TK-Anbieter dürfen nach Kündigung keinen Rückruf erbitten
Urteil: Bei korrekten Kündigungen darf nicht zum Rückruf aufgefordert werden
Bild: mobilcom-debitel
Wer kennt das nicht? Da kündigt man seinen Festnetz oder Mobilfunkvertrag. Darauf ruft ein Vertreter des Unternehmens an und will wissen, warum man gekündigt hat oder ob man nicht bereit wäre, den Vertrag zu verlängern. Dabei werden ab und an auch Versprechungen gemacht, die man niemals schriftlich bekommen kann (sonst könnten ja andere Kunden auch darauf bestehen, dieses Angebot zu bekommen). Hat man den Anruf untersagt, könnte ein Brief kommen, worin man aufgefordert wird, wegen ungeklärter Fragen zurückzurufen.
Landgericht Kiel hat geurteilt
Urteil: Bei korrekten Kündigungen darf nicht zum Rückruf aufgefordert werden
Bild: mobilcom-debitel
Das ist jetzt vorbei, denn: Nach einer fristgerechten Kündigung durch einen Verbraucher dürfen Mobilfunkunternehmen unter bestimmten Voraussetzungen nicht versuchen, diesen über Rückgewinnungsschreiben doch bei der Stange zu halten. Das geht aus einem Anerkenntnisurteil des Landgerichts Kiel (Az. 14 HKO 42/20) hervor, auf das die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg heute hingewiesen hat.
Korrekte Kündigung - keine Bitte um Rückruf erlaubt
Im konkreten Fall hatten die schwäbischen Verbraucherschützer gegen das im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf ansässige Mobilfunkunternehmen mobilcom-debitel geklagt. Dieses hatte einem Verbraucher nach dessen schriftlicher und fristgerechter Kündigung keine Kündigungsbestätigung zugesandt, sondern stattdessen ein Schreiben mit der Bitte, sich wegen offener Fragen telefonisch zu melden. Und das, obwohl der Verbraucher bei seiner Kündigung explizit geschrieben hatte, dass er vom Unternehmen für andere Zwecke als zur Vertragsabwicklung nicht mehr kontaktiert werden wolle.
In dem Urteil vom 17. September 2020 wird dem Unternehmen dieses Vorgehen nun untersagt - unter Androhung eines Ordnungsgelds von bis zu 250.000 Euro oder einer Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, zu vollstrecken an den Geschäftsführer, falls sich mobilcom-debitel nicht daran hält. Nach Angaben des Gerichts ist das Urteil aber noch nicht rechtskräftig, die Rechtsmittelfrist laufe am Mittwoch, den (28. Oktober) ab.
Die Verbraucherzentrale warf mobilcom-debitel vor, das Unternehmen gaukle Verbrauchern vor, diese müssten sich telefonisch zurückmelden, um einen Vertrag wirksam zu kündigen. Dabei sei eine Kündigung wirksam, sobald sie dem Unternehmen zugehe.
"Leider zeigt unsere Beratungserfahrung, dass gerade Mobilfunkanbieter ihre Kunden nach einer Kündigung falsch informieren, um sie in ein Verkaufsgespräch zu drängen, hieß es. Eine Kündigungsbestätigung werde dann erst nach dem Gespräch in Aussicht gestellt. "Diese Gespräche dienen nur dazu, den Kunden neue Angebote zu machen oder sie im alten Vertrag zu halten." Das sei in der Branche eine gängige Masche, was wir durchaus bestätigen können.
mobilcom-debitel erkennt Urteil an
Der Freenet-Konzern zu welchem der Anbieter Mobilcom-Debitel gehört, kündigte auf Anfrage der Deutschen Presseagentur an, auf Rechtsmittel zu verzichten. "Wir haben die Klage zum damaligen Zeitpunkt anerkannt." Das "streitgegenständliche Schreiben" werde nicht mehr verwendet.
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