Bericht

1&1: Bald Zwang zu eigenem Netz - wegen Blockade?

1&1 muss irgend­wann eigenes 5G-Netz bauen - und das nicht nur wegen der Lizenz­auf­lagen. Denn in einigen Jahren laufen die Verträge mit den bishe­rigen Netz­part­nern aus.
Von

Ralph Dommermuth kämpft um einen Netzpartner Ralph Dommermuth kämpft um einen Netzpartner
Bild: dpa
1&1-Dril­lisch hat zwar eine Lizenz zum Aufbau eines neuen 5G-Netzes erstei­gert, seither steckt der Konzern aber in einem bislang unlös­baren Dilemma. Einer­seits würde kein Kunde einen Vertrag bei einem Netz­betreiber buchen, der nur einige wenige Funk­masten deutsch­land­weit in Betrieb hat. Also muss 1&1-Dril­lisch eine LTE-National-Roaming-Verein­barung mit einem der exis­tie­renden Netz­betreiber abschließen. Doch ande­rer­seits hat sich bisher keiner dieser Netz­betreiber dazu bereit erklärt, 1&1-Dril­lisch Kondi­tionen einzu­räumen, die Firmen­chef Ralph Dommer­muth akzep­tabel findet.

Dommer­muth hat sich daher schon seit Monaten über die - aus seiner Sicht - "Blocka­dehal­tung" der drei Netz­betreiber beschwert. Im Dezember sind die National-Roaming-Verhand­lungen mit o2 geschei­tert. In einem aktu­ellen Inter­view macht Dommer­muth deut­lich, dass es bald auch andere Faktoren geben könnte, die 1&1-Dril­lisch unter Druck setzen.

Irgend­wann muss ein eigenes Netz her

Ralph Dommermuth kämpft um einen Netzpartner Ralph Dommermuth kämpft um einen Netzpartner
Bild: dpa
In einem Inter­view mit dem Handels­blatt spricht Dommer­muth erneut davon, dass die Wett­bewerber ihn "blockieren" würden. Weil der Netz­aufbau noch nicht begonnen hat, werden laut dem Bericht die Anleger inzwi­schen unruhig.

Dommer­muth wirft den drei Netz­betrei­bern erneut Diskri­minie­rung vor. "Keiner der drei etablierten Anbieter verkauft uns frei­willig Netz­kapa­zitäten zu markt­gerechten Preisen", beschwert sich Dommer­muth in dem Inter­view. Gleich­zeitig sagt er: "Wir sind entschei­dungs­freudig und haben keine Angst vor einer Über­nahme."

Golem zitiert ein inter­essantes Detail aus dem Inter­view. 1&1-Dril­lisch hat ja vertrag­lich Zugriff auf Kapa­zitäten im o2-Netz, auch im Voda­fone-Netz werden von der Marke 1&1 weiterhin Tarife ange­boten. Doch bei beiden Nutzungs­ver­trägen handelt es sich nicht um National Roaming. Und die bishe­rigen Verträge von United Internet mit den Netz­betrei­bern "laufen noch rund zehn Jahre, danach wird's schwierig", wird Dommer­muth zitiert.

BNetzA und EU-Kommis­sion prüfen den Fall

Ein National-Roaming-Vertrag mit Telefónica für das o2-Netz wird meist als einfachste Möglich­keit für einen 1&1-Netz­start ange­sehen. "Unser bestehender Vertrag sieht die Umwand­lung in eine National-Roaming-Verein­barung vor. Die Verhand­lungen dazu sind noch nicht abge­schlossen. Die ange­botenen Kondi­tionen sind Gegen­stand einer laufenden Prüfung der Euro­päi­schen Kommis­sion", wird Dommer­muth zitiert.

Inzwi­schen beschäf­tigen sich also sowohl die Bundes­netz­agentur als auch die EU-Kommis­sion mit dem Thema. Doch egal, welcher Kompro­miss für 1&1-Dril­lisch dabei heraus­springt. Die 5G-Lizenz sieht den Aufbau eines neuen Netzes vor, darum wird das Unter­nehmen also nicht herum­kommen.

1&1 hat seine Mobil­funk- und DSL-Tarife über­arbeitet. Redu­zierte Grund­gebühren gibt es nur noch im ersten halben Jahr nach Vertrags­abschluss.

Mehr zum Thema 1&1