Mobile Banking

Banken und Sparkassen starten ein­heitlichen Bezahldienst

Die deut­sche Kredit­wirt­schaft verzahnt ihre verschie­denen Ange­bote zum Online-Bezahlen und will damit auch Konkur­renten angreifen.
Von dpa /

Deutsche Kreditwirtschaft mit großen Plänen Deutsche Kreditwirtschaft mit großen Plänen
Foto: BVR
Banken und Spar­kassen in Deutsch­land treiben die Verein­heit­lichung ihrer Online-Bezahl­ver­fahren voran. Vom kommenden Montag an werden die Insti­tute Kunden und Handel schritt­weise ein gebün­deltes Bezahl­angebot rund um das Giro­konto anbieten. "Wir machen das Giro­konto zur Dreh­scheibe", sagte Joachim Schmalzl, Mitglied im Vorstand des Deut­sche Spar­kassen- und Giro­ver­bandes (DSGV), der Deut­schen Presse-Agentur in Frank­furt. "Die Kunden wollen mehr Trans­parenz über ihre Zahlungs­vor­gänge haben - egal ob sie beim Einkaufen im Internet bezahlen oder ihren Freuden per App Geld über­weisen."

Die in der Deut­schen Kredit­wirt­schaft (DK) zusam­men­geschlos­senen fünf großen Banken­ver­bände hatten im März ange­kün­digt, ihre Online-Bezahl­ver­fahren Paydi­rekt, Giropay und Kwitt unter der Marke Giropay zu verschmelzen. Öffent­lich-recht­liche, genos­sen­schaft­liche und private Insti­tute ziehen dabei an einem Strang. Ziel sei "die Bünde­lung der Zahlungs­ange­bote in der deut­schen Kredit­wirt­schaft, man könnte auch sagen: das Aufräumen unserer verschie­denen Ansätze", erklärte Schmalzl. Der DSGV ist in diesem Jahr DK-Feder­führer.

Mehr­mona­tige Über­gangs­phase

Deutsche Kreditwirtschaft mit großen Plänen Deutsche Kreditwirtschaft mit großen Plänen
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Die Verbrau­cher werden in einer mehr­mona­tigen Über­gangs­phase an die neue Marke heran­geführt. Zum Start am Montag stellen Spar­kassen sowie Volks- und Raiff­eisen­banken ihr Handy-zu-Handy-Zahl­system Kwitt auf "Giropay Geld-Senden" um. Von Mitt­woch (12.5.) an können Kunden dann bei Händ­lern, die Paydi­rekt nutzen, das Giropay-Bezahl­ver­fahren auswählen.

Die heimi­sche Kredit­wirt­schaft will mit dem neuen gemeinsam Anlauf Verbrau­chern ermög­lichen, auf möglichst einfa­chem Weg zu bezahlen sowie schnell Geld von Konto zu Konto zu über­weisen - unab­hängig davon, bei welcher Bank das Konto letzt­lich geführt wird. Das auch unter "#DK" oder "XPay" bekannte Projekt will eine Alter­native zu PayPal, Apple Pay und Co. etablieren.

Konkur­renz für PayPal & Co.

Bisher spielen die Online-Bezahl­ange­bote der deut­schen Banken und Spar­kassen im Vergleich zum US-Konkur­renten PayPal eine Neben­rolle. Während Paypal Ende 2020 gut 29 Millionen aktive Kunden in Deutsch­land zählte, kommt der im Herbst 2015 von der heimi­schen Banken­branche ins Leben geru­fene Zahl­dienst Paydi­rekt nach jüngsten Angaben gerade einmal auf etwa 4,1 Millionen regis­trierte Nutzer.

"Wir haben sicher als deut­sche Kredit­wirt­schaft unter­schätzt, wie sehr die Kunden es mögen, nur mit einem Nutzer­namen und einem Pass­wort zu bezahlen", räumte Schmalzl ein. "Wir haben aus den Erfah­rungen mit Paydi­rekt gelernt und machen den Zugang für Kunden nun sehr viel einfa­cher", erklärte der DSGV-Vorstand. "Kunden müssen sich nicht mehr separat regis­trieren, sondern können mit ihren normalen Zugangs­daten für das Online-Banking eine Zahlung auslösen." Zugleich werde weiterhin das Paydi­rekt-Netz genutzt, das bereits mit der Hälfte der großen E-Commerce-Shops geknüpft sei.

"Paydi­rekt als opera­tive Betriebs­gesell­schaft werden wir weiter mit zusätz­licher Verant­wor­tung ausbauen und verstärken. Das ist weiterhin die Einheit für uns, die die Bezahl­ver­fahren im E-Commerce für uns orga­nisiert", erläu­terte Schmalzl.

Markt­anteil von "bis zu 50 Prozent" ange­strebt

Kurz­fristig sei im Online-Handel ein Markt­anteil "im hohen einstel­ligen Bereich" alleine durch das neue einheit­liche Bezahl­angebot ange­strebt, sagte Schmalzl. Derzeit decken Giropay und Paydi­rekt zusammen nach seinen Angaben etwa zwei Prozent des deut­schen Marktes für Online-Zahlungen ab. Mittel­fristig sieht die heimi­sche Branche Poten­zial, ihren Markt­anteil auf bis zu 50 Prozent zu stei­gern.

Ob das neue Angebot wirk­lich flächen­deckend ausge­rollt wird, hängt von den einzelnen Insti­tuten ab. "Am Ende ist das immer eine unter­neh­meri­sche Entschei­dung", sagte Schmalzl. "Es gibt aber einen breiten Konsens, dass es Sinn macht, kredit­wirt­schaft­liche Systeme weiter­zuent­wickeln und Bezahl­ver­fahren aus einem Guss anzu­bieten."

Giro­card soll inte­griert werden

Perspek­tivisch soll auch die Giro­card - die in Deutsch­land am meisten genutzte Debit­karte - inte­griert werden. "Natür­lich arbeiten wir auch an der Zusam­men­legung der Bezahl­ver­fahren an der Laden­kasse", bekräf­tigte Schmalzl. Bei der Giro­card gebe es aber keinen vergleich­baren Hand­lungs­druck. "Die Giro­card ist ein extrem beliebtes Produkt. Aller­dings verlangen Kunden und der Handel mittel­fristig eine Omni­kanal­lösung. Da gibt es für uns noch Konzept­arbeit zu tun."

Der nun begin­nenden schritt­weisen Zusam­men­füh­rung der Online-Bezahl­ver­fahren hatte das Bundes­kar­tellamt im Dezember zuge­stimmt. Aller­dings hatten die Wett­bewerbs­hüter deut­lich gemacht, dass im weiteren Verlauf noch Detail­fragen zu klären sind.

Schmalzl zeigte sich zuver­sicht­lich, dass es einen konstruk­tiven Dialog mit der Bonner Behörde geben wird. Es sei etwa "nicht mehr zeit­gemäß, dass Händler auf der Paydi­rekt-Basis bei Vertrags­ver­hand­lungen mit jeder einzelnen Bank oder Verbund­gruppe spre­chen müssen", erläu­terte Schmalzl. "Das ist auch eine Frage der Effi­zienz, dass man da nicht mehrere Verträge aushan­deln muss. Wir werden das Bundes­kar­tellamt in unsere entspre­chenden Planungen natür­lich recht­zeitig einbinden und etwaige Schritte abstimmen."

Wie bereits berichtet will die DKB anstelle von Giro­card und Credit Visa Card künftig eine Debit Visa Card zum Stan­dard machen.

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