Verwirrung um Telekom-Engagement in China
Hilft Kanzlerin Merkel der Telekom in China, um den Huawei-Deal zu retten? Das Foto zeigt die chinesische Delegation am CeBIT-Stand im Jahre 2015
Foto: Picture Alliance / dpa
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Sie meldete in diesen Tagen, dass die deutschen Behörden einen Plan ausbrüten, um der Deutschen Telekom beim Eintritt in den chinesischen Mobilfunkmarkt zu helfen. Das habe die Wirtschaftszeitung Wirtschaftswoche (WiWo) herausgefunden.
Wirtschaftswoche: Merkel macht sich für Telekom stark
Hilft Kanzlerin Merkel der Telekom in China, um den Huawei-Deal zu retten? Das Foto zeigt die chinesische Delegation am CeBIT-Stand im Jahre 2015
Foto: Picture Alliance / dpa
Laut der Zeitung habe sich Bundeskanzlerin Angela Merkel bei chinesischen Gesprächspartnern für die Deutsche Telekom stark gemacht. Berlin wolle der Telekom beim Zugang auf den Mobilfunkmarkt in China helfen, habe es in EU-Kreisen geheißen, berichtet die WirtschaftsWoche in ihrer aktuellen Ausgabe. In Brüssel wird befürchtet, Merkels Einsatz könnte Teil eines Deals sein, bei dem Deutschland dem umstrittenen chinesischen Mobilfunkausrüster Huawei den Markt für 5G offen hält. Die chinesische Seite habe ein Anti-Spionage-Abkommen mit acht Punkten angeboten, um deutsche Sicherheitsbedenken aus dem Weg zu räumen, heißt es in Brüssel.
Dementi: Kein Interesse an China?
Die Telekom hingegen dementierte ein "Interesse an China", man habe „den klaren Fokus Europa und USA“. Allerdings bietet die Telekom heute schon gemeinsam mit Huawei eine Cloud in China an und arbeitet bei der Open Telekom Cloud eng mit Huawei zusammen, weiß die Wirtschaftszeitung.
Normales Engagement in China
Die WiWo berichtet aber nicht näher, in welcher Form sich die Deutsche Telekom auf dem chinesischen Mobilfunkmarkt engagieren will. Über die Tochtergesellschaft "T-Systems P R China" bietet man Unternehmensdienste im Land an. Das ist an sich nichts Weltbewegendes, sondern ein übliches Verfahren, um deutsche Unternehmen, die in diesem Fall in China oder Hongkong schon tätig sind, besser und direkter mit dem Heimatland zu verbinden oder chinesischen Unternehmen einen direkten Zugang nach Deutschland zu ermöglichen. Wie "Mobileworld" richtig erkannt hat, konzentriert sich die Telekom dabei auf die Bereitstellung von Rechenzentrums- und Cloud-Diensten. Es gibt Büros in Peking, Shanghai, Wuhan und Hongkong.
Bloomberg: Kein Huawei-Bann? - Welt: Politische Sperrklausel?
Der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg hatte berichtet, dass Deutschland trotz des anhaltenden Drucks der USA wahrscheinlich nicht Großbritannien oder anderen Ländern folgen mag, wo Huawei der Marktzugang "untersagt" werde. Die deutsche Tageszeitung Die Welt will im Gegensatz ausgemacht haben, dass in Berlin über eine "politische Klausel" der Weg für Huawei nach Deutschland versperrt werden soll.
Keine Beteiligung an chinesischem Netzbetreiber
Weitergehende Gerüchte, die über einen Einstieg in Form einer Beteiligung oder engeren Zusammenarbeit der Deutschen Telekom mit einem chinesischen Mobilfunkanbieter spekulierten, wurden von einem Telekom-Sprecher als "völliger Blödsinn" zurückgewiesen.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Wir haben es hier an dieser Stelle schon öfters beleuchtet: Das Selbstverständnis der chinesischen Führung bei Menschenrechten und demokratischen, politischen Spielregeln ist ein völlig Anderes als hier in Europa oder den USA. Darauf muss und sollte man bei jeder passenden Gelegenheit hinweisen. Das Ausgrenzen von chinesischen Herstellern und Anbietern, bloß weil sie aus China kommen, hilft hier aber keinesfalls weiter - im Gegenteil. Die USA sind gerade dabei, das zu merken und rudern beispielsweise beim TikTok-Deal vorsichtig zurück.
Doch was heute gilt, kann morgen schon wieder anders sein. Selbst Insider tun sich schwer, diesen aus politischen Interessen gewachsenen Nachrichtendschungel zu durchschauen.