Revival

Facebook-Ausfall bringt Renaissance der SMS

Der Ausfall von WhatsApp hat bei vielen Nutzern die Wieder­ent­deckung der SMS ausge­löst. Oder sie riefen direkt an. Sicher wurden auch viele alter­native Messa­ging-Dienste genutzt.
Von mit Material von dpa

Nach dem Ausfall der Facebook-Dienste erlebte die SMS ein Revival. Nach dem Ausfall der Facebook-Dienste erlebte die SMS ein Revival.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Im Zeit­alter sozialer Medien scheint der seit dem Start der digi­talen Mobil­funk­netze bekannte "Short Message Service" (kurz SMS) aus der Mode gekommen zu sein. Während des Total­aus­falls bei WhatsApp, Face­book & Co. hat die SMS eine Art Revival erlebt - wenn auch nur kurz­zeitig.

Wie Umfragen bei den Netz­betrei­bern ergaben, haben die Handy­nutzer am Abend des Total­aus­falls deut­lich mehr SMS verschickt. Die Zahl dieser Kurz­nach­richten habe sich im Störungs­zeit­raum am Montag im Vergleich zu anderen Tagen veracht­facht, teilte die Deut­sche Telekom gestern in Bonn mit.

Nach dem Ausfall der Facebook-Dienste erlebte die SMS ein Revival. Nach dem Ausfall der Facebook-Dienste erlebte die SMS ein Revival.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Bei Voda­fone wurde über den gesamten Tag eine "Verdrei­fachung" von etwa 6,9 auf 20 Millionen SMS-Nach­richten beob­achtet. Alleine zwischen 20 und 21 Uhr rauschten 2,9 Millionen SMS durch das Voda­fone-Netz in Deutsch­land.

Mehr Tele­fon­gespräche

Neben den SMS entdeckten auch viele Kunden die Tele­fonie wieder, das Tele­fonie­volumen stieg alleine bei Voda­fone um 10 Prozent. Da das Hoch­laden oder Teilen und Weiter­leiten von Videos nicht möglich war, ging der Daten­ver­kehr bei Voda­fone um etwa vier Prozent zurück. Man könne, so ein Voda­fone-Spre­cher, durchaus von einer "Renais­sance der SMS" spre­chen.

Nicht bekannt ist, wie viele Nutzer sich alter­native Messenger geladen und instal­liert oder dorthin - zumin­dest kurz­fristig - gewech­selt sind.

Telefónica (o2): ähnliche Zahlen

Auch bei Telefónica (o2) lagen die Zahlen ähnlich, etwa eine Verdrei­fachung - bezogen auf den Störungs­zeit­raum. Am Montag wurden zwischen 19 und 20 Uhr zusam­men­gerechnet 680.000 Stunden mobil tele­foniert. An anderen Tagen (ohne Ausfall) waren es bei o2 nur rund 500.000 Stunden, ergibt ein Plus von 36 Prozent.

Daten­menge: Telekom und o2 kaum Verän­derungen, Voda­fone Minus 4 Prozent

Bei der Daten­menge, welche über die Mobil­funk­netze lief, gab es bei Telekom und Telefónica offenbar keine deut­lichen Verän­derungen. Das könnte daran gelegen haben, dass Text- und Bild­nach­richten in Chats oder sozialen Diensten im Vergleich zum Video­strea­ming auf Youtube, Netflix oder Amazon Prime weniger ins Gewicht fallen. Und die genannten Dienste waren ja während der Störung durch­gehend verfügbar.

Wegen Ausfall viele Anfragen

Wie bereits gemeldet hatte eine Router-Fehl­kon­figu­ration bei Face­book und seinen Töch­tern WhatsApp und Insta­gram am Montag zu einem rund sechs­stün­digen Ausfall geführt. Für die deut­schen Mobil­funk-Netz­betreiber hatte das Folgen: Bei der Telekom-Service­hot­line gab es im Störungs­zeit­raum doppelt so viel Anrufe wie sonst üblich.

Vorsorge bei Ausfällen: "Plan B"

Der Ausfall hat vielen Anwen­dern gezeigt, dass es gut ist, einen zweiten Kommu­nika­tionsweg ("Plan B") offen zu halten. Bei den Messen­gern könnte das z.B. Signal, Threema oder Tele­gram sein, wo vom Sicher­heits­aspekt Threema und Signal wohl am sichersten sein dürften. Tele­gram gilt als relativ unsi­cher, ist aber auf vielen Geräten gleich­zeitig nutzbar. Wer sich auskennt, könnte auch univer­selle Messenger nach dem XMPP-Proto­koll verwenden, das bran­chen­über­grei­fend stan­dar­disiert ist.

SMS geht eigent­lich immer

Jedes Handy, jeder Tarif und jeder Vertrag können SMS (Short-Message-Service). Die rich­tige Kurz­mit­tei­lungs­zen­trale wird in der Regel auto­matisch einge­stellt. Bei älteren Modellen sollte man bei Problemen nach­schauen: Für Telekom ist es +49 171 076 0000 bei Voda­fone +49 172 227 0000 oder +49172 227 0333 und bei o2 die +49 176 000 0443 (jeweils ohne Leer­stellen). Bei Service-Provi­dern wie Mobilcom-Debitel sind teil­weise noch abwei­chende SMSC je nach Netz in Verwen­dung.

Aller­dings gibt es immer noch Tarife, bei denen jede einzelne Nach­richt für 9 oder gar 19 Cent das Stück abge­rechnet wird, pro maximal mögli­chen 160 Zeichen pro Nach­richt. Viele Handys erlauben längst längere (verket­tete) SMS, die dann aber mehr­fach (bis alle Zeichen durch 160 geteilt über­mit­telt sind) berechnet werden. Wer verse­hent­lich oder absicht­lich an eine SMS ein Bild anhängt, verschickt auto­matisch eine teure MMS für meist 39 Cent das Stück und bis maximal 300 kB pro Bild oder Musik­stück.

iMessage ist kostenlos

Nutzer eines iPhones können aufatmen, wenn die Gegen­stelle in "blau" erscheint und im Text­for­mular der Schriftzug iMessage zu sehen ist. Dann hat die Gegen­stelle auch ein iPhone und der Versand der Nach­richten ist kostenlos, auch mit ange­hängten Bildern. Aller­dings kann es vorkommen, dass das System zu spät reagiert und dann unge­wollt eine MMS verschickt und berechnet wird.

Verschickte Nach­richten verloren?

Nach­richten die während der Störung per WhatsApp verschickt wurden, sind mögli­cher­weise nach Wieder­anlaufen der Systeme doch noch verschickt worden, man sollte das sicher­heits­halber über­prüfen - notfalls bei der Gegen­stelle nach­fragen.

Neue Nummer an WhatsApp melden

Nutzer, die ihre Handy­nummer gewech­selt haben, sollten auch unbe­dingt ihren WhatsApp-Account umziehen. Die Weiter-Nutzung einer längst deak­tivierten (weil gekün­digten) Nummer ist zwar möglich, solange die Nummer noch nicht neu vergeben wurde. Verwendet der neue Nutzer später auch WhatsApp, gelangt der neue Nutzer unge­wollt in alle Verteil­erlisten und bekommt alle Kontakte über­mit­telt, was sicher­lich nicht gewollt ist.

Mit guten Freunden sollte man den Ausfall eines Dienstes und der Wechsel zu einem anderen System ruhig einmal durch­spielen, damit im Ernst­fall alles klar geht. Sind alle Tele­fon­nummer bekannt und aktuell?

Ein Über­blick über Discounter und ihre Tarife hat teltarif.de zusam­men­gestellt.

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