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Angela Merkel: "Das Internet ist für uns alle Neuland" (Update)

Merkel löst #Neuland-Debatte aus - Witze kommen nicht immer gut an
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Bei Obama-Besuch in Berlin: Internet laut Merkel Neuland für alle. Bei Obama-Besuch in Berlin:
Internet laut Merkel Neuland für alle.
Bild: dpa
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat mit einer Bemerkung über das Internet für heitere und spöttische Reaktionen im Netz gesorgt. "Das Internet ist für uns alle Neuland", sagte Merkel auf eine Frage zum Internet-Spähprogramm Prism bei einer Pressekonferenz mit US-Präsident Barack Obama im Kanzleramt. Nutzer des Online-Netzwerkes Twitter griffen die Bemerkung hundertfach auf. Das Schlagwort #Neuland wurde zum meistdiskutierten Begriff auf Twitter in Deutschland.

#Neuland: Twitter kocht über

Bei Obama-Besuch in Berlin: Internet laut Merkel Neuland für alle. Bei Obama-Besuch in Berlin:
Internet laut Merkel Neuland für alle.
Bild: dpa
"So ähnlich müssen sich die Indianer gefühlt haben, als Kolumbus bei ihnen 'Neuland' entdeckte", schrieb eine Twitternutzerin. "Ich bin bloß misstrauisch, weil das #Neuland schon bevölkert ist. Wieviele sind wir? Zwei Milliarden? Wahrscheinlich alles Terroristen", witzelte ein anderer Nutzer. Innerhalb von Minuten tauchte ein Twitterprofil unter dem Namen NeulandInternet auf, das Sätze wie "Wenn ich mal groß bin, will ich Kanzlerin von Neuland sein" ins Netz schickte.

Auch politische Gegner von Merkel versuchten, die Gelegenheit zu nutzen. "Also ich fühle mich in diesem #Neuland eigentlich meistens ganz wohl", twitterte Sigmar Gabriel. Der SPD-Vorsitzende hatte Twitter im Mai 2012 für sich entdeckt und beantwortet seitdem dort regelmäßig Bürgerfragen. Die Piratenpartei verbreitete als Antwort auf die Merkel-Bemerkung einen Link zu ihrem Wahlprogramm.

Merkel lässt Regierungssprecher twittern

Anderen Netz-Anwendern gingen die Witze schnell auf die Nerven. "Genug über Neuland gelacht? Dann erklärt mir ihr Alleswisser doch mal fix den Euro-Rettungsfonds", schrieb ein Nutzer. Und ein anderer verteidigte die Kanzlerin: "So schnell, wie sich das Internet entwickelt, kann man im Netz fast jeden Tag wirklich Neuland betreten."

Die Bundeskanzlerin ist im Gegensatz zu US-Präsident Barack Obama selbst nicht auf Twitter vertreten, sondern überlässt das Twittern ihrem Regierungssprecher Steffen Seibert (@RegSprecher). Merkel veröffentlicht aber seit Sommer 2006 regelmäßig Video-Podcasts im Web und hat kürzlich einen "Google-Hangout" zum Thema Integration veranstaltet.

Update 18:14 Uhr: Seibert konkretisiert: Merkel meine "rechtspolitisches Neuland"

Mittlerweile hat sich Regierungssprecher Steffen Seibert über Twitter zur Debatte geäußert. Angela Merkel habe das "rechtspolitische Neuland" gemeint, welches das Internet sei. Dies sei jeden Tag zu spüren. In seinem Tweet vergisst Seibert jedoch, das Wort Neuland mit dem Twitter-typischen Hash "#" zu versehen - wie auch einige Twitter-Nutzer bemerken. Ob diese Äußerung die Debatte eindämmen kann, muss fraglich bleiben.

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