Mobile Payment

Jubiläum: Fünf Jahre Apple Pay in Deutschland

Vor fünf Jahren ging Apple Pay in Deutsch­land an den Start. Mitt­ler­weile bieten prak­tisch alle großen Banken den Dienst an.
Von dpa /

Die Einfüh­rung von Apple Pay in Deutsch­land vor fünf Jahren verlief nicht reibungslos. Zum Start am 11. Dezember 2018 waren weder die Volks­banken noch die Spar­kassen Teil des mobilen Zahlungs­sys­tems. Auch die Post­bank, eine der größten Banken des Landes, fehlte auf der Liste der teil­neh­menden Geld­insti­tute. Zudem zwei­felten einige Experten daran, dass es Apple gelingen würde, die Vorliebe der Deut­schen für Bargeld zu über­winden.

Inzwi­schen hat sich dieses Bild jedoch komplett verän­dert. Keine Bank in Deutsch­land kann mehr an Apple Pay vorbei. Die Spar­kassen unter­stützen das System schon lange. Die regio­nalen Geld­insti­tute haben sogar erreicht, dass Apple die in Deutsch­land beliebte Giro­card tech­nisch inte­griert hat. Zuvor beschränkte sich Apple auf die Unter­stüt­zung inter­natio­naler Kredit- und Debit­karten. Und irgendwie hat es auch die von IT-Problemen geplagte Post­bank in diesem Sommer geschafft, als letzte große Bank Apple Pay zu akti­vieren. Apple Pay mit Deutschland-Jubiläum Apple Pay mit Deutschland-Jubiläum
Foto/Logo: Apple, Montage: teltarif.de
Inzwi­schen unter­stützen mehr als 1250 Banken in Deutsch­land Apple Pay, wenn man alle Spar­kassen sowie Volks- und Genos­sen­schafts­banken einzeln zählt. "Für viele unserer Kunden war die frühe Unter­stüt­zung von Apple Pay ein entschei­dender Grund, bei uns ein Konto zu eröffnen", erin­nert sich Valentin Stalf, Mitbe­gründer und CEO der Smart­phone-Bank N26. Andere Banken waren weniger begeis­tert. Sie konnten sich nicht damit abfinden, etwas von ihrem knapp kalku­lierten Geschäft an einen Bran­chen­fremden abzu­geben.

Apple verdient an jeder Trans­aktionen

Bei Karten­zah­lungen fallen Gebühren an, die in Europa recht­lich begrenzt sind. Für Kredit­kar­ten­zah­lungen beträgt der Satz maximal 0,3 Prozent, für Debit­karten 0,2 Prozent. Wie viel Apple davon erhält, ist ein Betriebs­geheimnis. Es wird jedoch gemun­kelt, dass bei jeder Zahlung 0,05 Prozent der Gesamt­summe an Apple fließen. In den USA, wo die Gebühren nicht gede­ckelt sind, sollen es sogar 0,15 Prozent sein. Für Käufer und Händler spielt dies keine Rolle, da sie davon nichts mitbe­kommen. Die Banken und Kredit­kar­ten­unter­nehmen müssen jedoch damit leben, dass das Stück vom Gebüh­ren­kuchen etwas kleiner ausfällt, wenn Apple mit am Tisch sitzt.

Für die Nutzer stehen die Benut­zer­freund­lich­keit sowie Aspekte wie Bedien­bar­keit, Daten­schutz und Sicher­heit im Vorder­grund. Hella Fuhr­mann, Deutsch­land­chefin des Zahlungs­dienst­leis­ters Adyen, sagt: "Wir sehen, dass sich Apple Pay in den vergan­genen Jahren zu einer beliebten Zahlungs­methode bei unseren Händ­lern entwi­ckelt hat, auch aufgrund einer naht­losen Benut­zer­erfah­rung."

Das kontakt­lose Bezahlen am Terminal mit Apple Pay funk­tio­niert ähnlich wie mit einer Giro­card oder Kredit­karte. Auf dem iPhone auto­risiert man die Zahlung entweder per Finger­abdruck (Touch ID) oder Gesichts­erken­nung (Face ID). Auf der Apple Watch muss die Uhr am Hand­gelenk entsperrt sein. Dann drückt man die seit­liche Taste doppelt und hält die Uhr an das Terminal.

95 Prozent aller Termi­nals sind geeignet

95 Prozent der über eine Million Termi­nals im Handel in Deutsch­land ermög­lichen das schnelle Bezahlen im Vorbei­gehen. Laut einer GfK-Studie hat in Deutsch­land in den letzten zwölf Monaten jeder Vierte (26 Prozent) mindes­tens einmal per Smart­phone oder Smart­watch gezahlt. Weitere 19 Prozent stehen Mobile Payment aufge­schlossen gegen­über und wollen es auspro­bieren. Bei der Nutzung liegt Apple Pay vorne, obwohl es deut­lich mehr Android-Nutzer als Apple-User gibt.

Den GfK-Zahlen zufolge, die im August 2023 im Auftrag von Master­card erhoben wurden, verwenden aktuell 40 Prozent der mobilen Bezahler am häufigsten Apple Pay, gefolgt von Google Pay (26 Prozent), den Bezahl-Apps der Banken und Spar­kassen (20 Prozent) und Samsung Pay (4 Prozent). Apple Pay funktioniert auch mit der Girocard Apple Pay funktioniert auch mit der Girocard
Screenshot: teltarif.de, Quelle: sparkasse.de
Die hohe Akzep­tanz von Apple Pay ist nach Einschät­zung von Experten wie Mikko Hypp­önen vom finni­schen Sicher­heits­unter­nehmen WithSecure auch auf den hohen Sicher­heits- und Daten­schutz-Stan­dard bei Apple Pay zurück­zuführen. Apple spei­chert nämlich keine verknüpften Karten­num­mern und hat keinen Zugriff darauf. Auch Trans­akti­ons­daten werden von Apple nicht gespei­chert. Diese sind ausschließ­lich dem Kunden, dem Händler oder Entwickler sowie der Bank oder dem Karten­aus­steller bekannt.

Darum bleibt Apple Pay in der Branche umstritten

Apple Pay bleibt in der Branche aber trotzdem umstritten. Banken und Zahlungs­dienst­leister beklagen, dass nur Apple Pay die NFC-Schnitt­stelle im iPhone und der Apple Watch nutzen dürfe, um Zahlungen zu auto­risieren. Die Anbieter von Bezahl­diensten hoffen nun darauf, dass Apple gemäß den Bestim­mungen des neuen euro­päi­schen Gesetzes über digi­tale Märkte (Digital Markets Act - DMA) die NFC-Schnitt­stelle umfas­send öffnen muss.

Auch die geplante Einfüh­rung des digi­talen Euros durch die Euro­päi­sche Zentral­bank (EZB) könnte zu einer Ände­rung des Geschäfts­modells führen, denn die EZB will den Einfluss von außer­euro­päi­schen Playern wie Master­card oder PayPal begrenzen. Philipp Sandner, Professor an der Frank­furt School of Finance & Manage­ment, hält diese poli­tischen Argu­mente jedoch für weniger rele­vant: "Das bringt mir als Verbrau­cher gar nichts." Letzt­end­lich sei der digi­tale Euro vor allem als allum­fas­sende Bezahl­vari­ante im elek­tro­nischen Bereich inter­essant.

"Derzeit haben wir die Situa­tion, dass manchmal der Taxi­fahrer sagt, dass man nicht mit Kredit­karte, sondern nur bar zahlen kann. Und dann kommen Sie zu einem Kiosk, wo es genau anders­herum ist, bitte nur Kredit­karte, kein Bargeld", sagt der Experte für Digi­tal­wäh­rungen. Es sei jedoch nicht optimal, wenn man mit einer Euro-Vari­ante manchmal etwas anfangen könne und manchmal nicht. Sandner traut Apple Pay zu, hier eine Brücken­funk­tion zu über­nehmen: "Das Szenario könnte so aussehen: Wenn ich mit Apple Pay am Kiosk meinen Espresso oder meine Zeitung bezahle, dann würde nicht meine Kredit­karte belastet werden, sondern meine Wallet, in der digi­tale Euros liegen."

In einer weiteren Meldung haben wir darüber berichtet, dass Kunden Geschäfte mitt­ler­weile oft meiden, wenn sie keine Karten­zah­lung akzep­tieren.

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