Handy-Streaming: So viel Daten verbrauchen Netflix & Co.
Videostreaming von Netflix verschlingt Daten
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Das Streamen von Filmen, Videos oder Musik wird immer beliebter. Viele lassen sich auch unterwegs über ihr Smartphone oder Tablet von einer Serienfolge bei Netflix oder Musik aus einer Spotify-Playlist unterhalten. Das Manko: Vor allem Bewegtbilder fressen ungeheuer an Datenvolumen. Glücklich schätzen können sich Kunden, die für viel Geld eine echte Flatrate ohne Drosselung gebucht haben oder Mobilfunk-Kunden der Zero-Rating-Angebote Stream on bei der Telekom oder dem Vodafone Pass, die jeweils ausgewählte Streamingdienste und Videoportale vom Datenvolumen ausklammern.
Alle anderen müssen darauf achten, ausreichend Highspeed-Datenvolumen zu buchen. Doch wie hoch ist eigentlich der Datenverbrauch beim Streaming eines Videos bei Netflix, Amazon, DAZN oder beim Musikstreaming von Spotify oder Internetradio?
Netflix und Amazon: Qualitätsstufen wählbar
Videostreaming von Netflix verschlingt Daten
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Von Vorteil sind Dienste, bei denen die Nutzer die Möglichkeit haben diverse Qualitätseinstellungen selbst zu wählen. Dadurch lässt sich auch der Datenverbrauch regulieren. Das Video-on-Demand-Portal Netflix bietet etwa in seiner App eine solche Konfiguration an.
Wählt der Nutzer die niedrigste Stufe, kann er rund vier Stunden lange Spielfilme oder Serien anschauen und verbraucht dabei rund ein Gigabyte Datenvolumen. Freilich ist die Qualität hierbei eher mäßig. Wem sie zu schlecht ist, kann die höheren Stufen auswählen: Bei mittlerer Qualität ist das Gigabyte allerdings schon bei zwei Stunden Streaming verbraucht, bei hoher Qualität schon nach rund einer Stunde.
Beim Konkurrenten Amazon Video ist der Datenverbrauch etwas geringer. Messungen des Portals "Tecchbook" aus dem vergangenen Jahr haben ergeben, dass selbst beim Videostreaming in höchster Qualität in einer Stunde nur 460 MB verbraucht werden. Filme in "besserer" Qualität (die nächst niedrige Qualitätsstufe) verbraten 330 MB Daten pro Stunde, Filme in "guter" Qualität 270 MB. Im Datensparmodus (Data Saver) fallen für den Nutzer nur 140 MB an, die Bilder sind dann aber sehr verschwommen/verpixelt, das Hinschauen macht kaum noch Spaß.
Sky und DAZN: Apps übernehmen Qualitätseinstellung
Kann man bei Netflix und Amazon die Qualitätsstufe noch selbst wählen, ist das bei anderen Streamingportalen nicht möglich. Hier übernehmen die Apps automatisch die Einstellung und orientieren sich an der zur Verfügung stehenden Bandbreite. Wer als Sportfan beispielsweise die Apps von DAZN oder Sky nutzt und Datenvolumen einsparen will, muss ausreichend Datenvolumen zur Verfügung haben. Wenn das nicht der Fall ist, müsste noch die Datenverbindung manuell auf eine schlechtere Stufe einstellen, etwa von LTE auf UMTS oder EDGE. Allerdings ist dann auch eine unterbrechungsfreie Übertragung nicht mehr sicher gestellt. Die Übertragung eines Fußballspiels (90 Minuten) in bester Qualität verschlingt sowohl bei Sky als auch DAZN ungefähr 2,3 GB.
YouTube: Datenverbrauch von Qualität der Videos abhängig
Beim Videoportal YouTube hängt der Datenverbrauch ebenfalls von der Qualität des hochgeladenen Videos ab. Eine Minute Nutzung eines Videos mit einer Auflösung von 360p verschlingt 4,50 MB, eine Stunde also 270 MB. In 480p sind es 8 MB/480 MB, in 720p 15 MB/900 MB und in Full HD-Qualität, also 1080p, rund 30 MB/1,8 GB. In der YouTube-App kann allerdings eingestellt werden, dass HD-Videos (720p und mehr) nur über WLAN gestreamt werden sollen. Ist der Nutzer im Mobilfunk-Netz unterwegs, werden HD-Videos mit geringerer Qualität gestreamt.
Internetradio: Ein Gigabyte für zwei Tage Streaming
Bei der reinen Audioübertragung fallen weniger Daten an. Wer Internetradio hört, kann laut Angaben des Webradio-Betreibers Rautemusik in geringer, gerade noch akzeptabler Qualität (48 kBit/s) zwei Tage lang (48 Stunden) nonstop streamen, erst dann ist ein Gigabyte verloren. Eine Stunde Radiohören in dieser Qualität verbraucht rund 21 MB Daten, ein ganzer Tag 509 MB. Streams in mittlerer Qualität (128 kBit/s) verbrauchen 56,2 MB pro Stunde und 1,2 GB pro Tag. Bei Streams mit 192 kBit/s werden pro Stunde 84,4 MB verbraucht, nach einem Tag sind es rund 2 GB. Viele Radiosender bieten Streams in unterschiedlichen Qualitätsstufen an. Diese sind beispielsweise beim Aggregator TuneIn manuell einstellbar.
Die beliebte App Radioplayer wählt die Datenrate nach der zur Verfügung stehenden Verbindungsqualität aus, leider kann der Nutzer sie nicht manuell einstellen.
Spotify: Qualität und Datenverbrauch steuerbar
Radiohören ist nicht so datenintensiv wie Videostreaming
Foto: Radioplayer.de
Auch beim Musikstreamer Spotify gibt es mehrere Qualitätsstufen, die der Nutzer im Menü unter "Soundqualität" auswählen kann: Laut Spotify-Angaben werden bei einer Stunde Musik-Streaming in mittlerer Qualität (96 kBit/s) zirka 40 MB verbraucht. In der nächst höheren Stufe (160 kBit/s) sind es 70 MB und in der höchsten Qualitätsstufe (320 kBit/s) 100 MB pro Stunde. Spotify-Kunden mit kostenpflichtigem Premium-Abo können auch offline streamen und schonen damit das Datenvolumen.
Beim Musik- und Radiostreaming gilt jedoch zu bedenken, dass neben dem eigentlichen Audiostream auch in den Apps noch Textinformationen und Bilder sowie Bannerwerbung übertragen werden. Der Datenverbrauch ist also ungleich höher. Wer nur 1 GB Highspeed-Datenvolumen besitzt, wird beim Radiohören häufig schon nach weniger als 24 Stunden in der Geschwindigkeit gedrosselt, selbst wenn er Streams mit niedriger Qualität (48 kBit/s) nutzt. In dieser niedrigen Qualitätsstufe ist das Streaming von Webradio - im Vergleich zu Videos - allerdings nach einer Drosselung auf minimal 64 kBit/s auch noch weiter möglich, während Streams mit höherer Datenrate nicht mehr laufen.
Datenverbrauch in der Übersicht
Netflix | Amazon Video |
Sky | DAZN | YouTube | Spotify | Internet- Radios |
|
---|---|---|---|---|---|---|---|
Qualität einstellbar | ja, in App | ja | nein, Einstufung nach verfügbarer Bandbreite | hängt vom hochgeladenen Video ab | ja | abhängig vom Anbieter | |
Datenverbrauch pro Stunde | |||||||
"niedrige" Qualität | 250 MB | 270 MB 140 MB 1) |
Bei 1080p: 1,7 GB (2,3 GB / 90 Min.) |
360p: 270 MB 480p: 480 MB |
96 kBit/s: 40 MB | 48 kBit/s: 21 MB | |
"mittlere" Qualität | 500 MB | 330 MB | 720p: 900 MB | 160 kBit/s: 70 MB | 128 kBit/s: 56 MB | ||
"hohe" Qualität | 1 GB | 460 MB | 1080p: 1,8 GB | 320 kBit/s: 100 MB | 192 kBit/s: 84 MB | ||
Stand: Januar 2019, Verbrauchswerte sind ungefähre Angaben. 1) In der Data Saver-Einstellung sind die Bilder stark verpixelt und verschwommen. |
Empfehlung beim Streamen: Zero Rating oder Nutzung in WLAN-Netzen
Allgemein gilt: Wer häufig Bewegtbilder unterwegs streamt, kommt mit einem geringen Highspeed-Volumen nicht aus. 10 Gigabyte sind oft bereits verbraucht, nachdem sich ein User drei Fußballspiele oder Spielfilme angeschaut hat. Dabei ist das sonstige Surfen, die Nutzung von WhatsApp oder Facebook und anderes noch gar nicht mitgerechnet. Zero Rating-Angebote wie Stream On (Telekom) oder Vodafone Pass sind da für alle am häufigen Streaming interessierten Nutzern sinnvolle Option.
Eine weitere Möglichkeit: Immer nur dort streamen, wo es freie WLAN-Netze gibt. Zahlreiche Cafés, Restaurants oder Bars bieten kostenlose Internetnutzung an, auch im öffentlichen Raum gibt es immer mehr Hotspots. Wer also auf einer Parkbank ein Fußballspiel oder einen Film bei Netflix anschauen möchte, ohne sein Datenvolumen zu belasten, findet immer mehr Möglichkeiten - sofern die öffentlichen WLAN über ausreichend Kapazität verfügen und das Datenvolumen pro Session nicht begrenzen.
Festnetz-Kunden der Telekom, Unitymedia, Vodafone und anderen Unternehmen erhalten auch - optional oder als Standard - die Möglichkeit die WLAN-Router anderer User mitzunutzen. Auch in Fernzügen, teilweise auch im Nahverkehr sowie in Fernbussen besteht oft die Möglichkeit des kostenfreien Zugangs zu einem WLAN-Hotspot. Generell gilt also: Zunächst nach einem freien WLAN-Netz Ausschau halten, bevor man den Stream startet.
Die hiesigen Netzbetreiber locken mit komfortabler Internetnutzung auch abseits des Highspeed-Datenvolumens. Welche Zusatzleistung hat die Nase vorne?