Netflix, YouTube und Co

Handy-Streaming: So viel Daten verbrauchen Netflix & Co.

Das Streamen von Filmen, Videos oder Musik wird immer beliebter. Das Manko: Vor allem Bewegtbilder fressen ungeheuer am Datenvolumen. Wir beschäftigen uns mit der Frage, wie hoch der Datenverbrauch bei den beliebtesten Streaming-Portalen wie YouTube, Netflix oder Spotify ist.
Von / Christian Bekker

Videostreaming von Netflix verschlingt Daten Videostreaming von Netflix verschlingt Daten
Bild: dpa
Das Streamen von Filmen, Videos oder Musik wird immer beliebter. Viele lassen sich auch unter­wegs über ihr Smart­phone oder Tablet von einer Seri­en­folge bei Netflix oder Musik aus einer Spotify-Play­list unter­halten. Das Manko: Vor allem Bewegt­bilder fressen unge­heuer an Daten­vo­lumen. Glück­lich schätzen können sich Kunden, die für viel Geld eine echte Flat­rate ohne Dros­se­lung gebucht haben oder Mobil­funk-Kunden der Zero-Rating-Ange­bote Stream on bei der Telekom oder dem Voda­fone Pass, die jeweils ausge­wählte Strea­ming­dienste und Video­por­tale vom Daten­vo­lumen ausklam­mern.

Alle anderen müssen darauf achten, ausrei­chend High­speed-Daten­vo­lumen zu buchen. Doch wie hoch ist eigent­lich der Daten­ver­brauch beim Strea­ming eines Videos bei Netflix, Amazon, DAZN oder beim Musik­strea­ming von Spotify oder Inter­net­radio?

Netflix und Amazon: Quali­täts­stufen wählbar

Videostreaming von Netflix verschlingt Daten Videostreaming von Netflix verschlingt Daten
Bild: dpa
Von Vorteil sind Dienste, bei denen die Nutzer die Möglich­keit haben diverse Quali­täts­ein­stel­lungen selbst zu wählen. Dadurch lässt sich auch der Daten­ver­brauch regu­lieren. Das Video-on-Demand-Portal Netflix bietet etwa in seiner App eine solche Konfi­gu­ra­tion an.

Wählt der Nutzer die nied­rigste Stufe, kann er rund vier Stunden lange Spiel­filme oder Serien anschauen und verbraucht dabei rund ein Giga­byte Daten­vo­lumen. Frei­lich ist die Qualität hierbei eher mäßig. Wem sie zu schlecht ist, kann die höheren Stufen auswählen: Bei mitt­lerer Qualität ist das Giga­byte aller­dings schon bei zwei Stunden Strea­ming verbraucht, bei hoher Qualität schon nach rund einer Stunde.

Beim Konkur­renten Amazon Video ist der Daten­ver­brauch etwas geringer. Messungen des Portals "Tecchbook" aus dem vergan­genen Jahr haben ergeben, dass selbst beim Video­strea­ming in höchster Qualität in einer Stunde nur 460 MB verbraucht werden. Filme in "besserer" Qualität (die nächst nied­rige Quali­täts­stufe) verbraten 330 MB Daten pro Stunde, Filme in "guter" Qualität 270 MB. Im Daten­spar­modus (Data Saver) fallen für den Nutzer nur 140 MB an, die Bilder sind dann aber sehr verschwommen/verpi­xelt, das Hinschauen macht kaum noch Spaß.

Sky und DAZN: Apps über­nehmen Quali­täts­ein­stel­lung

Kann man bei Netflix und Amazon die Quali­täts­stufe noch selbst wählen, ist das bei anderen Strea­ming­por­talen nicht möglich. Hier über­nehmen die Apps auto­ma­tisch die Einstel­lung und orien­tieren sich an der zur Verfü­gung stehenden Band­breite. Wer als Sportfan beispiels­weise die Apps von DAZN oder Sky nutzt und Daten­vo­lumen einsparen will, muss ausrei­chend Daten­vo­lumen zur Verfü­gung haben. Wenn das nicht der Fall ist, müsste noch die Daten­ver­bin­dung manuell auf eine schlech­tere Stufe einstellen, etwa von LTE auf UMTS oder EDGE. Aller­dings ist dann auch eine unter­bre­chungs­freie Über­tra­gung nicht mehr sicher gestellt. Die Über­tra­gung eines Fußball­spiels (90 Minuten) in bester Qualität verschlingt sowohl bei Sky als auch DAZN unge­fähr 2,3 GB.

YouTube: Daten­ver­brauch von Qualität der Videos abhängig

Beim Video­portal YouTube hängt der Daten­ver­brauch eben­falls von der Qualität des hoch­ge­la­denen Videos ab. Eine Minute Nutzung eines Videos mit einer Auflö­sung von 360p verschlingt 4,50 MB, eine Stunde also 270 MB. In 480p sind es 8 MB/480 MB, in 720p 15 MB/900 MB und in Full HD-Qualität, also 1080p, rund 30 MB/1,8 GB. In der YouTube-App kann aller­dings einge­stellt werden, dass HD-Videos (720p und mehr) nur über WLAN gestreamt werden sollen. Ist der Nutzer im Mobil­funk-Netz unter­wegs, werden HD-Videos mit gerin­gerer Qualität gestreamt.

Inter­net­radio: Ein Giga­byte für zwei Tage Strea­ming

Bei der reinen Audi­o­über­tra­gung fallen weniger Daten an. Wer Inter­net­radio hört, kann laut Angaben des Webradio-Betrei­bers Raute­musik in geringer, gerade noch akzep­ta­bler Qualität (48 kBit/s) zwei Tage lang (48 Stunden) nonstop streamen, erst dann ist ein Giga­byte verloren. Eine Stunde Radio­hören in dieser Qualität verbraucht rund 21 MB Daten, ein ganzer Tag 509 MB. Streams in mitt­lerer Qualität (128 kBit/s) verbrau­chen 56,2 MB pro Stunde und 1,2 GB pro Tag. Bei Streams mit 192 kBit/s werden pro Stunde 84,4 MB verbraucht, nach einem Tag sind es rund 2 GB. Viele Radio­sender bieten Streams in unter­schied­li­chen Quali­täts­stufen an. Diese sind beispiels­weise beim Aggre­gator TuneIn manuell einstellbar.

Die beliebte App Radio­player wählt die Daten­rate nach der zur Verfü­gung stehenden Verbin­dungs­qua­lität aus, leider kann der Nutzer sie nicht manuell einstellen.

Spotify: Qualität und Daten­ver­brauch steu­erbar

Radiohören ist nicht so datenintensiv wie Videostreaming Radiohören ist nicht so datenintensiv wie Videostreaming
Foto: Radioplayer.de
Auch beim Musik­streamer Spotify gibt es mehrere Quali­täts­stufen, die der Nutzer im Menü unter "Sound­qua­lität" auswählen kann: Laut Spotify-Angaben werden bei einer Stunde Musik-Strea­ming in mitt­lerer Qualität (96 kBit/s) zirka 40 MB verbraucht. In der nächst höheren Stufe (160 kBit/s) sind es 70 MB und in der höchsten Quali­täts­stufe (320 kBit/s) 100 MB pro Stunde. Spotify-Kunden mit kosten­pflich­tigem Premium-Abo können auch offline streamen und schonen damit das Daten­vo­lumen.

Beim Musik- und Radio­strea­ming gilt jedoch zu bedenken, dass neben dem eigent­li­chen Audio­stream auch in den Apps noch Text­in­for­ma­tionen und Bilder sowie Banner­wer­bung über­tragen werden. Der Daten­ver­brauch ist also ungleich höher. Wer nur 1 GB High­speed-Daten­vo­lumen besitzt, wird beim Radio­hören häufig schon nach weniger als 24 Stunden in der Geschwin­dig­keit gedros­selt, selbst wenn er Streams mit nied­riger Qualität (48 kBit/s) nutzt. In dieser nied­rigen Quali­täts­stufe ist das Strea­ming von Webradio - im Vergleich zu Videos - aller­dings nach einer Dros­se­lung auf minimal 64 kBit/s auch noch weiter möglich, während Streams mit höherer Daten­rate nicht mehr laufen.

Daten­ver­brauch in der Über­sicht

  Netflix Amazon
Video
Sky DAZN YouTube Spotify Internet-
Radios
Qualität einstellbar ja, in App ja nein, Einstu­fung nach verfüg­barer Band­breite hängt vom hoch­ge­la­denen Video ab ja abhängig vom Anbieter
Daten­ver­brauch pro Stunde
"nied­rige" Qualität 250 MB 270 MB
140 MB 1)
Bei 1080p: 1,7 GB
(2,3 GB / 90 Min.)
360p: 270 MB
480p: 480 MB
96 kBit/s: 40 MB 48 kBit/s: 21 MB
"mitt­lere" Qualität 500 MB 330 MB 720p: 900 MB 160 kBit/s: 70 MB 128 kBit/s: 56 MB
"hohe" Qualität 1 GB 460 MB 1080p: 1,8 GB 320 kBit/s: 100 MB 192 kBit/s: 84 MB
Stand: Januar 2019, Verbrauchs­werte sind unge­fähre Angaben.
1) In der Data Saver-Einstel­lung sind die Bilder stark verpi­xelt und verschwommen.

Empfeh­lung beim Streamen: Zero Rating oder Nutzung in WLAN-Netzen

Allge­mein gilt: Wer häufig Bewegt­bilder unter­wegs streamt, kommt mit einem geringen High­speed-Volumen nicht aus. 10 Giga­byte sind oft bereits verbraucht, nachdem sich ein User drei Fußball­spiele oder Spiel­filme ange­schaut hat. Dabei ist das sons­tige Surfen, die Nutzung von WhatsApp oder Face­book und anderes noch gar nicht mitge­rechnet. Zero Rating-Ange­bote wie Stream On (Telekom) oder Voda­fone Pass sind da für alle am häufigen Strea­ming inter­es­sierten Nutzern sinn­volle Option.

Eine weitere Möglich­keit: Immer nur dort streamen, wo es freie WLAN-Netze gibt. Zahl­reiche Cafés, Restau­rants oder Bars bieten kosten­lose Inter­net­nut­zung an, auch im öffent­li­chen Raum gibt es immer mehr Hotspots. Wer also auf einer Park­bank ein Fußball­spiel oder einen Film bei Netflix anschauen möchte, ohne sein Daten­vo­lumen zu belasten, findet immer mehr Möglich­keiten - sofern die öffent­li­chen WLAN über ausrei­chend Kapa­zität verfügen und das Daten­vo­lumen pro Session nicht begrenzen.

Fest­netz-Kunden der Telekom, Unity­media, Voda­fone und anderen Unter­nehmen erhalten auch - optional oder als Stan­dard - die Möglich­keit die WLAN-Router anderer User mitzu­nutzen. Auch in Fern­zügen, teil­weise auch im Nahver­kehr sowie in Fern­bussen besteht oft die Möglich­keit des kosten­freien Zugangs zu einem WLAN-Hotspot. Gene­rell gilt also: Zunächst nach einem freien WLAN-Netz Ausschau halten, bevor man den Stream startet.

Die hiesigen Netzbetreiber locken mit komfortabler Internetnutzung auch abseits des Highspeed-Datenvolumens. Welche Zusatzleistung hat die Nase vorne?

Mehr zum Thema Streaming