Telekom, Vodafone und o2: Das Ende von 3G naht
Wer heute das Mobilfunk-Kürzel 3G hört, dem könnte das schon ein wenig "alt" vorkommen. Vor 20 Jahren, zur viel diskutierten Jahrtausendwende war das anders - damals war der Übertragungsstandard 3G der neueste Schrei in der Branche.
Ein halbes Jahr vor seiner Abschaltung nutzen immer weniger Menschen das 3G-Mobilfunknetz. Der Netzbetreiber Vodafone (damals noch "Mannesmann D2 Privat") teilte heute mit, dass der Anteil von 3G nur noch 2,5 Prozent des mobilen Datenverkehrs in seinem Netz ausmachen würde. Im Mai habe der Wert noch bei etwa fünf Prozent gelegen.
Nur zwei Prozent ohne 4G-Zugriff?
Ein Mobilfunkmast mit Richtfunkstrecken von Vodafone. 3G wird bei Telekom und Vodafone am 30. Juni abgestellt, bei o2 kurz darauf
Foto: Picture Alliance / dpa
Der Anteil der Kunden, die das Netz noch nutzen und keinen Zugriff auf 4G haben, sei in dem Zeitraum von drei auf zwei Prozent gesunken. Die Telekom machte gegenüber der dpa zum 3G-Anteil keine Angaben, der Trend sei aber gleich. "Der veraltete 3G-Standard wird nur noch von einem sehr kleinen Anteil unserer Kunden genutzt", betonte ein Telekom-Sprecher.
Abschaltung zum 30. Juni, spätestens bis Jahresende 2021
Beide Unternehmen wollen ihr 3G-Netz zum 30. Juni abschalten, Telefónica plant diesen Schritt ebenfalls "bis Jahresende 2021". Das freiwerdende Frequenzspektrum wird dann für 4G (auch LTE genannt) oder 5G genutzt werden.
3G, auch als UMTS (= Universal Mobile Telecomunications System oder scherzhaft "Unerwartete Mehreinnahmen zur Tilgung von Staatsschulden") bekannt, war gewissermaßen der Auftakt für den Mobilfunk als Massenmarkt. Mit der damals "hochmodernen" Technologie waren große Hoffnungen verbunden. Im Jahr 2000 verpflichteten sich sechs Firmen (nämlich Telekom/T-Mobile, Mannesmann/Vodafone, E-Plus(Auditorium S.A.) VIAG-Interkom (heute o2), Mobilcom-Multimedia und Group3G/Quam) bei einer staatlichen Auktion zur Zahlung von knapp 100 Milliarden D-Mark (etwa 51 Milliarden Euro).
Ist 3G ein Luftschloss?
Doch die Hoffnungen auf hochprofitable Geschäfte mit Internet auf dem Handy erwiesen sich am Ende doch eher als Luftschloss, denn die Zahlungsverpflichtungen aus der Auktion waren einfach zu hoch. Zwei Firmen kamen beim Netzaufbau gar nicht in Fahrt bzw. ihre Geldgeber drückten den Notaus-Knopf und sie mussten ihre Lizenzen zurückgeben.
Es blieben vier Netzbetreiber, deren Namen sich bis heute geändert haben: T-Mobile wurde zu Telekom Deutschland, Mannesmann zu Vodafone, und aus Viag Interkom und E-Plus leitete sich das heutige o2-Netz der Telefónica ab. Telefónica war seinerzeit an der Group3G(Quam) beteiligt.
Bis heute sind die umgerechnet gut 50 Milliarden Euro mit großem Abstand der Rekord bei einer Mobilfunk-Auktion in Deutschland. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 legten vier Firmen für den ebenfalls mit großen Hoffnungen verbundenen Übertragungsstandard 5G rund 6,5 Milliarden Euro auf den Tisch.
Stand der Dinge
Der Stand der Dinge im Mobilfunkmarkt lässt sich wie folgt vereinfachen: Die Zukunft heißt 5G, die Gegenwart 4G und noch ein wenig 2G. Im neuen Jahr 2021 wird 3G endgültig zur Vergangenheit. Ende Juni werde 3G "in den wohlverdienten Ruhestand" gehen, heißt es von Vodafone.
"Tschüss, altes 3G-Netz, und vielen Dank für alles!" Der Chef von Telefónica Deutschland, Markus Haas, erklärt: "3G war wichtig für den Durchbruch der mobilen Datenkommunikation in Deutschland. Aber nach 20 Jahren sind die Tage dieser Technologie gezählt."
Alle drei aktiven Netzbetreiber betonen, dass 4G und 5G viel mehr bieten für die Kunden und der Stromverbrauch pro Byte deutlich geringer ist.
Tatsächlich dürfte die Zahl der Kunden, die wegen der Abschaltung im Nachteil sind, gering sein. Denn die allermeisten Verträge am Markt haben längst 4G/LTE-Empfang inklusive und ein passendes Handy. Diese Handys verbinden sich ohnehin schon mit dem schnelleren Netz, teilweise nur zum Surfen im Internet.
Problematisch wird es, wenn die Handys gar nicht 4G-kompatibel sind - das sind alte Geräte, die bis 2011 auf den Markt kamen. Diese dienen in den meisten Fällen wohl nur als Ersatzhandy, häufig mit einer Prepaid-Karte.
Ohne VoLTE teilweise kein Telefonieren mehr möglich
Problematisch sind auch mittelalte Handys, welche die Funktion "VoLTE" (Telefonieren über LTE) noch nicht beherrschen. Da könnte es passieren, dass der Kunde in bestimmten Regionen zwar surfen, aber nicht mehr über sein Netz telefonieren kann, möglicherweise hilft dann eine Verbindung über einen Messenger wie WhatsApp, Facebook, Telegram oder etwas ähnliches.
Altes Telefon: Prüfen, ob es noch funktioniert
Das Nokia N80 war seinerzeit eine Sensation: 2G, 3G, WLAN, UKW-Radio und Bluetooth. Künftig ist damit maximal 2G möglich
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Wer so ein richtig altes Telefon ohnehin nur für einen Notfall-Anruf im Auto oder in der Schublade liegen hat, sollte es unbedingt einmal hervorholen und prüfen, ob es sich noch ins Netz einbucht und funktioniert. Ist die SIM-Karte noch aktiv? Zu alte SIM-Karten müssen ausgetauscht werden, damit sie sich weiterhin zuverlässig ins Netz einbuchen können, Rufnummer und Guthaben bleiben unverändert, einige Anbieter wollen für den Kartentausch eine einmalige Gebühr.
Die alten Handys bleiben prinzipiell weiterhin (eingeschränkt) fürs Telefonieren und für SMS nutzbar, dies dann über das vorerst weiterhin verfügbare 2G-Telefonie-Netz (GSM Technologie). Da die Bauteile altern können, wäre es denkbar, dass das Handy nicht mehr zuverlässig im Netz funktioniert.
Ist der Handy-Akku noch "fit"? Teilweise können für solch alte Schätzchen noch neue Akkus bei Spezial-Unternehmen bestellt werden.
Die Weichen für die 3G-Abschaltung sind gestellt
Techniker der Netzbetreiber arbeiten nun daran, ihre Anlagen für die 3G-Abschaltung vorzubereiten. Bei Vodafone sollen diese Vorarbeiten bereits an rund 16000 der 17600 UMTS-Standorte erledigt sein. Bis Ende Juni 2021 funken die Anlagen dann noch mit 3G weiter, danach wird per Knopfdruck Schluss sein. Bei Telekom dürfte es ähnlich aussehen.
Insgesamt rund zwei Millionen Haushalte können jetzt einen Glasfaseranschluss direkt ins Haus bei der Telekom buchen. Und 55 Millionen Bewohner können im 5G-Netz der Telekom unterwegs sein, wenn sie wollen. Details zu dem Thema lesen Sie in einer weiteren Meldung.