Jubiläum

20 Jahre SMS: Nebenprodukt wird zur Goldgrube

Vor 20 Jahren wurde die erste SMS in Großbritannien verschickt
Von Thorsten Neuhetzki

Die SMS wird 20 Jahre alt Die SMS wird 20 Jahre alt
Foto: dpa
Das vergangene Jahrzehnt wurde bei vielen Handynutzern von einem bestimmten Geräusch bestimmt: "Piep-Piep ... Piep-Piep". Eine neue SMS ist da. Doch was nur wenige wissen: Das, was lange Zeit eine Kernfunktion für Handynutzer war, ist eigentlich ein Zufallsprodukt. Und dieses wird am 3. Dezember 20 Jahre alt. Wir werfen einen Blick zurück.

Die SMS wird 20 Jahre alt Die SMS wird 20 Jahre alt
Foto: dpa
Dass ein Handy einem anderen eine Nachricht schicken kann, war beim Aufbau der GSM-Netze nicht vorgesehen. Der Nachrichtendienst als solcher war im Standard jedoch schon implementiert. Gedacht war er für die Netzbetreiber, um ihren Kunden oder Technikern Nachrichten aufs Handy schicken zu können. Am 3. Dezember 1992 verschickte ein Ingenieur des Unternehmens Airwide Solutions jedoch die erste Short Message an einen Kollegen - sie wurde noch über eine PC-Software geschickt. Die Handys waren noch nicht für SMS ausgerüstet. Doch die Netzbetreiber erkannten schnell das Potenzial, das hinter der ersten SMS mit dem Inhalt "Merry Christmas" steckte.

Begrenzung auf 160 Zeichen angeblich wegen einer Postkarte

Während die erste SMS noch auf einem Orbitel 901 empfangen wurde, einem Gerät, das man heute wohl als "Telefonzelle" bezeichnen würde, hat sich der Dienst bis heute zu einer Goldgrube entwickelt. Und die Entwicklung machte über die Jahre nicht halt. Am Anfang waren SMS auf 160 Zeichen begrenzt. Angeblich, weil diejenigen, die den Dienst entwickelten, herausgefunden haben wollen, das Postkarten auch nicht mehr Text enthalten. Doch die Nutzer wollten in einer Zeit, in der auch die E-Mail noch nicht verbreitet war, längere elektronische Kurznachrichten verschicken. So wurde mit der Zeit die verkettete SMS in die Handys implementiert.

Auch das Schreiben der SMS ging mit der Zeit leichter von der Hand. Während am Anfang für einen Buchstaben bis zu drei mal eine Ziffer auf der Tastatur gedrückt werden musste, ging das ganze dann mit T9 deutlich leichter von der Hand. Das Handy erkannte aufgrund der Reihenfolge der Tasten, welche Wörter geschrieben werden sollte. Für Smartphones gibt es mittlerweile schon Software, die aufgrund der Art und Weise, wie jemand schreibt, sogar die wahrscheinlich nachfolgenden Wörter vorblendet. So braucht das Schreiben einer SMS heute deutlich weniger Zeit als in den Anfangstagen.

In diesem Jahr wurden alleine in Deutschland mehr als 157,2 Millionen SMS verschickt - pro Tag! Das sind pro Jahr 57,4 Milliarden Kurznachrichten. Oder anders ausgedrückt etwa 1 800 SMS in jeder einzelnen Sekunde. Nach Angaben des Bitkom verschickt jeder Deutsche inzwischen gerundet zwei SMS am Tag und somit etwa 700 im Jahr. Zum Vergleich: 1999 waren es erst 44 SMS pro Jahr und Bundesbürger. Die nachrichtenstärksten Tage dürften den Netzbetreibern auch in diesem Jahr noch ins Haus stehen: Weihnachten und Silvester. Traditionell werden an diesen Tagen die meisten Kurznachrichten versendet. Dass es immer noch mehr SMS versendet werden, liegt wohl an den sinkenden Preisen. Viele Discounter bieten heute SMS-Flatrates an. Doch immer mehr Nutzer steigen um auf Instant Messenger wie WhatsApp. Das haben auch die Netzbetreiber erkannt und wollen durch einen eigenen Dienst mit dem Namen Joyn auf diesen Trend aufspringen.

Preis für SMS: Bis zu 1 423 Euro pro Megabyte

Technisch nutzen die Netzbetreiber für die Übertragung von SMS im GSM-Standard Signalisierungskanäle. Das sind jene Bereiche der Funkübertragung, die auch für die Übermittlung der Rufnummer bei einem Anruf oder der Anrufsignalisierung zuständig sind. Die SMS ist also tatsächlich so etwas wie ein Abfallprodukt des GSM-Standards. Diesen allerdings lassen sich die Netzbetreiber gut bezahlen. Rechnet man sich die Datenmenge aus, die eine SMS maximal übertragen kann, so kommt man darauf, dass sich 7 490 SMS versenden lassen, bis ein Megabyte Datentraffic generiert wurde. Bei einem Preis von 9 Cent pro Kurznachricht ergibt das einen Megabyte-Preis von 674,10 Euro. Legt man den alten Standardpreis von 19 Cent pro Nachricht zugrunde, sind es sogar 1 423 Euro pro Megabyte. Teurer, so war kürzlich zu lesen, sei nur noch das Telegramm der Deutschen Post.

Da die Übermittlung eigentlich ein Nebenprodukt ist, braucht es auf Netzseite auch nicht viel Technik, um SMS zu realisieren. Kernfeature sind die Kurzmitteilungszentralen. Sie nehmen die Nachrichten der Handys entgegen, leiten sie an andere Kurzmitteilungszentralen weiter. Wie genau der SMS-Versand und -Empfang funktioniert, haben wir in einem Hintergrundtext ausführlich dokumentiert.

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