zukunftsforscher des itz haben die sozialen Muster und die Lebens- und Arbeitsweisen der Menschen von heute analysiert und insgesamt elf Lebenstile definiert, die ihrer Ansicht nach den Konsum und die Märkte von morgen prägen werden. Darunter befinden sich Typen wie die "CommuniTeens", die entgegen gängigen Klischees nicht in Online-Welten versänken, sondern über Online-Dienste und soziale Netzwerke ihr analog-reales Leben ordneten und Rückhalt in tiefer gehenden sozialen Beziehungen suchten. Sie seien Kollektivisten und Individualisten zugleich sind. Dazu zählen auch die "Latte-Macchiato-Familien", deren genuss- und Lebensformel familiäre und berufliche Selbstverwirklichung heiße. Sie lebten bewusst in der Stadt und sind neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen, um mobil zu bleiben, legten gleichzeitig Wert auf Gesundheit und Nachhaltigkeit und seien bereit, für Qualität, Funktionalität und Design auch mehr zu zahlen.

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Die "Greyhoppers" dagegen suchten im Alter noch das körperlich-geistige Abenteuer und lösten sich bewusst von langen gelebten Kontinuitäten und Gewissheiten. Sie durchliefen eine Art zweiter Puberttät und pflegten Konsumgewohnheiten, Freizeitaktivitäten und Ansichten, die spontan eher Jugendlichen zugeschrieben würden. Zusammengefasst werden die verschiedenen Lebensstile unter dem in den 90er Jahren aufgekommenen Begriff LOHAS ("Lifestyle of Health and Sustainability"), dessen Anhänger sich sowohl konservativ als auch progressiv verhalten - die Pflicht-Gesellschaft der 50er und 60er Jahre und die Spaßgesellschaft der 70er und 80er Jahre seien damit endgültig abgelöst.

Solche einzelnen Gruppen des LOHAS werden nach Meinung des itz bald jeweils einen relevanten Teil der Konsumenten ausmachen. Beispielsweise rechnet das Institut mit bis zu 6,1 Millionen Greyhoppers im Jahr 2020. Für die Hersteller von Elektronikgeräten, die weiterhin die Konsumenten erreichen wollen, bedeutet dieser Werte- und Konsumwandel: Statt ihre Zielgruppen nach isolierten Kategorien wie Einkommen, Geschlecht oder Alter zu ordnen, müssten sie künftig situative Faktoren berücksichtigen, die die Konsumwünsche der Menschen bestimmten - wer die Lotsen dagegen nicht an Bord nimmt, dem droht Schiffbruch.

Auf der zweiten Seite unseres Features lesen Sie Näheres über die Funktionen einer TV-App, die Samsung für Nutzer des Smartphones Galaxy S II und das Tablet Galaxy Tab 10.1 anbieten will.

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