Ratgeber: So gelingt das Streaming im Auto
Der mobile Internet-Zugang ermöglicht die Webradio- und Musikstreaming-Nutzung heutzutage auch unterwegs. Die Vorteile für den Anwender liegen auf der Hand. Internetradio bietet eine wesentlich größere Programmvielfalt als Rundfunk über DAB+ und UKW. So lässt sich der Heimatsender auch im Strand auf Fuerteventura hören oder der im Rhodos-Urlaub entdeckte Musiksender auch auf Autofahrten in der Heimat genießen.
Autoradios mit integriertem Internetradio-Empfang sind noch selten. Die Alternative ist das Streaming über das Smartphone. Mit Android Auto oder Apple CarPlay können Nutzer die Radio- oder Musikstreaming-App sogar über den im Fahrzeug verbauten Bildschirm bedienen. Das funktioniert dann ähnlich wie die Steuerung des bereits vorhandenen Autoradios. Ist das Auto von Haus aus nicht für die Smartphone-Erweiterungen geeignet, so können diese bei vielen Fahrzeugen nachgerüstet werden.
Bluetooth statt Android Auto oder Apple CarPlay
Tipps und Tricks zum Streaming im Auto
Foto: teltarif.de
Als Alternative kommt eine Bluetooth-Verbindung zwischen Handy und Autoradio in Frage. Verfügt das Radio über einen Aux-Eingang und besitzt das Mobiltelefon eine Kopfhörer-Buchse, so kann die Verbindung auch kabelgebunden hergestellt werden. Nachteil gegenüber Android Auto und Apple CarPlay: Die Bedienung muss weitgehend über das Smartphone erfolgen, wodurch man in Konflikt mit der Straßenverkehrsordnung gerät.
Tipp: Wenn das Lenkrad im Auto über Tasten verfügt, mit denen man auf DAB+ und UKW von Programm zu Programm zappen kann, lassen sich auf diesem Weg oft auch die via Internet empfangenen Radiostationen wechseln, sofern das Smartphone über Bluetooth verbunden ist. Es empfiehlt sich demnach, in der eingesetzten Streaming-App eine Liste mit Favoriten anzulegen, durch die man ggf. zappen kann, ohne das Mobiltelefon in die Hand nehmen zu müssen.
App mit Auto-Modus
Stream-Qualität bei TuneIn festlegen
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TuneIn Radio bietet für seine Apps auch einen Auto-Modus, der das Menü stark vereinfacht und für die Nutzung während der Fahrt optimiert anzeigt. Beim Einsatz dieser Menü-Variante ist es zwar immer noch nicht erlaubt, das Handy während der Fahrt aufzunehmen. Denkbar wäre aber die Bedienung, während sich das Gerät in einer Halterung befindet. Dabei darf der Blick nur kurz vom Verkehrsgeschehen abgewendet sein - und selbstverständlich auch das nur dann, wenn es Verkehrslage und Straßenzustand erlauben.
Auch MyTuner Radio bietet einen Auto-Modus mit angepasstem Menü für unterwegs. Bei Radio.de, dem Radioplayer oder auch Phonostar sucht man eine derartige Funktion wiederum vergebens. Diese Anwendungen sind für die Auto-Nutzung ohne Android Auto oder Apple CarPlay somit weniger gut geeignet.
Streaming-Optionen oder echte Flatrates
Wer Internetradio oder auch Musikstreaming im Auto nutzt, benötigt dafür natürlich eine Datenverbindung über LTE oder 5G. Ausnahme: Musik-Flatrates wie Spotify, Apple Music oder Amazon Music Unlimited bieten Offline-Modi. Damit lassen sich die gewünschten Songs, Alben oder Playlisten im heimischen WLAN-Netz auf das Smartphone laden. Damit ist die Wiedergabe unterwegs auch ohne Onlineverbindung möglich.
Wer Livestreaming nutzen möchte, benötigt einen passenden Mobilfunktarif - idealerweise mit echter Daten-Flatrate. So muss sich der Anwender keine Gedanken um den Verbrauch machen. Telekom- und Vodafone-Kunden können auf StreamOn bzw. den Vodafone Pass ausweichen, um speziell für das Streaming im Handynetz eine Online-Flatrate zur Verfügung zu haben. Dann aber sind nur diejenigen Apps für dieses Zero Rating genannte Modell nutzbar, deren Anbieter ein entsprechendes Abkommen mit dem jeweiligen Netzbetreiber haben.
Auto-Modus bei MyTuner Radio
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Für den gelegentlichen Einsatz kann bei vielen Providern auch eine Tages-Flatrate gebucht werden. Je nach Nutzungsverhalten reicht vielleicht auch der schon vorhandene Tarif aus. Wie hoch der Datenverbrauch ist, hängt vom Stream ab, den der jeweilige Programmveranstalter bereitstellt. Eine Stunde mit 128 kBit/s sorgt für etwa 56 MB Verbrauch. Streamt die Station mit 192 kBit/s, so erhöht sich der Verbrauch auf rund 84 MB.
Manche Apps sparen Datenvolumen
Mit einigen Streaming-Apps können Sie Datenvolumen sparen. So konvertiert beispielsweise die für Android und iOS verfügbare Anwendung PC Radio den Stream in den AAC+-Codec. Zudem wird eine niedrigere Bitrate als beim Original-Stream verwendet. Standardmäßig ist die Anwendung werbefinanziert und lässt nur eine Streaming-Qualitätsstufe zu. Der Premium-Zugang (für iOS 1,99 Euro pro Monat oder 6,49 Euro pro Jahr) entfernt die Werbung und es sind mehrere Qualitätsstufen für den Stream verfügbar - mit jeweils unterschiedlichem Datenverbrauch.
PC Radio konvertiert Streams
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Nachteil von PC Radio ist die sehr schleppende Datenbank-Pflege. So ist auch die Webseite, über die Interessenten früher neue Programme zur Aufnahme in die Datenbank vorschlagen konnten, seit Monaten nicht mehr erreichbar. Dafür profitieren Nutzer neben dem geringeren Datenverbrauch auch von der Möglichkeit, in Gegenden mit langsamen mobilen Internetverbindungen zu streamen.
Bei anderen Apps lässt sich zumindest einstellen, ob auch mobil die bestmögliche Streaming-Qualität genutzt werden oder stattdessen auch auf den Datenverbrauch geachtet werden soll. Bei TuneIn Radio kann der Kunde zwischen drei Stufen wählen. Bei Receiver Radio nennt sich die Funktion in den Einstellungen "Auto-Bitrate" und beim Radioplayer.de muss der Hörer sich aktiv für "Immer hohe Qualität (auch mobil)" entscheiden.
Wie beim "richtigen" Radio: Auf den Empfang kommt es an
Das beste Entertainment-System im Auto und die ausgefeilteste Radio-App nutzen nichts, wenn der Mobilfunkempfang schlecht ist. Verschwindet das LTE- oder 5G-Signal während der Fahrt, dann kommt es zu Aussetzern - ähnlich wie bei DAB+ im terrestrischen Radio. Das Smartphone sollte möglichst in Fensternähe platziert werden, sodass der Metallrahmen des Fahrzeugs die Funkwellen so wenig wie möglich abschirmt.
Verfügt das Auto vielleicht über eine Außenantenne, an die sich das Smartphone - ggf. induktiv - ankoppeln lässt? Wenn ja, so sollte diese Möglichkeit zumindest getestet werden. In Ballungsgebieten mag der Mobilfunkempfang auch dann ausreichend sein, wenn das Handy irgendwo im Wagen liegt. In ländlichen Regionen kann die Position des Telefons in Fensternähe oder der Anschluss an eine externe Antenne darüber entscheiden, ob unterwegs stabiles Streaming möglich ist oder nicht.
Zwischenpuffern für höhere Stabilität
Puffer-Einstellungen bei XiiaLive
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Ein Faktor für mobiles Streaming ist auch das Zwischenpuffern des Streams. Leider bieten nicht alle Apps die Möglichkeit, hierzu manuelle Anpassungen vorzunehmen. So hat TuneIn Radio die Funktion vor einiger Zeit gestrichen. Bei PC Radio, Receiver Radio und XiiaLive kann die Puffergröße verändert werden. Je höher der Puffer ist, umso länger dauert es, bis das gewünschte Programm wiedergegeben wird. Gleichzeitig erhöht man so aber auch die "Betriebssicherheit". Ist die Datenverbindung nur kurz unterbrochen, so kann das gehörte Programm dennoch durchgehend wiedergegeben werden.
Neben dem Datenverbrauch ist auch der Verbrauch der Akkukapazität zu berücksichtigen. Es wäre unpraktisch, auf einer mehrstündigen Autofahrt gut mit Streaming unterhalten worden zu sein, dann aber mit leerem Handy-Akku dazustehen. Ist das Handy für die Nutzung von Android Auto oder Apple CarPlay per Kabel mit dem Entertainment-System des Fahrzeugs verbunden, so wird bei dieser Gelegenheit auch der Akku aufgeladen. Ansonsten sollte man an ein Ladekabel denken, sofern keine Qi-Ladematte vorhanden ist.
Besonderheiten im Roaming beachten
Einstellungen beim Radioplayer.de
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Nicht zuletzt sollten Interessenten Besonderheiten auf Auslandsreisen bedenken. Telekom StreamOn und der Vodafone Pass können zwar auch im EU-Roaming genutzt werden. Hier steht aber anders als innerhalb Deutschlands keine echte Daten-Flatrate zur Verfügung. Auch die meisten Flatrate-Tarife, die neben Sprache und Text auch Daten umfassen, werden im EU-Ausland auf die im Rahmen der Regulierung mögliche Fair-use-Regelung reduziert.
Grundsätzlich macht das mobile Streaming Spaß. Die Programmvielfalt ist riesig und je nach gewähltem Stream ist die Übertragungsqualität sehr gut. Die Empfangsqualität ist stark abhängig von der Netzqualität in den Gegenden, in denen man im Auto streamen möchte. Der Autor dieses Ratgebers hatte im Spessart mit Streaming regional bessere Erfahrungen als mit DAB+ gemacht, während es mit gleichem Equipment im Schwarzwald genau umgekehrt war.
In einem weiteren Ratgeber finden Sie einen Überblick zu den wichtigsten Musikstreaming-Flatrates.