ifo-Forscher sehen keinen Nutzen in schnellem Internet-Ausbau
Ist der Breitbandausbau in Deutschland übertrieben?
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Das Münchner ifo-Institut zweifelt am Nutzen eines
raschen und flächendeckenden Breitband-Ausbaus in Deutschland. "Alle
Informationen, die wir haben, deuten darauf hin, dass die besonders
schnellen Internet-Verbindungen derzeit nur geringfügig genutzt
werden von den Verbrauchern und den Unternehmen", erklärte Oliver
Falck, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue
Technologien, heute in München. "Daher sollte der Staat hier
nicht breitflächig ohne Rücksicht auf Nutzerzahlen ausbauen."
Andernfalls bestünde die Gefahr, dass Steuergelder verschwendet würden. Das schließe punktuelle Ausbauhilfen zwar nicht aus, zumindest mittelfristig erscheine aber ein flächendeckender Ausbau von Glasfaser-Verbindungen bis zum Endkunden, der Milliardeninvestitionen erfordere, "weder notwendig noch finanzierbar."
ifo-Institut sieht Datennutzung per Handy auf dem Vormarsch
Ist der Breitbandausbau in Deutschland übertrieben?
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Laut Falck sind Anschlüsse mit Übertragungsraten von mehr als 16 MBit/s
in rund 86 Prozent der Haushalte verfügbar, aber
nur gut 43 Prozent davon würden tatsächlich genutzt. Zudem laufe die
Datennutzung zunehmend mobil über das Handy oder andere tragbare
Geräte. Dabei geht es Falck vor allem um
die nächste Handynetz-Generation 5G.
Die Bundesregierung bringt derzeit den Ausbau des schnellen Internets vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Niedersachsen voran. Dazu genehmigte das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Anträge zum Breitbandausbau von 777 Millionen Euro, wie am Vortag bekannt geworden war.
Direkte Glasfaserleitungen bis zu den Kunden sind in Deutschland derzeit nur in kleiner Anzahl vorhanden: Nach einer Studie des VATM zusammen mit Dialog Consult haben 2,7 Millionen Haushalte technisch die Möglichkeit, solche Anschlüsse zu buchen - nur ein kleiner Anteil bucht die Leitungen aber tatsächlich.