10 Jahre

John Strand: Der Mobilfunkmarkt braucht keine Regulierung

Gastkommentar des Marktexperten zu "10 Jahre offener Tk-Markt"
Von John Strand, CEO Strand Consult (Übersetzung aus dem Englischen: Björn Brodersen)

Wenn man sich den deutschen Telekommunikationsmarkt und die Entwicklungen des dortigen Wettbewerbs ansieht, nicht zuletzt die Entwicklung der Produkte und Preise, dann muss es anderen Industriezweigen wie ein Alptraum anmuten, dieselbe Laufbahn einschlagen zu müssen. Den Kunden stehen nicht nur mehr und bessere Produkte zur Auswahl, sondern sie profitieren vor allem auch von deutlich besseren Preisen.

Die Politik ging vor zehn Jahren die Liberalisierung des deutschen Marktes so wie in vielen anderen europäischen Ländern an. Mit der Öffnung des Festnetzmarkts musste die Deutsche Telekom Wettbewerbern den Zugang zu ihrem Netz gewähren. Gleichzeitig wurde eine Anzahl von Mobilfunklizenzen ausgegeben, um verschiedene Netztechnologien parallel um Nutzer konkurrieren zu lassen. Um den Ansatz besser zu veranschaulichen: Offenbar dachten die regulatorischen Kräfte, sie könnten durch den Bau von weiteren Flughäfen in einer Stadt wie zum Beispiel Hamburg eine niedrigere Preise für Flugtickets herbeiführen.

Vergleicht man die Entwicklung des Tk-Markts mit der Luftfahrtbranche, wird deutlich, dass die Regulierung der Luftlinienmarkts noch lange nicht den Grad der Regulierung des Tk-Markts erreicht hat, obwohl sie vor über 18 Jahren begann. Dennoch wollen die Behörden in Deutschland und der EU die Regulierung bestimmter Tk-Marktsegmente weitertreiben, nicht zuletzt die des Mobilfunks.

In welchen Märkten funktioniert Wettbewerb am besten?

John Strand Es stimmt nachdenklich, dass sowohl in Deutschland und auch in der EU der Wettbewerb in der Telefonie in denjenigen Bereichen am stärksten ist, in denen die Politik am wenigsten eingreift. Anders herum weisen die Bereiche mit dem größten Einfluss der Politik den geringsten Wettbewerb auf. Aus klassischer wettbewerblicher Perspektive ist die Tk-Branche das beste Beispiel dafür, wie eine natürliche Wettbewerbssituation Innovationen erzeugt, die zu tollen neuen Produkten und Preissenkungen führen.

Der Tk-Markt hat immer wieder gezeigt, dass Unternehmen mit hoher Profitabilität in einem Geschäftszweig andere Unternehmen dazu animieren, in diese Bereiche ebenfalls zu investieren, und so neue konkurrierende Geschäftsfelder entstehen. Der deutsche Mobilfunkmarkt ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie sich ohne eine ordnende Hand im Laufe der Zeit normale Marktkräfte in eine aus Verbrauchersicht positive Richtung entwickeln.

Ursprünglich teilten sich D1 (T-Mobile) und D2 (Mannesmann, heute Vodafone) den deutschen Markt, nachdem aber E-Plus und Viag Interkom (o2) eine dritte und vierte Mobilfunklizenz erhielten, bildete sich die Grundlage für den heutigen Mobilfunkmarkt heraus. Der Start von Serviceprovidern wie debitel, Talkline, Mobilkom (mobilcom) vor mehr als zehn Jahren heizte das Wettbewerbsklima weiter an. Da die drei neuen Akteure sich entschieden, die MNVO-Strategie zu kopieren und Handys mit Subventionen über die traditionellen Vertriebskanäle zu verkaufen, gewannen sie neue Kunden nur unter hohen Kosten und konnten daher ihren Kunden nicht die Preisabschläge anbieten, die wir seit 2005 erlebt haben.