Themenspezial: Verbraucher & Service Ratgeber

Black Friday & Co: So überleben Sie den Shopping-Marathon

Rück­wärts laufende Bestands­zähler oder Sand­uhren, in denen es schnell rieselt: So drängen Online­shops schon vor dem Black Friday zum Kauf. Und nur allzu leicht gibt der Käufer nach. Doch Preise verglei­chen lohnt sich.
Von dpa /

Black Friday und Cyber Monday stehen vor der Tür: Wer nun im Netz auf Schnäpp­chen­jagd geht, sollte nicht nur sein Wunsch­produkt möglichst genau kennen, sondern auch die übli­chen Preise dafür. Nur so lassen sich Rabatt­verspre­chen einordnen und Ange­bote verglei­chen. Am besten prüft man mit mindes­tens zwei Preis­such­maschinen, ob sich die jewei­lige Offerte nicht unter­bieten lässt, rät die Verbrau­cher­zentrale Rhein­land Pfalz.

Dazu addiert man noch die Versand­kosten, achtet auf die ange­gebene Liefer­zeit und zahlt besser nicht per Vorkasse. Wer sich zum Kauf hat drängen lassen, sollte zumin­dest im Nach­hinein den gezahlten Preis prüfen, raten die Verbrau­cher­schützer. Ist dieser zu hoch oder hat man eine viel zu lange Liefer­frist über­sehen, kann man versu­chen, den über­eilten Kauf kostenlos zu stor­nieren.

Das Wider­rufs­recht als Notnagel

Ist dies nicht möglich, bleibt immer noch das Wider­rufs­recht als Exit-Stra­tegie. Bei Online­käufen ist in der Regel der Widerruf des Kauf­vertrags bis zu 14 Tage nach Liefe­rung möglich - ohne dass ein Grund dafür ange­geben werden müsste. Aller­dings kann der Händler verein­baren, dass der Käufer die Rück­sende­kosten tragen muss.

Es kann aber auch noch andere Gründe für eine Rück­gabe geben als den Preis. Die Regio­nalen Netz­stellen Nach­haltig­keits­stra­tegien (RENN) raten, sich am besten schon vorher gründ­lich zu über­leben, ob der Neukauf eines Gerätes wirk­lich notwendig ist. Ein defektes Gerät repa­rieren zu lassen, sei etwa fast immer nach­haltiger, als ein neues Produkt zu kaufen - selbst wenn dieses ener­gieef­fizi­enter sein sollte. Black Friday: Nicht blindlings zuschlagen Black Friday: Nicht blindlings zuschlagen
Bild: dpa

Gar nicht oder gebraucht kaufen ist nach­haltiger

Auch einen Gebraucht­kauf kann man als Alter­native zum Neukauf in Erwä­gung ziehen, um Geld zu sparen und die Umwelt zu schonen, argu­mentieren die RENN weiter. Gerade bei Note­books oder Smart­phones gebe es von Herstel­lern oder großen Händ­lern Refur­bished-Programme, in deren Rahmen die Geräte rund­erneuert und meist mit Garantie wieder verkauft werden.

Note­books und Smart­phones sind übri­gens Gerä­teklassen, zu denen Händler häufig Gerä­tever­siche­rungen anbieten. Diese seien aber "alles andere als sinn­voll", warnt der Bund der Versi­cherten (BdV). Wer die Policen unter die Lupe nimmt, erkenne schnell, dass die ange­botene Absi­cherung über­flüssig sei - zumal beispiels­weise oft ein Dieb­stahl­schutz fehle oder es in der Praxis im Fall eines Dieb­stahls häufig zur Leis­tungs­verwei­gerung seitens der Versi­cherung komme.

Gerä­tever­siche­rungen lohnen sich nicht

Kritisch sei auch, dass es sich bei den Geräte- meist um Zeit­wert­versi­cherungen handelt, die nur den aktu­ellen Wert erstatten. Doch gerade bei Smart­phones sei der Wert­verfall hoch. Oben­drein sähen die Policen oft noch eine Selbst­betei­ligung vor, die sich laut BdV an der Höhe des Kauf­preises orien­tiert. Besteht eine Haus­ratver­siche­rung, sei das Smart­phone darüber zum Neuwert versi­chert - bei Raub, Einbruch- und teils sogar bei Trick­dieb­stahl.

Fünf Tipps gegen den Schnäpp­chen-Wahn

Ist das jetzt wirk­lich ein Schnäpp­chen oder hätte es das auch schon vor zwei Wochen zu dem Preis gegeben? Bei Rabatt­aktionen wie dem aktu­ellen Black Friday werden online unzäh­lige tech­nische Geräte ange­boten. Was da ein guter Preis ist - und was nur als solcher beworben wird - ist nicht immer klar. Das Euro­päische Verbrau­cher­schutz­zentrum (EVZ) rät deswegen zur Geduld und gründ­licher Recherche - und nennt ein paar Tricks gegen Spon­tankäufe.

1. Vorsicht bei Werbe­verspre­chen

Satte Rabatte von bis zu 70 Prozent werden gerne mal beworben. Diese beziehen sich in der Regel auf den vom Hersteller empfoh­lenen Verkaufs­preis für den Handel. Diese UVP ist aber kaum ein markt­übli­cher Preis, erklärt das EVZ. Ob es wirk­lich ein Schnäpp­chen ist, prüft man besser noch einmal über die gängigen Preis­such­maschinen und Ange­bote im statio­nären Handel. Dort kann man durch Handeln häufig Nach­lässe erhalten.

2. Um welches Produkt handelt es sich genau?

Manch ein Rabatt­angebot ist auf den zweiten Blick gar nicht günstig. Oft unter­scheiden sich einzelne Produkte nur durch geringe Vari­anten im Namen oder der Produkt­nummer. Deswegen lohnt immer ein genauer Blick in die Produkt­beschrei­bung. Entspricht sie der ange­botenen Ware? Viel­leicht ist das güns­tige Note­book ja in Wirk­lich­keit eine wesent­lich schwä­cher ausge­stat­tete Vari­ante mit ähnli­cher Produkt­bezeich­nung. Nicht nur online: Auch der Einzelhandel macht mit Nicht nur online: Auch der Einzelhandel macht mit
Bild: dpa

3. Bedin­gungen gut prüfen

Was kostet der Versand? Und wie sieht es mit der Liefer­zeit aus? Wer das nicht vor dem Kauf prüft, wartet nachher ewig auf seine Ware - oder ärgert sich über hohe Versand­kosten.

4. Thema Sicher­heit - Achtung bei Vorkasse

Manch eine Schnäpp­chen­bude schickt Ware nur gegen Vorkasse. Hiervor warnen die Verbrau­cher­schützer ausdrück­lich. Besser sind Händler mit etablierten Zahlungs­wegen wie Rech­nung, Kredit­karte oder Zahlungs­dienst­leister wie Paydi­rect, Apple Pay, Google Pay oder PayPal. Dadurch sinkt das Risiko, auf Betrüger herein­zufallen und am Ende ohne die Ware dazu­stehen.

5. Wunsch­listen anlegen

Klingt simpel, kann aber eine echte Hilfe sein. Statt spontan zu kaufen, packt man ein Produkt erst einmal auf eine Wunsch­liste und verschiebt den Kauf auf später. Manche Online­händler bieten das für das eigene Nutzer­konto an. In der Zwischen­zeit schenken es einem viel­leicht Freunde - entspre­chende Konto­einstel­lungen voraus­gesetzt - oder man stellt fest, dass man das Produkt viel­leicht doch nicht so drin­gend braucht.

Black-Friday-Rummel zieht sich in die Länge

Ein Schnäpp­chentag ist nicht genug: Immer mehr Online-Händler machen aus dem Rabatt-Festival Black Friday am 29. November eine ganze Sonder­ange­bots­woche oder gar einen Black-Friday-Monat. Haupt­sache, die Kauf­lust der Kunden wird ange­stachelt. Kleiner Wermuts­tropfen dabei: Eine aktu­elle Preis­studie zeigt, dass die Preis­senkungen an den Rabatt­tagen oft gar nicht so spek­takulär sind wie von den Kunden erhofft.

Einer der Vorreiter bei der immer längeren Schnäpp­chen­jagd ist Amazon. Der US-Inter­netgi­gant lockt in diesem Jahr erst­mals gleich mit einer ganzen Black-Friday-Woche, die schon sieben Tage vor dem eigent­lichen Schnäpp­chentag begonnen hat. Amazon ist nicht allein: Die Elek­tronik­handels­kette Saturn lud zum Black Weekend ein und der Online-Möbel-Verkäufer Home24 wirbt seit Anfang November gar mit einem ganzen Black Month, also einem ganzen Rabatt­monat, um Kunden.

"Rabatt­anlässe sind sehr wichtig für den Handel", erklärt Stefan Hertel vom Handels­verband Deutsch­land (HDE). Durch Rabatt­aktionen könnten die Händler auf sich aufmerksam machen und neue Kunden gewinnen.

Verbrau­cher warten zum Teil auf Rabatt-Tage

Tatsäch­lich zeigt der Reklame-Rummel Wirkung: Nach einer Umfrage der Unter­nehmens­bera­tung PwC wollen mehr als zwei Drittel der deut­schen Verbrau­cher (71 Prozent) in diesem Jahr den Black Friday oder den unmit­telbar folgenden Cyber Monday zum Shoppen nutzen. Andere Umfragen kommen auf etwas nied­rigere, aber immer noch beein­druckende Teil­nahme­quoten. Der HDE rechnet an beiden Rabatt­tagen mit Umsätzen von zusammen rund 3,1 Milli­arden Euro. Gegen­über dem Vorjahr wäre das eine Stei­gerung um 22 Prozent. Ein Groß­teil der Schnäpp­chen­jagd findet online statt, doch auch in den Einkaufs­straßen und Shop­ping-Centern wird es am 29. November viele Sonder­ange­bote geben.

Preisvergleich lohnt: Nicht jedes Schnäppchen ist wirklich eines Preisvergleich lohnt: Nicht jedes Schnäppchen ist wirklich eines
Bild: dpa
Aller­dings sind die Preis­nach­lässe am Black Friday laut einer Studie des Preis­vergleichs­portals Idealo trotz aller voll­mundigen Ankün­digungen häufig eher bescheiden. Die Marken­beob­achter hatten im vergan­genen Jahr rund um den Black Friday die Preis­entwick­lung bei mehr als 2500 Produkten beob­achtet. Das Ergebnis: Drei Viertel der Produkte waren am Schnäpp­chentag zwar güns­tiger als in den vier Wochen davor. Doch lag die durch­schnitt­liche Prei­ser­sparnis in den 50 wich­tigsten Produkt­kate­gorien ledig­lich bei 6 Prozent. Nur jedes siebte über­prüfte Produkt verdiente mit einer Preis­redu­zierung um mindes­tens 20 Prozent wirk­lich den Namen Schnäpp­chen.

Wer richtig günstig einkaufen wolle, müsse vor allem flexibel sein, raten die Markt­beob­achter. Wer nicht auf ein bestimmtes Modell, eine gewünschte Ausstat­tung oder Farbe fest­gelegt sei, erhöhe seine Chancen deut­lich. Die Verbrau­cher­zentrale rät den Bundes­bürgern, bei der Schnäpp­chen­jagd auf jeden Fall einen kühlen Kopf zu bewahren. Preis­vergleiche in Such­maschinen könnten sich mehr lohnen als Sonder­ange­bote am Akti­onstag.

Weih­nachts­geschäft nach Black Friday oft schwach

Für den Handel sind die Schnäpp­chen­tage zu Beginn der Weih­nachts­saison ohnehin ein zwei­schnei­diges Schwert. Denn Verkaufs­erfolge am Rabatt-Tag bedeuten nicht unbe­dingt auch ein gutes Weih­nachts­geschäft.

Etliche Händler haben diese Lektion in den vergan­genen Jahren schmerz­haft lernen müssen. So war der Black Friday 2017 für die Elek­tronik­ketten Media Markt und Saturn zwar der umsatz­stärkste Tag in der Unter­nehmens­geschichte. Doch dieser Erfolg kam die Ketten teuer zu stehen. Das folgende Weih­nachts­geschäft verlief deut­lich schlechter als erhofft, weil offenbar viele Kunden den Rabatttag genutzt hatten, um sich schon mit Weih­nachts­geschenken einzu­decken. Unter dem Strich machte der Elek­tronik­händler im wich­tigen Weih­nachts­geschäft am Ende deut­lich weniger Gewinn als erwartet.

"Ein wich­tiger Teil der Umsätze an Black Friday und Cyber Monday sind nicht etwas Mehrum­sätze, sondern gezielte und verscho­bene Käufe", sagt denn auch Nina Schar­wenka, Handels­expertin bei der Unter­nehmens­bera­tung Simon-Kucher. Die Händler müssten deshalb bei den Preis­senkungen sehr gezielt agieren, "um die Profi­tabi­lität des gesamten Jahres nicht zu gefährden". Pauschale Rabatte wie "30 Prozent auf alles" seien ein No-Go.

Kommt jetzt bald der Black Friday Spring?

Nach einer Studie des Insti­tuts für Handels­forschung (IfH) in Köln, nutzen fast zwei Drittel der Online-Shopper, die am Black Friday zuschlagen, den Anlass auch schon für Weih­nachts­einkäufe.

Geliebt oder unge­liebt: Verschwinden wird der Black Friday wohl nicht mehr - im Gegen­teil. In abseh­barer Zeit könnte es noch mehr solcher "künst­lichen" Rabatt­anlässe geben. In den USA finden Verbrau­cher neben dem klas­sischen Black Friday Ende November auch schon eine Früh­lings­version des Schnäpp­chen-Tages: den Black Friday Spring.

Nicht alle Shops im Internet sind seriös und achten die gesetz­lich verbrieften Rechte der Kunden. Bei Fake-Shops droht Gefahr. Auf diese Krite­rien sollten Sie daher beim Online-Einkauf achten.

Mehr zum Thema Online-Shopping