BUGLAS und VATM ziehen positive Bilanz zum Glasfaserausbau
BUGLAS und VATM können eine positive Bilanz ziehen beim Glasfaserausbau
Bild: Vodafone, Logos: BUGLAS/VATM, Montage: teltarif.de
Wenn es um den Breitbandausbau geht, dann können beteiligte Unternehmen die Aufgaben nicht alleine stemmen. Daher kümmern sich verschiedene Verbände um eine Koordinierung solcher Maßnahmen, um den finanziellen Druck für einzelne Marktteilnehmer zu senken.
Unter anderem betreiben die beiden Verbände BUGLAS und VATM eine Open-Access-Plattform, um die Zusammenarbeit zwischen Netzbetreiber und Vermarkter zu verbessern. Diese Woche fand eine von beiden Verbänden organisierte Veranstaltung statt, wo eine positive Bilanz zu den bisherigen Bemühungen durch die Wirtschaft gezogen wurde.
"Open-Access-Kooperationen, bei denen die Betreiber von Glasfasernetzen Vorleistungsprodukte an Dritte vermarkten, haben sich im Markt etabliert. Im Interesse von Bürgern und Unternehmen arbeiten immer mehr Wettbewerber mit hoher Dynamik auf Gigabit-Anschlussnetzen zusammen. Die für diese Zusammenarbeit notwendigen Kooperationsplattformen und hochspezialisierten Dienstleistungsangebote unserer Mitgliedsunternehmen funktionieren", fassen die Geschäftsführer Jürgen Grützner (VATM) und Wolfgang Heer (BUGLAS) die Veranstaltung zusammen.
Es braucht die richtigen Anreize
BUGLAS und VATM können eine positive Bilanz ziehen beim Glasfaserausbau
Bild: Vodafone, Logos: BUGLAS/VATM, Montage: teltarif.de
"Kooperationen zwischen Infrastrukturanbietern und Nachfragern sowie den Plattformanbietern als Lösungsdienstleistern bilden den Treibstoff für den weiteren Ausbau hochleistungsfähiger Gigabit-Netze", so Grützner und Heer.
Vor allem die Vermarktung von Vorleistungen könnte dabei eine erheblich bessere Auslastung der Glasfasernetze ermöglichen. Vorausgesetzt die beteiligten Unternehmen öffnen sich für den Gedanken einer Open-Access-Plattform. Das wiederum kann zusätzliche Deckungsbeiträge für den jeweiligen Netzbetreiber nach sich ziehen, was wiederum in den weiteren Ausbau der Netze investiert werden kann – oder in weitere Projekte für den Ausbau.
Ein wesentlicher Gedanke solch einer Plattform ist ziemlich pragmatisch: Es soll der Parallelausbau von Gebieten mit Glasfaser verhindert werden. Für den TK-Anbieter würde solch eine regulierende Maßnahme sogar Vorteile bringen. Immerhin könnten Angebote mit dedizierter Bandbreite und deutlich effizientere Skalierung umgesetzt werden, zum Beispiel für Triple-Play-Pakete (Telefon, Internet IP-basierendes Fernsehen).
Für den Endkunden bedeutet dies letztlich nichts anderes, als dass der Anbieter der Wahl sehr schnelle und vor allem auch bezahlbare Breitband-Anschlüsse anbieten kann. Die bestmögliche Leistung wäre kein Wunschtraum mehr.
Vorreiter und ihre Technik
Wichtig für Open-Access-Kooperationen sind aber nicht nur die Ideen und deren praxistaugliche Umsetzung, sondern auch die beteiligten Unternehmen. So kann der BUGLAS auf der Anbieterseite namhafte Unternehmen wie wilhelm.tel, M-net, NetCologne und die Deutsche Glasfaser vorweisen. Von der Nachfrager-Seite wiederum kann der VATM mit 1&1, Vodafone und Telefónica Deutschland geballte Marktmacht bereitstellen.
Als Bindeglied fungiert dabei eine Order-Schnittstelle, worüber die automatisierte Abwicklung der nötigen Geschäftsprozesse erfolgt. Aber auch entsprechende Verträge zwischen den beteiligten Parteien dürfen dabei nicht außer Acht bleiben: Auf diesen basiert letztlich auch die Geschäftsbeziehung zwischen Netzbetreiber und TK-Anbieter für die am Endkunden erbrachten Leistungen.
Nicht zuletzt für die Wirtschaft ist ein solch geförderter Ausbau von Glasfaseranschlüssen von essentieller Bedeutung. Nach Einschätzung von Dr. Jürgen Hernichel, Vorstandsvorsitzender des VATM-Mitglieds 1&1 Versatel, sind mittel- bis langfristig nur echte FTTB-/FTTH-Anschlüsse ausreichend für den künftigen Breitbandbedarf der deutschen Wirtschaft.
Seiner Ansicht nach kann der Ausbau nicht von einem Unternehmen alleine gestemmt werden. Kooperationen, gerade wie bei einer Open-Access-Plattform, sind von grundlegender Bedeutung für die Mammutaufgabe der Digitalisierung von Deutschland.
Vom Glasfaser-Vorreiter zum Know-How-Lieferanten
Wie eine solche Zusammenarbeit aussehen kann, zeigt VATM-Mitglied QSC. Das Kölner Unternehmen ist der erste alternative Anbieter für Breitbandanschlüsse mit eigenem bundesweiten Netz gewesen und kann auf ein jahrzehntelanges Know-How zum Betreiben eines solchen Netzes blicken.
"QSC hat als einer der ersten Anbieter eine reibungslos funktionierende Open-Access-Plattform entwickelt, die die Zusammenschaltung auch unterschiedlichster Breitbandnetze mit unterschiedlichsten Anforderungen ermöglicht“, so Jürgen Hermann, Vorstandsvorsitzender der QSC AG. "Damit ist QSC ein idealer Wholesale/Wholebuy-Partner für NGA-Zugangsnetzbetreiber und -Wiederverkäufer, die ihre Geschäftstätigkeit auf zusätzliche Dienste und regional ausweiten wollen."
Als dritter Anbieter einer solchen Open-Access-Plattform positioniert sich das VATM-Mitglied vitroconnect, dessen Netz den unkomplizierten Aufbau eines Wholesale-/Wholebuy-Geschäfts ermöglicht. Nach dem ersten Start vor fünf Jahren mit der Open-Access-Plattform kann der Betreiber mittlerweile auf eine Vielzahl an kooperierender Unternehmen blicken.
"Mit unserer Carrier-Aggregation-Plattform unterstützen wir unsere Partner individuell: von der Nutzung standardisierter Schnittstellen bis hin zur Steuerung interner Produktionsprozesse", sagt Daniel Redanz, Geschäftsführer von vitroconnect.
Zertifikate für das bunte Zusammenspiel
Open-Access-Plattformen können aber nur dann auch reibungslos funktionieren, wenn die verwendete Technologie standardisiert ist. Vor allem spezielle Technologie-Schnittstellen spielen dabei eine tragende Rolle – Schnittstellen, deren Entwicklung sowohl BUGLAS als auch VATM seit Jahren gezielt vorantreiben. Ein Ergebnis dieser Bemühungen sind Zertifikate, von denen bereits über 180 Stück ausgestellt werden konnten.
Als Beispiel ist XConnect zu nennen, deren Kernkompetenz in der Kommunikation zwischen den einzelnen Carriern und deren Verbesserung liegt. Darunter werden standardisierte Schnittstellen wie Rufnummernportierung, Anbieterwechsel über WBCI, Leitungsbestellung und Entstörung über WITA und S/PRI zusammengefasst. Aber auch die Entwicklung eines leistungsfähigen Ticketing-Systems gehört mit dazu.
Über diese Ticketing-Plattform kann die größtenteils noch genutzte Kommunikation per E-Mail zwischen den einzelnen Carriern ersetzt werden, was bei der Deeskalation und Entstörung bei Netzproblemen verwendet wird. Erste Nutzer dieser Plattform sind unter anderem Vodafone, 1&1, Telefónica Deutschland sowie M-net.
"Hier ist die komplette Marktdurchdringung geplant", erklärt Elmar Körner, Geschäftsführer der XConnect. "Außerdem profitiert der Markt von einem Portal für Endkundenvertragspartner – EKP –, das wir kostenfrei zur Verfügung stellen. Dort sind derzeit bereits knapp 500 EKP registriert."
Damit dieses System Schule macht, stellen Grützner und Heer in den Vordergrund, stehen die Schnittstellen jedem interessierten Unternehmen frei zur Verfügung – unabhängig davon, ob es Mitglied im BUGLAS oder VATM ist oder nicht.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die 1&1 Telecom GmbH mit der Deutschen Telekom bei der Entwicklung der Schnittstellen WBCI und S/PRI kooperiert und das schon seit 2012.
Die Breitbandzukunft in Deutschland sieht zumindest von der technischen Seite betrachtet also gar nicht mal so schlecht aus, wie man den Eindruck haben könnte. Es müssen sich nur mehr Betreiber und TK-Anbieter zusammenfinden, die von den Möglichkeiten zum Ausbau und zur Angebotserstellung Gebrauch machen. Auch zum Wohle der Geschäfts- und Privatkunden.