UKW-Aus: Keine Schweizer Frequenzen für Deutschland
Ende 2024 will die Schweiz als erstes Land weltweit komplett aus der UKW-Verbreitung aus- und aufs Digitalradio DAB+ und Internetradio umsteigen. Da in Deutschland zum aktuellen Zeitpunkt noch kein Aus für den analogen, terrestrischen Hörfunk in Planung ist, hat sich so mancher Hörfunkveranstalter im Süden Hoffnung auf eine bessere UKW-Versorgung durch bisherige Schweizer Frequenzen gemacht. So haben etwa in der Bodensee-Region, im Südschwarzwald oder Oberschwaben einige Radios mit Versorgungslücken zu kämpfen.
Weiter Event-Radios auf UKW?
Die UKW-Frequenzen vom Schweizer Berg Säntis sind auch in weiten Teilen Süddeutschlands zu hören
Quelle: YouTube, Screenshot: Michael Fuhr
Bernard Maissen, Direktor beim Schweizer Bundesamt für Kommunikation (Bakom), hat solchen Begehrlichkeiten jedoch eine Absage erteilt, wie das Branchenblatt "Persönlich" berichtet. Die UKW-Frequenzen würden aufgrund internationaler Vereinbarungen auch nach der Abschaltung der Schweiz gehören. "Sie werden deshalb in den Bakom-Kellern gut eingelagert", sagte er auf der Branchenveranstaltung "SwissRadioDay". "Denn wer weiß, vielleicht findet jemand irgendwann eine zündende Idee für ihre Verwendung", so Maissen.
Ganz tot könnte es auch nach dem 1. Januar 2025 nicht auf der Schweizer UKW-Skala sein. Neben einstrahlenden Sendern aus anderen Ländern könnte es auch weiter zeitlich befristete Event-Radios geben. Auch der Ton von Autokinos könnte nach wie vor per UKW in die Fahrzeuge kommen. "Es gibt gute Gründe, diesen niederschwelligen und kostengünstigen Radiozugang ab 2025 weiterzuführen", so Maissen.
Wenn aber bisher konzessionierte UKW-Radios am 1. Januar 2025 noch senden werden, seien sie gesetzeswidrig, und die Aufsichtsbehörden würden dagegen vorgehen, warnte Maissen: "Das Fernmeldegesetz sieht Geldstrafen und Sanktionen vor, da es sich beim Senden ohne Konzession nicht um ein Kavaliersdelikt handelt."
Drei von vier gehörten Radiominuten sind digital
Die Radionutzung über DAB+ und das Internet machen bei den Eidgenossen inzwischen drei Viertel der Gesamtradionutzung aus. Während jüngere Hörer Internetradio vorziehen, hört die ältere Altersgruppe am liebsten über DAB+. Im Auto werden inzwischen 62 von 100 Minuten über digitalem Weg empfangen.
Die digitale Radionutzung ist in den letzten sechs Jahren um 26 Prozentpunkte gestiegen: von 49 Prozent im Herbst 2015 auf 75 Prozent im Frühjahr 2022. Gleichzeitig hat sich die UKW-Nutzung halbiert und ist von 51 Prozent auf 25 Prozent gesunken. Nur noch 13 von 100 Personen gaben an, ihre Radioprogramme ausschließlich über UKW zu empfangen.
Die Nutzung über das Internet macht rund ein Drittel aus, 41 Prozent der Radionutzung geschehen über DAB+. DAB+ ist damit mit Abstand der beliebteste Radioempfangsweg in der Schweiz. Zahlen, von denen man in Deutschland bisher nur träumen kann.
Am 7. September wollen die Landesmedienanstalten neue Fakten zur Radionutzung in Deutschland präsentieren, dann wird der neue Digitalisierungsbericht Audio vorgestellt. Auch teltarif.de wird darüber berichten. Vorab gab es Zahlen zur Radionutzung in Bayern.