virtuelle Mutprobe

Studie: Gewaltvideos auf Handys von Jugendlichen weit verbreitet

Problematik besteht bereits seit längerem
Von dpa /

Jeder sechste Jugendliche in Deutschland hat bereits einmal miterlebt, wie eine Prügelei mit dem Handy gefilmt wurde. Das geht aus der Vorab-Veröffentlichung einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (mpfs) hervor. Danach hat jeder zehnte Gymnasiast und jeder vierte Hauptschüler das Filmen von Schlägereien beobachtet. Im vergangenen Jahr hatte die Tübinger Polizei gegen zwei Jugendliche ermittelt, die ein Hinrichtungsvideo via Handy verbreitet hatten. Darin wurde gezeigt, wie ein Mann mit einem Kampfmesser enthauptet wurde. In der jüngeren Vergangenheit wurden auch erste Urteile bekannt, nach denen Schüler wegen Gewaltvideos auf ihren Handys verurteilt wurden.

Laut der Studie kann jeder dritte Handybesitzer zwischen zwölf und 19 Jahren von Freunden berichten, die solche Filme schon einmal auf ihr Handy geschickt bekommen haben. Sieben Prozent hätten selber bereits Gewaltvideos erhalten. Dabei seien Jugendliche mit geringerer Bildung deutlich häufiger betroffen.

Anschauen und Tauschen von Gewaltvideos ist "virtuelle Mutprobe"

Der Leiter vom Mainzer Jugendschutz.net, Friedemann Schindler, hatte bereits im Juni vergangenen Jahres auf die Gewaltvideos hingewiesen. Er hatte das Anschauen und Tauschen solcher Filme als "virtuelle Mutprobe" bezeichnet. Viele der Tötungen in den so genannten "Snuff"-Filmen seien echt. Dadurch könne sich der Beobachter "nicht mehr emotional davon distanzieren". Die Filme könnten sowohl Jugendliche als auch Erwachsene verstören und seelische Verletzungen auslösen.

Die JIM-Studie (Jugend, Information, (Multi-)Media) wird seit 1998 vom mpfs in Zusammenarbeit mit der SWR-Medienforschung jedes Jahr vorgenommen. Für die aktuelle Erhebung wurden von Mai bis Juni dieses Jahres 1 205 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren befragt.

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