10 Jahre

Gerd Eickers: 10 Jahre Tk-Liberalisierung - 10 Jahre teltarif.de

Gastkommentar des VATM-Präsidenten zu "10 Jahre offener Tk-Markt"
Von Gerd Eickers, Präsident des VATM

1997 - 2007 - 2017 ... - diese Zahlenkombination steht nicht etwa für eine Telefonnummer oder undefinierbaren Nummerncode. Nein, sie soll anlässlich des aktuellen Jahrbuches des VATM die historische Dimension einer Markt- und Wirtschaftsentwicklung symbolisieren, die in der Geschichte der Bundesrepublik bisher beispiellos ist. Denn mit Ablauf des Jahres 2007 begeht nicht nur die wichtigste Interessenvertretung der Tk-Branche in Deutschland ihren 10. Geburtstag, auch die Öffnung der deutschen Telekommunikationsmärkte jährt sich am 1. Januar 2008 zum zehnten Mal.

Mit dem Jahreswechsel 1997/1998 setzte ein dramatischer Veränderungsprozess in einem ehemals monopolistisch geprägten Markt ein. Als eine der wesentlichen Strukturreformen in Deutschland zog dies den Aufbau eines neuen Wirtschaftssektors nach sich. Bis heute sorgt diese wohl spannendste wirtschaftspolitische Umwälzung in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik für immer neue Entwicklungen im Markt. Sei es in Form von Markteintritten neuer Unternehmen oder der anhaltenden Innovation im Leistungsangebot von Festnetz- und Mobilfunkanbietern ebenso wie TK-Ausrüstern, Beratungsunternehmen sowie Anbietern von Billingsystemen und anderen Lösungen. Sie alle ermöglichen nicht nur auf der Basis von innovativen Technologien innerhalb der Gesamtwirtschaft hohe Effizienz- und Produktivitätssteigerungen, sondern lassen gleichzeitig die für die Zukunft zu erwartenden Innovationen allenfalls erahnen.

Einen Grund zum Feiern haben die Telekommunikationsbranche und mit ihr der VATM in diesem Jahr allemal. Mit 16 neuen Mitgliedsunternehmen hat der VATM zum einen in den vergangenen Monaten einen der größten Mitgliederzuwächse seiner zehnjährigen Geschichte erlebt. Gerd Eickers
VATM

Zum anderen bleiben - getrieben durch breitbandige Kommunikation und Voice over IP - die TK-Dienste der Wettbewerber weiter auf Wachstumskurs - trotz des erstmals seit der Liberalisierung festzustellenden Umsatzrückgangs des Gesamtmarktes von rund 2,6 Prozent. In vielen Fällen spielt dabei eine Rolle, dass die Verbraucher aufgrund von Flatrates und Pakettarifen deutlich mehr kommunizieren. Beim Umsatz der Wettbewerber fängt das Mengenwachstum die Preisreduzierungen im Festnetz dabei ab.

Auch die Telekom profitiert vom Wettbewerb. Im Festnetz immer noch der marktbeherrschende Anbieter, verdient sie mit den von den Wettbewerbern in Anspruch genommenen Vorleistungsprodukten auch beim Wechsel von Festnetzkunden weiterhin kräftig mit. Auch zehn Jahre nach der Marktöffnung verbleiben fast drei Viertel der Wertschöpfung im Festnetz bei der Deutschen Telekom. Die Abhängigkeit der Wettbewerber von den Vorprodukten der DTAG trägt somit zur Stabilisierung ihrer Umsätze bei.

Ein weiteres Highlight: Die Investitionen der Branche von knapp 6 Milliarden Euro verharren weiter auf hohem Niveau und werden auch in diesem Jahr wieder etwa zur Hälfte von den Wettbewerbern getragen. Voraussetzung für eine Fortsetzung dieser Erfolgsstory im Wettbewerb sind verlässliche und wettbewerbsfördernde Rahmenbedingungen. Nur dann können die Wettbewerber auch weiterhin einen wesentlichen Teil der Arbeitsplätze im Markt, insbesondere auch bei der Zuliefererindustrie, sichern. Dabei liegt die Produktivität der Mitarbeiter der Wettbewerbsunternehmen mit durchschnittlich 639 000 Euro pro Kopf etwa drei Mal so hoch wie die der Deutschen Telekom.

Ganz oben auf der Agenda steht die schnelle Schließung der weißen Flecken auf der deutschen Breitbandkarte. Der Beitrag des Wettbewerbs für eine flächendeckende Versorgung kann als nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn Breitbandanschlüsse über Satellit, Funk und die Stromversorgung erweisen sich für immer mehr Gemeinden und Kommunen als Ausweg aus der DSL-Diaspora. Von einer flächendeckenden Lösung dieses drängenden gesellschaftspolitischen Problems sind wir aber immer noch weit entfernt. Nur die verstärkte Verbreitung innovativer Anschlusstechnologien, die gerade von mittelständischen Unternehmen angeboten werden, kann - etwa durch den vereinfachten Zugang zu Eigenkapital und eine zeitnahe, neutrale Vergabe von Fördermitteln - Abhilfe schaffen.

Eine wichtige Rolle spielen dabei die Funkfrequenzen im UHF-Band, die bei der Digitalisierung des Rundfunks frei werden. Wenn nur ein kleiner Teil dieser Frequenzen für die Breitbandversorgung im ländlichen Raum genutzt werden könnte, müsste dies gerade für die Rundfunkanstalten von größtem Interesse sein, die seit Jahren selbst mit ihren Angeboten ins Internet drängen und dort enorme Kapazitätsressourcen in Anspruch nehmen.

Als eines der größten Portale für Telekommunikation in Deutschland hat teltarif.de die spannenden Entwicklungen dieses Marktes nicht nur stets als neutraler und kundiger Beobachter begleitet, sondern bietet bis heute mit unzähligen Themenspecials und Preisvergleichen rund um Festnetz, Mobilfunk, Internet und Endgeräte dem Verbraucher eine unersetzliche Informationsquelle. Wir gratulieren zu dieser Leistung und freuen uns auf die Zusammenarbeit für mindestens weitere zehn Jahre!