Windows 10

Fall Creators Update mit fehlender OneDrive-Funktion veröffentlicht

Im Laufe des gestrigen Abends ist der Traffic der Microsoft-Server sprunghaft angestiegen, denn das Fall Creators Update für Windows 10 ist offiziell freigegeben worden. Wider Erwarten hat sich jedoch ein kleines Fehlerchen eingeschlichen.
Von Stefan Kirchner

Gegen 19 Uhr deutscher Zeit hatte Microsoft am gestrigen Tag das finale Fall Creators Update für Windows 10 freigegeben. Tausende Nutzer haben sich sofort an den Download des umfang­reichen Updates gemacht, um die neusten Entwicklungen in ihrer stabilen Version auf den eigenen Windows-Rechner zu holen.

Verteilt wird das Update üblicher­weise in mehreren Wellen, damit der Ansturm auf die Update-Server von Microsoft nicht zu groß ausfällt und der Download sich über Stunden hinweg zieht. Dennoch gibt es kleine Tricks und Kniffe, wie man sich einen früheren Platz in der Update-Warteschlange erobern kann. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 2.

Was ist neu im Fall Creators Update

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Bild: Microsoft
Das Wichtigste bei einem Update ist aber trotz allem immer die Frage: Was ist denn jetzt neu und was macht es besser als das vorherige Release?

Unter anderem hat Microsoft ordentlich an der Sicherheit gearbeitet und neue Features eingebaut, um Ransomware wie Petya oder WannaCry deutlich einzudämmen. So müssen Nutzer künftig bei installierten Programmen ausdrücklich eine Erlaubnis erteilen, wenn ein Programm auf einen anderen als seinen eigenen Ordner zugreifen will. Neu ist zudem, dass die Funktionen des Enhanced Mitigation Experience Toolkit, kurz EMET, nun fester Bestandteil von Windows 10 Version 1709 - so die finale Bezeichnung in den Windows-Einstellungen - sind.

Neu ist in Sachen Optik das Fluent Design, welches an den ersten Stellen von Windows 10 Einzug hält. Microsoft betont, dass erst nach und nach das gesamte Betriebs­system, dessen Bedien­elemente, Funktionen und Programme damit ausgestattet werden. Daher könnte so manches noch wie ein Flicken­teppich, quasi unvollständig wirken. Unter anderem ist das Fluent Design im überarbeiteten Startmenü, dem Info-Center und Microsoft-Tools, wie der Fotos-App, den Taschen­rechner oder Groove Music, zu sehen. Es zeichnet sich insbesondere durch neue Animationen, Transparenz, Blur- und Milchglas-Effekte aus.

My People ist eine neue größere Funktion, die ursprünglich schon mit dem vorherigen Creators Update folgen sollte. Damit lassen sich Kontakte auf Wunsch an die Task­leiste heften, um ohne Umwege Dateien, Bilder, Texte und andere Inhalte miteinander zu teilen oder mit diesen in Kontakt zu treten. Der Daten­austausch erfolgt dabei über kompatible Programme, ohne diese erst starten zu müssen, was insbesondere auf Messenger abzielt.

Für das Info-Center gibt es auch einige Änderungen, die für mehr Übersicht sorgen sollen. So werden einzelne Elemente optisch klarer getrennt und hierarchisch sortiert. Der Name des Programms, woher die Benachrichtigung stammt, wird nun mittig eingeblendet und es lassen sich alle Benachrichtigungen einzelner Programme entfernen. Außerdem lassen sich Popup-Benachrichtigungen per Pfeil-Button sofort ausblenden und in das Info-Center zum späteren Anschauen verschieben. Zusätzlich wird die erste Benachrichtigung eines Programms automatisch erweitert, sofern diese es unterstützt. Windows 10 Fall Creators Update Das Info-Center hat Microsoft zum Besseren überarbeitet
Screenshot: teltarif.de / Stefan Kirchner
Das seit wenigen Tagen verfügbare Programm Story Remix gehört nicht direkt zum Fall Creators Update für Windows 10. Vielmehr ist es ein eigenständiges Programm zum Erstellen von Diashows und Videos, das vor allem für letzteres mit KI-Funktionen und Spezial-Effekten von sich Reden machte.

Nutzer des Edge Browsers können sich auf eine verfeinerte Bedienung freuen. Unter anderem lassen sich Tabs nun selbst dann schließen, wenn irgendwo anders ein störendes Popup auftaucht. Der Import von Einstellungen sowie Cookies klappt nun mit dem Chrome Browser von Google, der Microsoft-Browser unterstützt die F11-Taste für die Vollbild­darstellung, aus PDF-Dateien und Websites kann Cortana vorlesen und auch die Verwaltung von Lesezeichen ist umfangreich überarbeitet worden.

Windows-10-Tablets oder Notebooks/Convertibles mit Touchscreen können eine neue Ein-Hand-Tastatur verwenden, wie sie von Windows 10 Mobile her bekannt ist, und auf Wunsch mit Wischgesten schreiben. Zudem ist ein schnellerer Wechsel zwischen einzelnen Layouts (ganze Breite, zweigeteilt, schwebend, etc.) möglich. Für Stylus-Benutzer ist das Handschrift-Panel der Tastatur interessant, denn dieses wandelt den geschriebenen Text automatisch in Text um. Dabei werden die bereits geschriebenen (und erkannten Wörter) automatisch nach links geschoben, um wieder Platz für weitere Wörter zu machen. Außerdem lassen sich Sonderzeichen und Emojis dank eigener Schaltflächen schneller eingeben als bisher. Windows 10 Fall Creators Update Die Touchscreen-Tastatur erhält ebenfalls Verbesserungen
Screenshot: teltarif.de / Stefan Kirchner
Ärgerlich ist, dass die kostenlosen Xbox-Live-Spiele wie Bubble Witch Saga 3 oder Candy Crush Saga nach dem Update wieder im Startmenü auftauchen, wenn man sie vorher entfernt hatte, weil man sie nicht will. Auf der anderen Seite können an Virtual Reality interessierte Spieler mit dem Fall Creators Update für Windows 10 die neue Mixed-Reality-Plattform verwenden. Dabei handelt es sich um eine VR-Lösung von Microsoft, welche Inhalte bereitstellt und die zum Betrieb von preiswerten VR-Headsets vorausgesetzt wird. Ohne das Fall Creators Update ist Mixed Reality von Microsoft nicht nutzbar.

Andere Dinge, Update anstoßen, OneDrive-Fehler

Kleinigkeiten und weniger wichtige Dinge

Für manche von Interesse sind neue Emojis, die für Messenger und anderen Programme zur Verfügung stehen.

Neu ist auch, dass sich die Lautstärke des Rechners differenzierter steuern lässt. Anstatt das komplette System lauter oder leiser zu machen, kann für einzelne Programme die Lautstärke angepasst werden. Die entsprechende Option findet sich im Lautstärke-Mixer. Überhaupt ist in Sachen Medien so einiges passiert. Zum Beispiel können UWP-Apps, die sowohl für Windows 10 als auch Windows 10 Mobile entwickelt wurden, automatisch nach Ordnern mit neuen Medien auf dem jeweiligen Gerät suchen. Die gefundenen Ordner lassen sich auf Wunsch zur Medien-Bibliothek hinzufügen - oder die Funktion für die Zukunft ausschalten.

In den Einstellungen von Windows 10 taucht nun der neue Punkt Handy auf. Dieser ist für ein Geräte-übergreifendes Arbeiten von Interesse. Denn in diesem Bereich lässt sich ein iPhone oder Android-Smartphone mit dem eigenen Rechner verknüpfen, um bei Microsoft-eigenen Apps im Idealfall nahezu nahtlos vom Windows-PC auf das Smartphone zu wechseln und umgekehrt. Derzeit ist das Feature noch auf Websites beschränkt, die sich vom Mobilgerät auf den Windows-PC schicken lassen, aber Microsoft könnte die Funktion in Zukunft deutlich ausbauen. Windows 10 Fall Creators Update Egal ob iOS oder Android, das Smartphone lässt sich nun mit Windows 10 verknüpfen
Screenshot: teltarif.de / Stefan Kirchner
Die Einstellungen für Cortana hat Microsoft nun zentral in den Windows-10-Einstellungen untergebracht. Übrigens kann Cortana unter Windows 10 nun eingehende Anrufe auf verknüpften Smartphones entgegennehmen, abweisen oder mit einer SMS beantworten.

Neu ist, dass Standard-Programme nicht mehr nur nach Datei-Endung, sondern auch nach Protokoll festgelegt werden können. Nicht mehr in das Fall Creators Update geschafft hat es hingegen die Zeitleiste, welche derzeit für die ersten Insider-Preview-Tester des Redstone4-Updates ausgerollt wird.

Schneller an das Update gelangen

Ein Weg, schneller an ein größeres Windows-Update zu gelangen, ist das Windows Media Creation Tool zum Erstellen von Installationsmedien. Dazu braucht es wahlweise eine DVD oder einen USB-Stick, worauf die Installationsdateien für das Windows-10-Betriebssystem kopiert und bootfähig gemacht werden.

Ein zweiter Weg, um schneller an das Update zu gelangen, sind ISO-Dateien aus dem Microsoft-Netzwerk MSDN zum Beispiel. Für diese Medien braucht es allerdings einen Abonnement-basierenden Entwickler-Account mit Zugangsberechtigung für Betriebssysteme und einen gültigen Lizenzschlüssel, damit die Windows-Version auch ordnungsgemäß aktiviert werden kann. Einfache Nutzer mit einem Microsoft-Account und ohne ein Entwickler-Abo werden demzufolge diesen Weg nicht gehen können.

Ein dritter Weg ist der sogenannte Update Assistent, welcher automatisch die neueste Version - aktuell eben das Fall Creators Update - herunterlädt und installiert. Das Tool selbst sollte auf jedem Windows-10-Rechner vorhanden sein, ansonsten lässt es sich über diese Website beziehen.

Die ersten Probleme sind auch schon da

Funktionell hat sich vor allem bei Microsofts Cloud-Dienst OneDrive etwas getan, wie weiter oben bereits angegeben. Allerdings ist genau diese eine Funktion, die von vielen Nutzern bereits ersehnt wird, gar nicht verfügbar, wie DrWindows berichtet. Files on Demand, respektive "Dateien bei Bedarf" im Deutschen, ist in der Client-Version von OneDrive im Fall Creators Update noch gar nicht aktiviert. Die Option ist schlicht und ergreifend nicht in den OneDrive-Einstellungen vorhanden.

Da sich der OneDrive-Client unabhängig vom Betriebssystem aktualisieren lässt, bleibt zu hoffen, dass die fehlende Funktion bald ausgeliefert wird. Die Verzögerung ist aber trotzdem ein Ärgernis, zumal Microsoft diese Funktion als Teil des Fall Creators Update bewirbt. Windows 10 Fall Creators Update OneDrive Dateien bei Bedarf: Links wie es ist, rechts wie es sein müsste
Screenshots: teltarif.de / DrWindows
Wer noch nicht die neuste Version von OneDrive installiert hat, findet die Setup-Datei bei Microsoft zum manuellen Download. Wichtig ist, dass mindestens die OneDrive-Version oder neuer installiert ist, um Dateien bei Bedarf aktivieren und nutzen zu können.

Was noch aussteht, ist das größere Fall Creators Update für den Smartphone-Ableger Windows 10 Mobile. Allzu viel Neues dürfen sich die verbliebenen Besitzer solcher Geräte nicht erhoffen, denn technisch gesehen bleibt das Fall Creators Update für Smartphones auf der Software-Basis des Creators Update stehen.

Ärgerlich ist zudem, dass gerade Spieler seit dem vorherigen Creators Update über Einbrüche der Spieleleistung klagen. Bisherigen Berichten von Testern der letzten Build-Versionen aus dem Insider-Programm lassen jedoch befürchten, dass sich Microsoft zumindest kurzfristig nicht des Problems angenommen hat.

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