Fernsehen

Kahlschlag bei Springer: Auch Fernsehen auf Sparflamme?

Die Hiobs­bot­schaften in der Medi­enbranche nehmen kein Ende. Nach einem beispiel­losen Abver­kauf bei Gruner + Jahr steht nun im Hause Axel Springer ein Umbau bevor. Doch trifft es mittel­fristig nur Print oder auch das TV-Geschäft?
Von Björn König

Wie schlecht die Stim­mung in der Berliner Axel-Springer-Zentrale in diesen Tagen sein muss, lässt sich grob erahnen. Immerhin herrscht nun nach Monaten der Unge­wiss­heit endlich Klar­heit. Hinter­grund ist ein Stra­tegie­papier aus dem November vergan­genen Jahres, in dem es um nichts anderes als die Zukunft der natio­nalen Kern­marken BILD und WELT geht. In den kommenden drei Jahren peilt Springer-Chef Mathias Döpfner Einspa­rungen und Wachstum an, um das Ergebnis um 100 Millionen Euro zu verbes­sern. Einen solchen Betrag in derart kurzer Zeit einzu­sparen, dürfte auch beim Personal nicht geräuschlos über die Bühne gehen.

Print vor dem Aus

Zentrale der Axel Springer SE in Berlin Zentrale der Axel Springer SE in Berlin
Foto: Axel Springer SE
Die wesent­liche Verant­wor­tung für den Konzern­umbau liegt nun bei den BILD- und WELT-Geschäfts­füh­rern Clau­dius Senst und Carolin Hulshoff Pol. Vor allem Hulshoff Pol steht nach einer Perso­nal­rochade im Springer-Vorstand im Fokus, nachdem der bishe­rige News-Vorstand Ulrike Handel aufgrund stra­tegi­scher Diffe­renzen ihren Posten räumen musste und in Konse­quenz sowohl BILD als auch WELT wieder getrennte Wege gehen.

Beiden Medi­enma­nagern obliegt die schwie­rige Aufgabe, das unge­liebte Print-Geschäft abzu­wickeln. Künftig heißt es bei Springer "Digital Only", was aller­dings keine beson­dere Über­raschung war. Bereits vor Jahren ließ CEO Döpfner schon durch­bli­cken, wohin die Reise im klas­sischen Zeitungs­geschäft geht. Dennoch ist die jetzige Entwick­lung vor allem für BILD ein harter Schlag, schließ­lich musste man im Springer-Manage­ment erst kürz­lich einge­stehen, dass gerade das Pres­tige­pro­jekt BILD TV sich nicht wie geplant entwi­ckelt.

Einspa­rungen bei WELT

Entschei­dend bleibt somit die Frage, ob es Hinblick auf die Millio­nen­ein­spa­rungen ausschließ­lich im Print­geschäft bleibt. Schließ­lich dürfte vor allem der Nach­rich­ten­sender WELT mit seinen ausgie­bigen Live-Stre­cken konzern­intern zu den weiterhin großen Kosten­trei­bern gehören. Zumin­dest erscheint es reiz­voll, auch hier den Rotstift anzu­setzen.

Inter­essanter ist aber wohl weniger die nun im Raum stehende Summe von 100 Millionen Euro als viel­mehr die gesamte stra­tegi­sche Ausrich­tung des Medi­enkon­zerns. Und auch hier wird deut­lich, dass man die Zukunft nicht mehr im Heimat­markt Deutsch­land sieht. Im Mittel­punkt stehen künftig viel­mehr die Insider-Gruppe und Poli­tico, Tenor ist Wachstum in den USA. Womög­lich ließe sich dieses Geschäft dann aus einer zweiten Springer-Konzern­zen­trale in den USA lenken. Mit Jan Bayer hat der Konzern den Posten "News Media USA" bereits promi­nent besetzt.

Eine Einschät­zung (von Björn König)

Dass die gedruckte Zeitung keine Zukunft hat, ist in der Medi­enbranche nicht neu. Von daher ist der Schritt hin zu einem rein digi­talen Medi­enhaus nur konse­quent. Er kommt aller­dings schneller, als ursprüng­lich erwartet. Wesent­lich proble­mati­scher wäre hingegen, wenn das Verlags­manage­ment die unver­meid­bare Entwick­lung zum Anlass nimmt, das natio­nale News-Geschäft in den Hinter­grund zu rücken.

Die Strahl­kraft von Marken wie Busi­ness Insider und Poli­tico ist zwei­fels­ohne groß, trotz aller bestehenden Probleme haben BILD und WELT in Deutsch­land und damit in der glei­cher­maßen wich­tigsten EU-Volks­wirt­schaft eine mehr als rele­vante Posi­tion auf dem Medi­enmarkt. Und dieses Asset sollte man gerade mit Blick auf die heraus­for­dernde Bran­chen­ent­wick­lung nicht aus den Augen verlieren.

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