Beschlossen

Kabinett: Handys an Schulen müssen ausgeschaltet bleiben

Allgemeines Handyverbot ist hingegen vom Tisch
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Nach dem Auftauchen von Porno- und Gewaltvideos auf Schülerhandys müssen an bayerischen Schulen die Mobiltelefone künftig ausgeschaltet bleiben. Auch in den Pausen darf das Handy nicht mehr benutzt werden. Das Kabinett beschloss heute in München ein generelles Nutzungsverbot für Handys. Nur wenn ein Schüler krank wird oder aus anderen dringenden Gründen telefonieren muss, kann er den Lehrer um eine Ausnahme bitten, hieß es aus dem Kultusministerium.

Ein allgemeines Handyverbot lehnte das Kabinett demnach ab. Gegen solche Überlegungen hatte es im Vorfeld heftigen Widerstand gegeben. Der Chef der Landtags-CSU, Joachim Herrmann, wies eine entsprechende Forderung von CSU-Generalsekretär Markus Söder zurück. "Ich halte von pauschal verordneten Verboten nicht allzuviel", erklärte Herrmann. Schon jetzt sei vorgeschrieben, dass Handys während des Unterrichts abgeschaltet sein müssten. Ob man den Schülern auch verbieten könne, die Geräte überhaupt mitzunehmen, sei äußerst fraglich, sagte Herrmann. Viele Eltern legten Wert darauf, dass ihre Kinder im Notfall Hilfe rufen oder sich mit ihnen verständigen könnten.

Auch der Bayerische Realschullehrerverband nannte ein generelles Handy-Verbot unrealistisch. "Unsere Lehrkräfte haben wahrlich Wichtigeres zu leisten, als wie Spürhunde Mobiltelefone zu suchen", erklärte Verbandspräsident Anton Huber. Söder hatte sich dagegen am Wochenende für ein Handy-Verbot ausgesprochen. Zudem forderte der CSU-Generalsekretär Neuregelungen im Jugendschutz, nach denen Video- Handys nicht mehr an Kinder unter 16 Jahren verkauft werden dürften.

Auslöser der Diskussion sind Videosequenzen mit gewalttätigen und pornografischen Inhalten, die auf Schüler-Handys gefunden wurden. An einer Allgäuer Schule beschlagnahmte die Polizei kürzlich vorübergehend 200 Mobiltelefone, auf 16 davon wurden Gewaltszenen und Pornodarstellungen gefunden. Schneider hatte daraufhin die Schulen gebeten, ihn über möglicherweise ähnliche Vorfälle zu informieren. Zudem ließ er ein Handyverbot juristisch prüfen.

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