Streaming-Dienst: So schlägt sich Joyn+ im Test
Im Juni ging Joyn bereits offiziell an den Start, nun wurde auch die mit Spannung erwartete Premiumversion Joyn+ nachgereicht. Wir haben uns einen ersten Eindruck verschafft, was das neue Angebot kann und wie es sich gegen die US-Konkurrenz von Amazon und Netflix behauptet. Fest steht allerdings schon jetzt, dass im Bereich Technik als auch Inhalte noch weiterer Feinschliff nötig ist.
Die Anmeldung
Neue Angebote bei Joyn
Screenshot: Michael Fuhr
Im Gegensatz zu Maxdome erfolgt die Registrierung für Joyn+ nicht direkt unter Angabe der Bankverbindung. Vielmehr legt man einen kostenlosen Account an und kann diesen dann über ein Google Play-Abonnement kostenpflichtig erweitern. Aktuell gibt es einen Monat kostenlos, drei weitere im Anschluss für lediglich 3,99 Euro. Danach fällt dann der reguläre Preis von 6,99 Euro an. Das ist in jedem Falle einen Euro günstiger, als das bisherige Maxdome-Angebot für 7,99 Euro. Bei der Anmeldung haperte es allerdings.
Wir bekamen eine Bestätigungsmail zur Freischaltung, jedoch funktionierte diese offenbar nicht. An der Hotline teilte man uns mit, dass der Account manuell freigeschaltet werden müsse. Dies dauerte schließlich mehrere Stunden und erforderte sogar einen zweiten Anruf. Hier muss man ehrlicherweise sagen: So eine Startschwierigkeit hinterlässt bei Neukunden nicht unbedingt den besten ersten Eindruck.
Inhalte
Wie zu erwarten, wurden die ehemaligen Maxdome-Inhalte weitestgehend übernommen. Offensichtlich hat man den Katalog dabei auch "ausgemistet", denn einige weniger attraktive Inhalte aus der ProSieben-Familie sind zumindest nach unserem Eindruck nicht mehr auffindbar. Im Bereich Live TV gibt es nun alle wichtigen Privatsender abzüglich der RTL-Gruppe in HD. Als kleines Bonbon kommen die Pay-TV-Sender ProSieben Fun, Kabel1 Classics, Sat1 Emotions sowie Discovery Channel und Animal Planet hinzu.
Alle SVoD-Inhalte sind werbefrei, der bislang obligatorische Werbespot vor den Privatsendern im Live TV scheint in der Premiumvariante ebenfalls wegzufallen. Hier gab es zwar vorab unklare Aussagen, doch zumindest bei unserem Test konnten wir dies bestätigen. Wer die linearen Pay-TV-Sender schauen möchte, muss zudem eine Altersverifikation samt Personalausweis und PIN-Vergabe am Computer durchführen. Dies ist in der App scheinbar (noch) nicht möglich. Weniger optimal war zudem, dass die Eingabe der Jugendschutz-PIN bei den Pay-TV-Sendern generell notwendig ist.
Kritikpunkte
Wenn man in der App zum Vollbildmodus wechselt, gibt es offenbar immer einen kurzen Ton-Aussetzer, auch gab es in den Abendstunden immer mal wieder Probleme mit einem instabilen, überlasteten bzw. verpixelten Stream. Das mögen Bugs sein, die hoffentlich in einer kommenden Version gefixt werden. Ebenso ist aktuell wohl noch keine individuelle Anordnung der Live TV-Sender möglich. Ärgerlich ist zudem, dass ehemalige Maxdome-Nutzer offenbar nicht automatisch mit ihren Verträgen zu Joyn migriert werden, sondern ein neues Abo abschließen müssen. Dies wäre vor allem für Kunden interessant gewesen, die das Maxdome-Abo seinerzeit zu Sonderkonditionen für dauerhaft 4,99 Euro abgeschlossen haben.
Der Preis von 6,99 Euro ist zwar im Marktvergleich günstig, jedoch mit Blick auf die Inhalte sind knapp 7 Euro hart an der Grenze. Für einen Euro mehr kann man nämlich auch bereits bei Amazon Prime und Netflix einsteigen. Dort bekommt man in Sachen exklusiver US-Serien sicherlich weitaus mehr geboten. Der direkte Konkurrent TVNOW von RTL ist zwar in Sachen Content weniger umfangreich als Joyn, kostet aber auch zwei Euro weniger. Bei Magenta TV der Telekom gibt für 7,99 Euro auch noch die RTL-Sender sowie exklusivere SVoD-Inhalte von Fox und Sony on top.
Unser Fazit
Eine uneingeschränkte Empfehlung für Joyn+ würden wir zumindest im Moment noch nicht geben. Der Knackpunkt ist einfach, dass es kaum wirklich exklusive US-Inhalte als Erstausstrahlung gibt und der Katalog insgesamt noch zu klein ist. Das ist offenkundig bei Anbietern wie Netflix, Amazon und Sky Ticket ganz anders. Zwar möchte man dies offenbar mit den Joyn Originals kompensieren, hier muss man sich aber auch mit dem zweifellos sehr guten US-Wettbewerb messen. Sollte Joyn allerdings erneut an der Preisschraube drehen und in den Bereich von TVNOW oder Apple TV+ wechseln, wäre das Preis-Leistungsverhältnis sicherlich weitaus attraktiver.
Auf einer speziellen Übersichtsseite vergleichen wir Joyn+ mit anderen Live-TV-Diensten.