Statement

VDSL-Ausbau: Wettbewerber empört über Telekom-Äußerungen (Update: Stellungnahme)

Eifel-net-Geschäftsführer Michael Bergeritz nimmt Stellung zur Aussage der Telekom, dass der Bund 25 Milliarden Euro in den Breitbandausbau investieren müsse. In ungewohnt deutlichen Worten spricht er von einer "absoluten Dreistigkeit", die die Äußerungen enthielten.
Von Thorsten Neuhetzki

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Foto: dpa
Es ist eine Art Brandbrief, der unsere Redaktion heute aus der Eifel erreichte. Ein Brandbrief gegen die Telekom und ihre Äußerungen im Focus an diesem Wochenende, die auch wir in einer Meldung vom Focus übernommen haben. In dem Artikel äußert sich die Telekom dahingehend, dass ein fächendeckender Breitbandausbau den Bund 25 Milliarden Euro Fördermittel kosten werde. Alleine für die letzten zehn Prozent des VDSL-Ausbaus werde man 15 Milliarden Euro benötigen, heißt es dort. In der Eifel beim Lokal-Carrier Eifel-net, der sich auf die Erschließung ländlicher Regionen spezialisiert hat, sieht man das anders: "Für einen VDSL-Ausbau auch im ländlichen Raum braucht die Telekom definitiv nicht diese Summen, da in der Regel zu den Kvz [Kabelverzweiger, Anm. d. Redaktion] Leerrohre sehr häufig vorhanden sind."

Doch das sind nicht die einzigen Punkte, die Michael Bergeritz, Geschäftsführer von Eifel-net, in seiner E-Mail anspricht. Die Telekom lasse "so langsam 'die Hosen runter'", schreibt er uns mit Bezug auf die Meldung. Die Telekom hatte auf einem Netze-Tag im vergangenen September angekündigt, in den Jahren 2013 bis 2015 insgesamt 11,8 Milliarden Euro in die eigene Infrastruktur zu investieren. Das hatte auch teltarif.de damals so berichtet, allerdings aufgesplittet in die drei Jahre. Bergeritz schreibt dazu in seiner E-Mail wörtlich und für eine offene Stellungnahme ungewohnt polemisch: "Dies würde also bedeuten, da die Telekom ja 'niemals lügen würde', dass also für einen !!!VDSL-Ausbau!!! 11,8 Milliarden plus 25 Milliarden Euro notwendig wären!?"

Netzdokumentation der Telekom offenbar problematisch

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Bergeritz moniert in seiner E-Mail auch, dass die Wettbewerber nach wie vor von der Telekom blockiert würden. Die Telekom weigere sich, "auch nur ein Minimum an korrekten technischen Daten zum Netz der Telekom bereitzustellen. Alle derzeitig bereitgestellten Informationen sind extrem fehlerhaft und ermöglichen keine Planung von Hochleistungsnetzen auf Basis von FTTC [Fibre to the Curb, sprich: VDSL, Anm. d. Redaktion] ]...]."

Im Focus wird Telekom-Deutschland-Chef Niek Jan van Damme derzeit auch damit zitiert, dass nach einer Einschätzung auch kein anderer Wettbewerber bereit sei, ohne Zuschüsse in ländlichen Gebieten schnelle Anschlüsse zu bauen. Diese Aussage sei eine "absolute Dreistigkeit", so der Eifel-net-Chef in seiner E-Mail. Der Grund, warum die Wettbewerber kaum noch ungefördert ausbauen, bestehe darin, dass immer die Gefahr bestehe, dass die Telekom hinterherbaue. Dies sei durch die Vectoring-Entscheidungen noch verschlimmert worden, da es fürs Ausbauen nach dem September vergangenen Jahres nur noch einen eingeschränkten Bestandsschutz gebe. "Im Klartext: Solange die Ausschreibungen so bleiben, wie sie derzeit formuliert sind und ein erhebliches Missbrauchspotenzial zu Gunsten der Telekom beinhalten, sind immer weniger ungeförderte Ausbauten zu erwarten", so Bergeritz. Zudem, so ist seine Einschätzung, wollen viele Landkreise einen Ausbau durch die Telekom und nicht durch die Wettbewerber und versuchen, die Mitbewerber unter "fadenscheinigsten Gründen von der Vergabe auszuschließen".

"Invest wird bei Ausschreibungen mit Füßen getreten"

Weitere Gründe seien, dass viele Kommunen aus Bergeritz' Sicht falsch vorgehen. Sie würden bereits mit 30-MBit/s-versorgte, von Wettbewerbern erschlossene Gebiete neu ausschreiben und den jeweiligen Invest "mit Füßen treten", um dort 50 MBit/s zu erreichen, statt sich um Gebiete zu kommen, die weniger als 6 MBit/s bekommen können. Auch die bereits angesprochenen technischen Informationen zum Netz der Telekom seien für die Wettbewerber ein Problem. "Um in Ausschreibungen gegenüber der Telekom bestehen zu können, sind diese Informationen dringend und unerlässlich."

Update 19.08.: Stellungnahme der Telekom

Ein Sprecher der Telekom hat gegenüber teltarif.de mittlerweile Stellung bezogen zu den Vorwürfen, er schreibt: "im Interview steht nicht, in welcher Höhe es Unterstützung durch die öffentliche Hand braucht. Die Frage dort lautet: 'Was kostet Sie der gesamte Internetausbau?' Als Antwort machen wir die Kosten für den Breitbandausbau über Festnetz transparent. Das Wirtschaftsministerium hatte zu den Kosten des Breitbandausbaus ein Gutachten vom TÜV erstellen lassen. Der geht von Kosten in Höhe von ca. 20 Milliarden Euro aus - und das bei einem gemischten Technologieeinsatz inklusive LTE." Das Dokument kann hier heruntergeladen werden: Kostenstudie zum Breitbandausbau (Zusammenfassung). Ende des Updates.

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