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Ericsson lehrt LTE das Telefonieren

VoLTE-Demonstration zusammen mit Samsung und Verizon Wireless
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Voice over LTE rückt in den Bereich des Möglichen Voice over LTE rückt in den Bereich des Möglichen
Foto: BenQ-Siemens
Eine der zentralen Entscheidungen der Netzausrüster bei der Festlegung des Designs des Mobilfunkstandards der nächsten Generation ("long term evolution", kurz LTE) war, schnelle und verlässliche IP-Datendienste ins Zentrum zu stellen, und Sprachdienste auf Basis der Datendienste zu implementieren. Sprachverbindungen in LTE-Netzen, die Branche spricht von Voice over LTE, ähneln damit den bekannten VoIP-Sprachverbindungen über das Internet. Das zugehörige Protokoll IMS ("IP multimedia subsystem") ist gegenüber dem von VoIP bekannten SIP-Protokoll erweitert. So ist der - in Europa freilich wenig erfolgreiche - Push-to-Talk-Dienst gleich mit integriert.

Voice over LTE rückt in den Bereich des Möglichen Voice over LTE rückt in den Bereich des Möglichen
Foto: BenQ-Siemens
Mit der auf dem Mobile World Congress erfolgten Ankündigung, mit Samsungs 4G LTE Smartphone im Netz von Verizon Wireless erfolgreich VoLTE-Sprachverbindungen getestet zu haben, zeigt Ericsson, den ambitionierten 4G-Zeitplan eingehalten zu haben. Damit rücken schon kurz nach der Verfügbarkeit erster LTE-Datensticks auch LTE-Smartphones in den Bereich des Möglichen. Für die Netzbetreiber ist das sehr wichtig, denn Nutzer hochwertiger Smartphones gehören zu den größten Umsatzbringern. Freilich wird erst die Praxis zeigen, ob VoLTE auch hält, was es verspricht, oder ob es in schwierigen Situationen (schwaches Netz, Handy und Sprecher im Fahrzeug etc.) hinter den von GSM gewohnten Standard zurückfällt.

Unterschiedliche Strategien zur Fehlertoleranz

Für die herkömmlichen Mobilfunk-Standards GSM (und das bezüglich der Sprachdienste weitgehend gleichwertige) UMTS spricht, dass diese ein Sprachpaket auch dann wiedergeben können, wenn ein Fehler in einem der weniger wichtigen Bits des Sprachpakets vorliegt. Die Sprachcodecs wie "Enhanced Full Rate", mit denen die Sprache komprimiert wird, unterscheiden sich nämlich in einige wichtige Bits, die sozusagen den "Kern" des Sprachsignals enthalten, und zahlreiche weniger wichtige Bits mit Feinheiten. Wird nun ein Sprachpaket mit einigen wenigen Fehlern bei den Feinheiten-Bits wiedergegeben, klingt die Sprache möglicherweise leicht verzerrt - aber besser etwas verzerrt als gar nichts. Die wichtigeren Kernbits werden hingegen zusätzlich abgesichert, um deren korrekte Übertragung zumindest fast immer sicherzustellen.

VoLTE wird hingegen nicht 100 Prozent korrekt empfangene Datenpakete verwerfen müssen. Dafür gibt es den Dienst "fast retransmission", der mit sehr kurzer Verzögerung einen zweiten Sendeversuch eines fehlerhaft empfangenen Pakets bewirkt. Dem Empfänger bietet das die Möglichkeit, durch Analyse und Vergleich beider Kopien desselben Signals eine besonders weitgehende Fehlererkennung und -korrektur durchzuführen. Was am Schluss dem Nutzer die bessere Sprachqualität bringt - die bestmögliche Nutzung selbst beschädigter Sprachpakete bei GSM und UMTS, oder das schnelle "Spiel's noch einmal, Sam" bei LTE" - wird sich zeigen.

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