10 Jahre

John Strand: Der Mobilfunkmarkt braucht keine Regulierung

Gastkommentar des Marktexperten zu "10 Jahre offener Tk-Markt"
Von John Strand, CEO Strand Consult (Übersetzung aus dem Englischen: Björn Brodersen)

Um den wachsenden Wettbewerbsdruck zu verstehen, der in den vergangenen Jahren in Deutschland zu diesen Preissenkungen führte, darf man nicht auf die regulatorischen Kräfte und ihre Handlungen schauen. Wichtiger sind hierfür Anbieter wie Telmore und CBB in Dänemark, die das Konzept erfanden, das simyo, blau.de, debitel-light und callmobile später kopierten. Die Erfahrungen in Dänemark, den Niederlanden und Belgien ließen einige Serviceprovider und nicht zuletzt auch E-Plus erkennen, dass es einen Markt für den Online-Verkauf von SIM-Karten mit günstigen Diensten gibt und dass dieser Markt das Operator-Geschäft begünstigen kann.

In unserem Bericht "The Moment of Truth: A Portrait oft the Discount MVNO" aus dem Jahr 2004 haben wir nicht nur gezeigt, wie dieses neue Geschäftsmodell den Markt beeinflussen kann, sondern auch den Umsatz des Mobilfunkbetreibers in beträchtlichem Maße. Wir von Strand Consult sahen Mobilfunkbetreiber mit ängstlichen Augen die Entwicklungen in Dänemark verfolgen, wir sahen aber auch Betreiber, die vom dänischen Markt lernten und ihre Strategie vom Verkauf von Handys unter Wert zum Verkauf von SIM-Karten mit günstigen Gesprächspreisen anpassen.

Als wir 2005 voraussagten, dass der deutsche Markt sich ähnlich wie der dänische Markt entwickeln würde und Preise innerhalb kurzer Zeit um 50 Prozent fallen würden, waren viele skeptisch. Viele Journalisten und Brancheninsider wiesen darauf hin, dass der deutsche Markt einzigartig sei und sich dort nicht das wiederhole, was in Dänemark geschehen war. Heute wissen wir es besser: Die Zahl der Anbieter hat sich verzehnfacht und die Preise sind innerhalb von zwei Jahren um 50 Prozent gesunken - so wie in Dänemark.

Ein Ausblick

Wir glauben, dass die Wettbewerbssituation in den kommenden Jahren noch zunehmen wird und wir eine Konsolidierung in Deutschland erleben werden, da der deutsche Markt einer der härtesten sein und weitere Preissenkungen erleben wird.

In den kommenden zwei Jahren werden die Deutschen beträchtliche Preissenkungen bei SMS und - wie in Dänemark - das Aufkommen zahlreicher Flatrate-Produkte erleben. Damit können die Kunden für einen festgelegten Monatspreis so viel telefonieren und Textnachrichten versenden, wie sie wollen. Die Preise für Sprachverkehr und SMS werden sich so wie in Dänemark entwickeln, wo fallende Preise zu einer deutlich größeren Nutzung der Mobilfunkdienste führten, und gleichzeitig wird die Zahl der Verbraucher, die statt des Festnetztelefons nur noch ein Mobiltelefon besitzen, zunehmen.

Im Breitbandmarkt wird der Wettbewerbsdruck nicht nur bei klassischen Produkten zunehmen sondern die Mobilfunkbetreiber werden wie in Österreich, Schweden und einer wachsenden Zahl von anderen Ländern auf Turbo-3G (HSDPA) setzen. Breitband via 3G wird sich als eines der am schnellsten wachsenden Produkte in der Branche erweisen. In österreich haben die 3G-Betreiber in nur 15 Monaten 25 Prozent des Breitbandmarkts abgedeckt und 66 Prozent aller neuen Breitbandkunden sind 3G zuzurechnen.