100-MBit/s-Ausbau

Telekom: VDSL 100 kommt in Großstädten erst 2016

VDSL 100 wird es in Berlin, Hamburg, München, Köln & Co. wohl erst ab 2016 geben. Das sagte die Telekom gegenüber unserer Redaktion. Hintergrund sind gleichermaßen technische Umstellungen im Netz als auch bestehende Verträge mit Kunden, die zunächst geändert werden müssen.
Von Thorsten Neuhetzki

In solchen Kästen am Straßenrand (hier ein Gehäuse von EWE Tel) muss Technik ausgetauscht werden. In solchen Kästen am Straßenrand (hier ein Gehäuse von EWE Tel) muss Technik ausgetauscht werden.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die Deutsche Telekom will - wie berichtet - auch in Großstädten VDSL 100 anbieten. Damit das Vorhaben umgesetzt werden kann, muss jedoch zunächst am bestehenden Netz gearbeitet werden. Dazu gehört auch, das bestehende VDSL-50-Netz in den 53 Großstädten, die zuerst VDSL bekamen, auf eine neue Plattform zu migrieren, die dann VDSL 100 über Vectoring realisieren kann. Diese Umstellung setzt aber voraus, dass alle heutigen VDSL-Kunden auf die neue All-IP-Technik für die Telefonie umgestellt wurden. Denn die neue VDSL-100-Plattform kann nur noch All-IP-Anschlüsse realisieren.

Hier ist auch einer der Gründe zu finden, warum in diesen Tagen einige Kunden mit alten VDSL-Verträgen eine Kündigung der Deutschen Telekom bekommen. Die Telekom muss diese Kunden zwingend auf die neue Plattform und somit auf All-IP umstellen, sonst kann sie kein VDSL 100 anbieten. VDSL 100 muss sie aber wiederum anbieten, um einigen Verträgen mit anderen Partnern gerecht zu werden.

300 000 Kunden müssen vor VDSL-100-Aktivierung umgestellt werden

In solchen Kästen am Straßenrand (hier ein Gehäuse von EWE Tel) muss Technik ausgetauscht werden. In solchen Kästen am Straßenrand (hier ein Gehäuse von EWE Tel) muss Technik ausgetauscht werden.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Da Kündigungen bestehender Verträge nur zum Ende einer Vertragslaufzeit möglich sind und auch nicht alle Anschlüsse auf einmal umgestellt werden können, beginnt die Telekom schon jetzt mit der Umstellung. Insgesamt 300 000 Kunden werden umzustellen sein. Der erste Schwung, der in den vergangenen Wochen für große mediale Aufmerksamkeit gesorgt hat, war dabei nur ein Anfang. In weiteren Wellen werden die Kunden zunächst über den Netzaus- und -umbau informiert. "Einige Kunden stellen schon aufgrund dieser Ankündigung und den dort beworbenen Möglichkeiten von sich aus ihren Anschluss um", so Dr. Ingo Hofacker, Leiter Consumer-Marketing der Deutschen Telekom, im Gespräch mit teltarif.de. Das ist für die Telekom der dankbarste Weg.

Wenn die Kunden jedoch keine Tarifumstellung vornehmen, werde die Telekom auch im letzten Schritt zur Kündigung des vereinbarten Tarifes greifen. "Die wenigsten Kunden bekommen aber am Ende wirklich diese Kündigung", resümiert Hofacker die Ergebnisse des ersten Schwungs. Doch ausgesprochen werden müssen die Kündigungen aus Sicht der Telekom, weil es die Produkte der Kunden schon bald nicht mehr gibt. Und einfach Kunden von PSTN (Fachausdruck für echtes Festnetz) auf All-IP umstellen ist nicht erlaubt, das es sich um eine Vertragsänderung handelt.

Umstellprozess dauert alleine aufgrund des Vertragsrechts

Dadurch, dass sich die Verträge bei der Telekom bei Nicht-Kündigung automatisch um ein Jahr verlängern und die Anschreiben auch noch einen Vorlauf von mindestens vier Monaten vor der eigentlichen Kündigung haben, habe die Telekom jetzt mit dem Umstellungsprozess begonnen. Daraus ergibt sich aber auch, dass VDSL 100 in den Großstädten, in denen VDSL einst gestartet ist, nicht vor 2016 zur Verfügung stehen wird. Hinzu kommt, dass vor der Umstellung zum einen in den Multifunktionsgehäusen Technik ausgetauscht werden muss, zum anderen die Kunden aber auch umgeschaltet werden müssen. Außerdem wird im Zuge dieser Umstellung auch die Zuführung und die Plattform innerhalb der Telekom gewechselt. "Diese Umstellungen im Netz und die Umschaltungen der Kunden können nicht alle auf einmal durchgeführt werden. Wegen der möglichen Vertragsverlängerungen und der erforderlichen technischen Arbeiten haben wir mit den ersten Schritten schon diesen Sommer begonnen, nachdem wir seitens des Regulierers Sicherheit bezüglich des VDSL-Vectoring-Ausbaus hatten", so Hofacker.

Für die Telekom ist der Start erst 2016 insofern ärgerlich, als dass die Kabelnetzbetreiber jetzt schon 100 MBit/s oder mehr in diesen Regionen anbieten. Bis in zwei Jahren dürfte hier noch mehr Datenrate anliegen, so dass Kunden mit einem hohen Breitbandbedürfnis weiterhin nicht zwingend bei der Telekom einen Vertrag abschließen werden. Übrigens: DSL-Kunden wird die Telekom erst ab 2017 zwangskündigen und mit einem All-IP-Vertrag versehen.

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