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Netflix: Disney+ ist "super beeindruckend"

Kürz­lich hatte Netflix seine Zahlen zum vierten Quartal 2020 präsen­tiert. Im Earnings Inter­view gab es von CEO Reed Hastings und Content-Chef Ted Sarandos viele inter­essante Einblicke zur weiteren Stra­tegie des Strea­mers.
Von Björn König

Foto: AP Netflix-Gründer Reed Hastings (l.) und Content-Chef Ted Sarandos
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Netflix gilt welt­weit als Markt­führer unter den Strea­ming-Diensten. Zumin­dest CEO Reed Hastings sieht aber noch Wachs­tums­mög­lich­keiten, wie er im Earnings Inter­view zu den Geschäfts­zahlen im vierten Quartal 2020 deut­lich machte.

Sogar im Heimat­markt USA gäbe es in Konkur­renz mit Pay TV-Anbie­tern und anderen Strea­mern durchaus noch Luft nach oben, betonte Hastings. Auch wenn der Wett­bewerb hart wird, sieht der Netflix-Chef dies als Gewinn für den Zuschauer. Aus seiner Sicht ist und bleibt vor allem Disney ein wich­tiger Konkur­rent, den man aber auch als Vorbild sehe.

Disney+ ist "super beein­dru­ckend"

Foto: AP Netflix-Gründer Reed Hastings (l.) und Content-Chef Ted Sarandos
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Hastings zeigte sich von den hohen Abon­nen­ten­zahlen bei Disney+ beein­druckt. "Was Disney getan hat, ist super beein­dru­ckend. Es zeigt, dass Abon­nenten inter­essiert und willens sind, mehr für Inhalte zu bezahlen, weil sie hungrig auf neue Geschichten sind. Und Disney hat einige groß­artige Geschichten zu bieten." Lob gab es aller­dings vom Netflix-CEO auch für die Erfolge im eigenen Unter­nehmen. So konnte der Streamer trotz zuneh­menden Wett­bewerbs im Jahr 2020 um 37 Millionen Abon­nenten wachsen.

Mit insge­samt 203,7 Millionen Abos liege man deut­lich vor Disney+ mit 86,8 Millionen Verträgen und damit ebenso über den Prognosen, auch wenn die "Micky Mouse-Ohren im Rück­spiegel" ein Thema bleiben. Hastings betonte in diesem Zusam­men­hang ebenso, dass Disney und Netflix nicht insge­samt als Strea­ming-Dienste mitein­ander konkur­rieren, sondern ganz konkret über einzelne Serien und Filme. Als Beispiel führte er hier "Bridgerton" an, eine vergleich­bare Produk­tion sei aktuell bei Disney+ nicht verfügbar.

Block­buster schneller ins Strea­ming

Ein weiterer wich­tiger Aspekt bleibt für Netflix das Zeit­fenster zwischen Kino­ver­öffent­lichung und Strea­ming. Hier machte Hastings eben­falls erneut deut­lich, dass man bezüg­lich einer weiteren Verkür­zung opti­mis­tisch sei und auch das Geschäfts­modell Kino durchaus seine Daseins­berech­tigung habe. So könne man das Kino mit einem teureren Restau­rant­besuch verglei­chen.

Grund­sätz­lich ging es Hastings aber darum, dass die Zuschauer auswählen können, wann und wo sie einen Film konsu­mieren möchten. In diesem Zusam­men­hang ist sicher­lich auch die Pandemie-Situa­tion zu nennen, in der Zuschauer quasi gezwun­gener­maßen in den eigenen vier Wänden bleiben müssen. Letzt­end­lich stehe bei Netflix weiterhin Wachstum sowohl bei den Nutzer­zahlen als auch dem Produk­tions­budget auf der Agenda. Letz­terer Punkt ist aber sicher­lich nicht unum­stritten, schließ­lich hatte man erst kürz­lich wieder die Abo-Preise erhöht und ist damit teils deut­lich teurer als die Konkur­renz.

Einschät­zung: Netflix ist in der Zwick­mühle

Insge­samt hat Netflix bei den Abon­nen­ten­zahlen in der Tat sowohl in den USA als auch inter­national weiterhin Poten­zial nach oben. Gleich­wohl steigt der finan­zielle Aufwand gemessen am Netto­kun­den­zuwachs immer mehr. Die Produk­tions­kosten schnellen rapide in die Höhe, was Netflix glei­cher­maßen zu Preis­erhö­hungen zwingt. Insbe­son­dere auch deshalb, weil der Streamer nach wie vor auf Werbung verzichtet.

Auf der anderen Seite geht Netflix mit höheren Preisen gleich­zeitig das Risiko ein, dass bereits zahlende Kunden wieder abspringen und sich güns­tigeren Strea­ming-Diensten zuwenden. Davon dürfte insbe­son­dere Disney+ profi­tieren, das seinen Katalog ab Februar mit "Star" deut­lich ausbaut. Viele Kunden ärgern sich außerdem darüber, dass sie für HD und 4K-Inhalte extra zahlen müssen, während diese zum Beispiel bei Wett­bewerben wie Amazon Prime Video bereits in güns­tigeren Modellen inklu­sive sind. Wenn in diesem Jahr auch noch Para­mount+ an den Start geht und HBO Max seine inter­natio­nale Verfüg­bar­keit weiter ausbaut, wird es für Netflix zumin­dest nicht einfa­cher.

In einem sepa­raten Artikel beant­worten wir die Frage: Netflix - ist die Preis­erhö­hung ange­messen?

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