Vodafone-Shops: Sind Sie vielleicht Geschäftskunde?
Regelmäßig berichtet Whistleblower Inan Koc aus dem Innenleben der Vodafone-Welt. Seine bis ins Detail gehenden Berichte wurden beispielsweise vom Magazin "Wirtschaftswoche" aufgegriffen. Sie führten zu Kündigungen bei langjährigen Vertriebspartnern durch Vodafone, und einige Shops schlossen daraufhin zeitweise oder dauerhaft ihre Türen.
Neue Aktion für Eingeweihte
Die neuste Aktion, über die Inan Koc berichtet, kann für gut informierte Kunden interessant sein, ist aber für "auf Nummer sicher" gehende Kunden eher nicht zu empfehlen.
Bei Vodafone und bei vielen andern Anbietern auch, gibt es für Geschäftskundenverträge sehr gute Provisionen für den Händler, der einen solchen Vertrag vermittelt. Das Kalkül: Ein Geschäftskunde telefoniert viel, surft viel und bucht vielleicht noch weitere Karten oder Dienstleistungen, d. h. langfristig kann sich das lohnen.
Angebote im Vodafone-Shop können attraktiv sein, wenn man alle Tarif- und Vertragsdetails kennt.
Foto: Vodafone
Sind Sie (vielleicht) Geschäftskunde?
Eigentlich muss vor dem Abschluss eines Geschäftskundentarifs geprüft werden, ob der Kunde dafür "berechtigt" ist, etwa durch Vorlage eines Gewerbenachweises, einer Umsatzsteuer-ID oder anderer Dokumente. Doch offenbar wird in der Praxis dieser Umstand eher lasch oder gar nicht geprüft.
Da aber momentan die Neukunden-Zahlen nicht so gut aussehen, habe man - so berichtet Koc - die "Anzeige der Verschiebungen" abgeschaltet. "Verschiebung" bedeutet im Branchenjargon, dass Privatkunden ins Geschäftskundensegment verschoben werden. Um welche Kundenzahlen es dabei geht, ist derzeit nicht sichtbar, Nachfragen sind somit schwer nachzuvollziehen.
Zum Anfang 6 Monate ohne Grundgebühr
Der Deal, so erläutert es Koc im Gespräch mit teltarif.de, geht so: Der Kunde schließt einen Vertrag ab, der die ersten 6 Monate nach der Unterschrift grundgebührenfrei ist. Erst danach beginnt die eigentliche 24-monatige Mindestlaufzeit des Vertrags.
Ist der Kunde vom Netz und den Konditionen überzeugt, sind 30 Monate sicher kein Problem. Da der Kunde nun als Geschäftskunde geführt wird, würden damit nicht alle Vorschriften für Privatkunden vollständig umgesetzt. Das bedeutet: Der Kunde bekomme möglicherweise keine vorvertraglichen Informationen oder weniger oder kaum Informationen oder Hinweise, welchen Tarif er genau abgeschlossen hat und welche Sonderkonditionen hier möglicherweise gelten. Das kann z. B. bei Roaming außerhalb der EU oder bei Anrufen mit Ziel Ausland oder bei der Nutzung von Sonderdiensten eine Rolle spielen.
Welche Tarife und Konditionen gelten genau?
Werden Preislisten ausgehändigt, so können diese Nettopreise enthalten, man muss dann noch die Mehrwertsteuer von 19 Prozent draufrechnen, um auf den Endbetrag zu kommen. Echte Geschäftskunden können die Mehrwertsteuer beim Finanzamt geltend machen, bei Privatkunden geht das nicht.
Sofern eine Telefonie-Flatrate im Tarif enthalten ist, besteht kein Problem, solange deutsche Festnetz oder Mobilfunknummern angerufen werden. Zu prüfen ist auch, ob SMS-Nachrichten im Tarif und zu welchen Konditionen enthalten sind. Mehrwertdienste oder Mehrwertrufnummern gehen auf jeden Fall extra.
Bei Fahrten in die Schweiz könnten Sonderkonditionen gelten, üblicherweise sieht Vodafone die benachbarte Schweiz als Nicht-EU-Land an. Dort gelten dann eher teure Preise, wenn nicht eine kostenpflichtige Option gebucht wird.
Gut vorbereiten
Ein Kunde, der mit dem Gedanken spielt, einen solchen Vertrag bewusst abzuschließen, sollte a) einen Zeugen mitnehmen, sich b) Notizen machen und c) auf ausgedruckten oder auf noch vor Ort per E-Mail zugeschickte Unterlagen zum Vertrag bestehen. Welchen Tarif habe genau ich abgeschlossen? Welche Rabattkonditionen sollen gelten? Welche Laufzeiten? Und ganz wichtig: Wie lauten meine Kundendaten (Kundenummer, etwaige Benutzernamen-Passwort-Kombinationen für einen Login ins Kundencenter)? Dort sollte man sich möglichst bald nach dem Kauf einloggen und alles genau prüfen. Jeden Monat muss die Rechnung genau im Auge behalten und geprüft werden. War alles so vereinbart?
Koc weist auch darauf hin, dass es durchaus vorkommen kann, das vom Händler noch zusätzliche Optionen gebucht werden, deren Sinn und mögliche Zusatzkosten nicht gleich ersichtlich sein könnten. Schon früher hatte er vorgetragen, dass für den Händler lukrative Zusatzkarten gebucht worden waren, die in den ersten 24 Monaten kostenlos sind und erst später "aufgefallen" waren.
Hinzu komme, dass Schutzmechanismen z. B. gegen lästige Werbeanrufe oder gegen die Weitergabe von Kundendaten zu Werbezwecken, bei Geschäftskunden eher unüblich sind.
Vorher informieren - schwieriger Widerruf
Vielleicht lohnt es sich, vorher im Netz - z.B. auf teltarif.de - die möglichen Tarife im Netz von Vodafone genau zu prüfen, bevor im Affekt irgendetwas unterschrieben wird. Ein späterer Widerruf eines Handyvertrages ist in den allermeisten Fällen schier unmöglich oder bedeutet viel Nerven, Stress und wird dann möglicherweise ein gut bezahlter Job für kundige Anwälte.
Gute Nachrichten von Vodafone: Es werden neue 5G-SA-Sendestationen gebaut und langjährige Funklöcher gestopft.