10 Jahre

Martin Ostermayer: Weiter so - mit mehr Mut zur Konsequenz

Gastkommentar des blau.de-Chefs zu "10 Jahre offener Tk-Markt"
Von Martin Ostermayer, Geschäftsführer der blau Mobilfunk GmbH

Die Liberalisierung des deutschen Telekommunikationsmarktes hat sich für die Verbraucher in den vergangenen zehn Jahren ausgezahlt: Freier Wettbewerb ist das richtige Mittel, um die Telefonkosten dauerhaft zu senken. Nicht zuletzt die Mobilfunkdiscounter wie blau.de sind dafür der beste Beweis. Unser junges Marktsegment hat einen längst überfälligen Preisrutsch in der Mobilfunktelefonie ausgelöst. Das kommt bei den Verbrauchern an: Nach gut zwei Jahren beträgt der Marktanteil der Discounter heute bereits rund 10 Prozent.

Die bisherige Entwicklung ist also ein Schritt in die richtige Richtung. Doch es ist noch viel mehr möglich. Das zeigt der Blick über die Grenze nach Österreich. Dort hat die konsequente Liberalisierung dazu geführt, dass sich Mobilfunkkunden über Minutenpreise von 4 bis 5 Cent freuen - auch in Fremdnetze übrigens. Die Folge: 60 Prozent aller Gesprächsminuten werden in Österreich mit dem Handy geführt, während es hierzulande magere 23 Prozent sind. Angesichts des höheren Gesprächsaufkommens und der durchschnittlich längeren Gesprächsdauer liegt auch der monatliche ARPU unserer österreichischen Kollegen deutlich über dem Monatsumsatz, der hierzulande pro Mobilfunkkunde erwirtschaftet wird. Martin Ostermayer
blau.de

Doch die Bundesnetzagentur ist nach wie vor sehr zögerlich, wenn es um die konsequente Anpassung der Terminierungsentgelte im Sinne der Verbraucher geht. Die aktuelle Senkung ist zwar ein richtiger, aber auch nur ein halbherziger Eingriff. Zumal die Laufzeit bis März 2009 unnötig lang ausgefallen ist. Bis dahin verdienen die Netzbetreiber weiterhin viel zu viel an den hohen Interconnect-Entgelten. Und so lange sie vornehmlich an ihre EBITDA-Margen denken, wird der Verbraucher vergeblich darauf warten, dass sie ihre Preise freiwillig senken.

Die Konsequenzen sind geradezu absurd: Heute ist es möglich, mit einem Tarif wie blauworld für 5 Cent pro Minute aus dem deutschen Mobilfunknetz zu einem chinesischen Handy zu telefonieren. Während für ein Telefonat innerhalb Hamburgs, wenn es aus dem Festnetz zu einem Handy geführt wird, schon allein mindestens 9,42 Cent pro Minute an Terminierungsentgelten (inklusive Mehrwertsteuer) fällig werden. Ohne dass der Anbieter, der die ausgehende Leitung zur Verfügung stellt, daran irgendetwas verdient. Das muss sich ändern!